Wie handelt oder feilscht man richtig?

Wie handelt oder feilscht man richtig?
Wie handelt oder feilscht man richtig?

Für mich gehört es einfach zum Urlaubsspaß dazu: das Handeln oder Feilschen auf dem Markt, im Souk, an den Souvenirständen. Aber ich weiß, das geht längst nicht allen Reisenden so. Ganz häufig höre ich:

  • „Ich kann das nicht…“
  • „Feilschen ist mir unangenehm…“
  • „Ich fühle mich gar nicht wohl dabei…“

Wie geht es Euch? Handelt ihr gern den zunächst genannten Preis herunter, ist das Feilschen für Euch ein Spaß, ein Sport – oder eher etwas, was ihr lieber vermeidet? Ich habe einmal versucht, meine persönlichen Tipps zum Handeln auf Reisen zusammenzufassen.

 

Auf Facebook hatte sich zu diesem Blogbeitrag schon vor ein paar Jahren eine längere Diskussion entwickelt - und ich bin als bekennende Feilscherin ganz klar in der Minderheit. Die klare Mehrheit findet das Feilschen unangenehm. Man will wissen, was etwas kostet, und dann ganz in Ruhe überlegen, ob kaufen oder nicht. Als nervig wird auch vor allem das Genöle, speziell im arabischen Raum, empfunden. Und wenn das Feilschen viel zu belastend ist, kauft man lieber gar nichts. Dazu trägt sicher auch das Gefühl bei, sowieso immer übers Ohr gehauen zu werden.

 

Spannend auch der Hinweis, dass man, wenn man als Ausländer vor Ort lebt, gar nicht anders kann, als zu handeln, weil man sonst einfach keine fairen Preise zahlen würde.

 

Dieser Beitrag wurde erstmals am 23.10.2013 und erneut am 01.09.2014 veröffentlicht. Für diese Neu-Veröffentlichung habe ich ihn überarbeitet und neue Fotos eingefügt.

8 Tipps zum Handeln auf Reisen

Greenmarket Square, Kapstadt
Greenmarket Square, Kapstadt

1. Habt Spaß daran. Feilschen kann oft lange dauern und in vielen Ländern gehört das Handeln um den guten Preis einfach dazu - also warum nicht einfach genießen? Beim Einkauf auf Reisen ist oberstes Gebot, sich Zeit zu nehmen. Wer den Markt und die Händler in Ruhe beobachtet, weiß, welche Waren es gibt und auf welche Art und Weise sie verkauft werden.

2. Da die Preise nur in den seltensten Fällen in Euro angegeben sind, muss man beim Einkauf ohne feste Preise entweder sehr gut Kopfrechnen können, oder man hilft sich mit einem Spickzettel, auf dem der Umtauschkurs für die Landeswährung in leicht nachvollziehbaren Stufen notiert ist.

3. Dazu gehört, quasi als Basis: versucht, die üblichen Preise herauszufinden und dann entscheidet, wie viel ihr ausgeben möchtet. Damit habt ihr schon einmal ein „Gerüst“ für das Handeln. Müsst ihr am Ende weniger zahlen – wunderbar, aber nehmt euch fest vor, nicht mehr zu bezahlen. Sinnvoll ist auch, anderen Kunden beim Feilschen zuzuschauen, dabei die Verkaufsargumente der Händler kennenzulernen und sich zu merken, wie viel Geld die anderen bezahlen. Dabei erhält man auch einen Überblick übers Warenangebot und kann den einen oder anderen Verkaufstrick schon mal enttarnen.

4. Tut so, als wärt ihr gar nicht interessiert an der Ware. Wenn nämlich deutlich wird, dass ihr etwas unbedingt haben möchtet, schießt der Preis unweigerlich in die Höhe. Und falls ihr etwas unbedingt haben wollt: jetzt ist Zurückhaltung angesagt. Wartet und gebt ein eigenes Gebot so spät wie möglich ab. Viel leichter lässt es sich feilschen, wenn der Händler den ersten Schritt macht. Und dann fragt nach, wie weit er mit dem Preis heruntergehen kann.

Queen Victoria Market, Melbourne
Queen Victoria Market, Melbourne

5. Bei all dem: Charme, Charme, Charme! Mit einem Lächeln erreicht man weitaus mehr als mit einer zornigen Stimme. Bleibt immer freundlich. Achtet den Verkäufer! Ein nettes Wort drückt schon mal den Preis. Gleichzeitig hilft immer auch eine lebendige Mimik, ein wenig Schauspielern: wie z. B. entsetzt dreinschauen, seufzen oder die Stirn runzeln ... Aber nicht vergessen: freundlich und ruhig bleiben: es wird nur geblufft. Wenn der Handel mit einem Handschlag besiegelt wurde, ist all dies wieder vergessen.

6. Wenn ihr merkt, dass alle Mühen vergebens sind, dann hilft nur akzeptieren und es anderswo erneut zu versuchen. Jeder Verkäufer muss seinen Lebensunterhalt verdienen und ist seinen Kaufinteressenten nichts schuldig. Habt keine Scheu, einfach mit einem freundlichen Gruß zu gehen, wenn Ihr die Ware nicht zum gewünschten Preis bekommt. Wenn das Angebot angemessen war, stehen die Chancen nicht schlecht, dass der Händler euch folgt, um die Verhandlung wieder aufzunehmen. Tut er es nicht – nun gut, dann bekommt man aber ein Gefühl dafür, wie niedrig der Preis sein darf.

7. Wendet beim Besuch im Souk, auf dem Markt die "Guter Cop, böser Cop"-Technik mit dem Händler an, geht also nicht allein, sondern nehmt einen Partner mit. Dieser kann dann den härteren Kurs fahren. Wenn der Händler den Eindruck gewinnt, dass der Partner eine Kaufentscheidung ins Schwanken bringt, kann das ein Angebot viel attraktiver machen.

8. Welche Tageszeit die beste für Schnäppchen ist – dazu gibt es unterschiedliche Angaben. Manchmal hoffen Händler auf einen frühen Verkaufserfolg und damit ein gutes Omen für den kommenden Markttag. Auf Lebensmittelmärkten ist es eher günstig, kurz vor Schluss kaufen zu wollen. Denn wer will seine Ware schon wieder mit zurück nach Haus nehmen? Aber Vorsicht: kein Händler lässt sich auf Diskussionen ein, wenn der Laden voller Kunden ist.

... nicht vergessen!

Auf dem Markt
Auf dem Markt

Bei allem Spaß, den erfolgreiches Feilschen vermitteln kann, sollte man aber das Maß nicht verlieren: Wenn es um ein paar Tomaten beim Gemüsehändler in der Türkei geht, sollte man auch wissen, wann es Schluss mit dem Handeln ist und den geforderten Preis bezahlen.

 

Und wie sind Eure Erfahrungen?

Habt ihr schon einmal besonders günstig eingekauft

– dann verratet mir doch, wie?

 

Oder habt ihr das Gefühl, schon mal so richtig übers Ohr

gehauen worden zu sein

– auch das finde ich spannend zu erfahren.

 

Und die ultimativen Tipps zum Feilschen könntet ihr auch noch verraten…

Kommentare: 8
  • #8

    Beate (Dienstag, 17 August 2021 07:09)

    Wow! Du hast ja auch die alten Kommentare aufgehoben! An meiner Einstellung hat sich seit 2013 übrigens nichts grundlegend geändert.
    Und was würde ich momentan so gerne wieder feilschen! Auf dem großen Basar in Istanbul, auf einem afrikanischen Markt, irgendwo in Indien ...

  • #7

    DieReiseEule (Samstag, 07 August 2021 14:07)

    Zu Punkt 2: Da gibts inzwischen doch super Umrechnungs-Apps für. Ich nutze auf meinem Android Handy die App Währung plus. Bis zu 5 verschiedene Währungen werden mir gleichzeitig angezeigt.

    Aber insgesamt gehöre ich leider auch zur Fraktion: Ich kann das nicht. Es ist mir peinlich. Ich fühle mich immer über das Ohr gehauen.
    Wahrscheinlich ist das typisch deutsch, dass man sich auf Festpreise fixiert.

    Liebe Grüße
    Liane

  • #6

    Socko (Mittwoch, 10 September 2014)

    Es kommt eben immer ganz darauf an, wo man hinreist. In vielen Ländern ist das handeln ganz normal, wir Deutschen sind da etwas komisch. :)

  • #5

    Grenzenlos (Montag, 01 September 2014 17:50)

    Ich handle eigentlich ständig, denn ohne handeln wären unsere Reisen mindestens 1 Drittel teurer. Es ist halt ein Unterschied ob man 2 Wochen oder 2 Jahre unterwegs ist. Handeln macht mir auch Spaß und Freude. Die Tipps finde ich gut.
    LG Wi grenzenlos

  • #4

    Der Sinograph (Samstag, 30 November 2013 18:04)

    Zu Punkt 3:

    Ich finde die Verkaufsargumente eigentlich nicht sonderlich wichtig, zumindest nicht in China und Ostasien, wo ich mich mehrere Jahre lang aufgehalten habe.

    Im Endeffekt geht es darum, ob das, was ich höchstens bereit bin zu zahlen. mit dem übereinstimmt, was der Händler mindestens verdienen will. Der Rest ist Theater, das man mitmachen kann aber auch nicht mitmachen muss.

    Das einzige, was vielleicht noch wichtig ist: Der Stolz der Verkäufers. Wenn du ihn wie einen kleinen Betrüger behandelst, wird er dich weniger mögen und tendenziell einen höheren Preis verlangen.

    Meine Beobachtung ist allerdings, dass Chinesen eher nüchterne Rechner sind und Araber eher emotional verkaufen.

  • #3

    Beate (Mittwoch, 06 November 2013 03:42)

    GENAU SO geht Feilschen! Vielleicht noch zu ergänzen: der Tourist, der nicht handelt, wird oft einfach nur für strohdumm gehalten. Er verdirbt die Preise und darüber hinaus dem Händler die Freude an seinem Job. Wer schon mal einen Tag lang als Verkäufer auf einem Flohmarkt in Deutschland gearbeitet hat, wird das sofort nachvollziehen können.
    Wichtigstes Gebot: locker bleiben, dann ist das Feilschen ein Spaß für alle Beteiligten. Wobei ich gestehen muss: wenn ich drei Wochen lang um jede einzelne Orange und jede Tasse Tee feilschen muss, dann nervt mich das auch! Aber beim ägyptischen Goldarmband, dem marokkanischen Messingtablett oder dem indischen Wandteppich, da lohnt es sich und bedeutet zudem ein Urlaubs-Erlebnis und eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

  • #2

    Hedi (Samstag, 26 Oktober 2013 12:29)

    Moin, Ulrike!
    Ich finde es auch nervig.
    Das ist eines von den Dingen, die man beim Leben auf einem anderen Kontinent über sich herausfindet, nämlich wie deutsch man ist und bleibt.
    Ich kommuniziere wirklich gerne mit Menschen, aber diese Feilscherei ist ermüdend; ein Spiel, das immer wieder gespielt wird, bei dem jeder die Spielregeln kennt und jeder so tut als ob.
    Und wenn der Händler ich übervorteilt? Na und? Keiner hat mich gezwungen, und in seinen Augen bin ich sowieso furchtbar reich. Und, wie du ganz richtig anmerkst, ist Feilschen nicht immer angebracht.
    Die ganz professionellen Händler gehen mir einfach auf den Keks. Ich brauche keine Teppiche mehr!
    LG Hedi

  • #1

    Tina (Donnerstag, 24 Oktober 2013 10:22)

    Hallo Ulli!
    Also ich feilsche nicht gerne. Dazu müßte man ja eigentlich immer ziemlich genau wissen, was der jeweilige Artikel in dem jeweiligen Land eigentlich wert ist, gemessen an Fertigungskosten,Lebenshaltungskosten,Einkommen, etc.. etc... Und das weiß ich echt nur sehr selten. Wenn ich auf einem Bazar etwas sehe, das mir gefällt, überlege ich, wieviel es MIR wert wäre. Und wenn ich dann den Preis des Händlers höre und der liegt meistens unter dem, was ich bereit bin zu zahlen, dann handele ich nicht noch rum. Trotzdem habe ich meistens hinterher das Gefühl, dass der Händler es ist, der das Schnäppchen gemacht hat ;-)
    Aber damit kann ich leben, aber ich bin wohl eindeutig eine "Festpreis"-Liebhaberin. Feilschen ist mir lästig. Es gibt viele andere Dinge auf Reisen, die ich lieber mache.