Das Autofahren in den USA. In der Tat, dazu gibt es einiges zu bemerken. Das Tanken hatte mich ja aus anderen Gründen schon einmal zu einem Beitrag veranlasst.
Ja es stimmt, Autofahren in den USA ist viel entspannter als auf verstopften deutschen Autobahnen. Es ist auch nicht schwieriger als anderswo (vor allem gibt es keinen Linksverkehr - aber das wäre ein anderes Thema), aber es gibt kleine Unterschiede. Interessant auch, was Janine dazu aus Washington berichtet.
Mietwagen und Versicherungen
Wer für die USA ein Auto mietet, sollte sich beim Vermieter nach den genauen Konditionen erkundigen. Denn nicht alle Firmen verlangen das gleiche Mindestalter des Fahrers. Einen internationalen Führerschein braucht man (irgendwo habe ich gelesen mit Ausnahme von Georgia?? - kann es aber nicht verifizieren) nicht - schädlich ist der aber auch nicht (falls sowieso vorhanden). Versicherungen im Paket der Autovermieter gibt es unterschiedliche, was ist was?
CDW (Collision Damage Waiver) = Haftungsausschluss für Beschädigung (kann aber auch Verlust einschließen)
LDW (Loss Damage Waiver) =Haftungsausschluss für Verlust / Beschädigung
LIS (Liability Insurance Supplement) =Haftpflicht - Zusatzversicherung
PAI (Personal Accident Insurance) =Insassen - Unfallversicherung
PEC (Personal Effects Coverage) =Gepäckversicherung
Die Vollkaskoversicherung (Collison Damager Waiver, kurz: CDW), auch Loss Damage Waiver (LDW) genannt, ist bei deutschen Veranstaltern oft automatisch im Mietpreis enthalten. Beim Abholen des Wagens wird man fast immer noch einmal gefragt, ob man eine CDW/LDW abschließen will. Dies muss nicht heißen, dass man „übers Ohr gehauen“ werden soll, vielmehr können Schalterkräfte nicht jedes im Ausland erhältliche Mietwagenpaket kennen. Bei Buchung eines Mietwagens in Deutschland wird die Haftung normalerweise eingeschlossen sein und zwar ausreichend. Ratsam wegen der Haftpflicht ist auf jeden Fall, alle Personen, die das Auto fahren werden, in den Mietvertrag eintragen zu lassen.
Carpool Lane und Höchstgeschwindigkeit
Bei uns unbekannt, in den USA öfters zu sehen: die Carpool Lane (gekennzeichnet durch eine weiße Raute auf der Fahrbahn), diese darf man befahren, wenn man mindestens zu zweit im Wagen sitzt oder ein Elektro- oder Hybridfahrzeug fährt. Zuwiderhandlungen sind richtig teuer.
Die Geschwindigkeitsbegrenzung - auf Schnellstraßen in der Regel 55 bis 65 Meilen (88-104 km/h), in den weitläufigen Staaten des Westens 70 oder 75 Meilen (75 Meilen = 120 km/h), in Ortschaften 25-30 Meilen (40-48 km/h) - ist streng einzuhalten. Überschreitungen werden teuer. Generell wird in den USA rücksichtsvoller und weniger aggressiv gefahren als bei uns. Das gilt auch gegenüber Fußgängern.
Eine amerikanische Besonderheit ist, dass die rechte Fahrspur plötzlich zur Rechtsabbiegerspur werden kann. Dies wird durch den Verkehrshinweis „this lane must turn right” angezeigt. Befindet man sich auf dieser Spur, muss man rechts abbiegen. Wer nicht genau weiß, wie lange er noch fahren muss, sollte daher immer die mittleren Fahrspuren benutzen, sonst kann es vorkommen, dass man unfreiwillig den Highway verlassen muss. Manchmal endet die rechte Fahrspur auch unvermittelt, was mit dem Verkehrshinweis „Right lane ends – through traffic merge left“ vorher angezeigt wird.
Ein generelles Überholverbot besteht vor unübersichtlichen Stellen sowie vor Kuppen, Kreuzungen und Kurven. Auf mehrspurigen Straßen kann man auch außerhalb geschlossener Ortschaften rechts überholen.
Straßen und Orientierung: In Amerika geht alles nach Nummer. An vielen Kreuzungen werden keine Orte ausgeschildert, sondern nur die Nummern der Straßen mit der Angabe der Himmelsrichtung. Straßen/Highways mit ungeraden Zahlen laufen meist in Nord-Süd-Richtung, mit geraden in West-Ost-Richtung. Zahlreiche Highways, Tunnels und Brücken sind mautpflichtig. Für die Maut sollte man am besten immer ein paar Quarters (25-Cent-Münzen) bereithalten.
Parken in den USA
Vor Hydranten, Bushaltestellen und Ausfahrten zu parken, kann viel Ärger machen. Außerhalb von Orten ist das Halten und Parken auf der Fahrbahn verboten. In Notfällen muss das Fahrzeug von der Fahrbahn entfernt werden. Man sollte sich an die farbigen Bordsteinmarkierungen halten:
Rot: absolutes Halteverbot
Gelb/Schwarz: Ladezone
Weiß: fünf Minuten während der Geschäftszeiten
Grün: zehn Minuten während der Geschäftszeiten
Blau: nur für Behinderte
In Orten mit starkem Straßengefälle (beispielsweise in San Francisco) müssen zudem die Räder beim Parken immer in Richtung Gehweg eingeschlagen werden, damit bei Versagen der Bremse das Auto vom Bordstein gebremst wird.
Der blaue Parkausweis für Schwerbehinderte (EU-einheitliche Parkausweis) wird in der Regel in den USA anerkannt. Auf der Webseite
FIA Guide for the disabled traveller wird empfohlen, dass man den Parkausweis des Heimatlandes auch in den USA nutzen soll. Gut sichtbar ausgelegt hinter der Windschutzscheibe haben wir bisher nie damit Probleme gehabt. Streng genommen könnte man beim DMV kostenlos eine rote Disabled Traveler Placard beantragen.
An den berühmten gelben Schulbussen darf man, wenn sie halten und das Warnblinklicht leuchtet – auch in der Gegenrichtung – nicht vorbeifahren. Erst wenn die Blinklichter ausgeschaltet sind, darf auf beiden Fahrspuren weitergefahren werden.
Die Promillegrenze beträgt 0,8. Prinzipiell ist es verboten, unter Alkoholeinfluss ein Fahrzeug zu führen (DUI, driving under influence). Alkoholtests und Blutproben werden rigoros eingesetzt. Für Fahranfänger und unter 21-Jährige sowie für Fahrer von Mopeds und Motorrollern gelten 0,0 Promille. Angebrochene Alkoholika dürfen nur im Kofferraum transportiert werden, in Wohnmobilen außerhalb der Reichweite des Fahrers. Unter 21-Jährige dürfen keine Alkoholika mit sich führen.
amerikanische Ampeln
Besonderheiten gibt es, was Ampeln angeht. Ampeln hängen über der Kreuzung oder stehen erst am Straßenrand dahinter. Mit Ausnahme einiger Bundesstaaten ist es erlaubt, nach vollständigem Ampelstopp vorsichtig bei Rotlicht rechts abzubiegen, wenn es nicht ausdrücklich untersagt ist (»no right turn on red«). Bei Stoppschildern gilt die Regel: dasjenige Fahrzeug, das zuerst an der Kreuzung stoppt, darf auch zuerst fahren, dann das zweite usw.
Spezialbegriffe
Bump, Dip Bodenwelle, Mulde
Detour Umleitung
Do not pass Überholverbot
Flagman ahead Baustelle - auf Handzeichen achten
Form Single Lane Verengung auf eine Spur
Junction Kreuzung
No U-Turn Wenden verboten
No Trespassing Zufahrt/Zutritt verboten
Ped Xing Fußgängerüberweg
Rest Area Rastplatz (meist links abzufahren)
Wrong way Einfahrt verboten
Yield Vorfahrt achten
Bleibt bei einer Polizeikontrolle im Auto sitzen. Amerikanische Polizisten verstehen wenig Spaß. Öffnet das Wagenfenster, lasst die Hände sichtbar am Lenkrad und wartet auf die Anweisungen des Polizeibeamten. Beifahrer bleiben auch ruhig, lassen ihre Hände nicht im Rucksack, in ihrer Handtasche oder Ähnlichem verschwinden. Und immer freundlich bleiben.
Und Ihr? Habt Ihr noch besondere Hinweise zum Autofahren
in den USA? Habt Ihr Erfahrungen, die das Erzählen wert sind?
Ich freue mich auf Eure Kommentare und Ergänzungen!
Dieser Beitrag wurde erstmals am 19.02.2014 veröffentlicht und ist für die Neu-Veröffentlichung nur geringfügig aktualisiert worden.
Kommentar schreiben
Mercedes (Donnerstag, 20 Februar 2014 08:58)
Hallo Ulli,
das letzte Mal war ich 2005 in den USA unterwegs, allerdings im Westen. Obwohl ich alleine unterwegs war, hatte ich nie Schwierigkeiten. Im Jeep war kein Navi, so fragte ich an Tankstellen nach, wenn ich gar nicht mehr weiter wußte. Und überall druckten sie mir Routenpläne aus und informierten mich optimal. Wie gesagt, das war 2005 und ich war ohne Internet, Handy, Navi und weiteren technischen Hilfsmittel unterwegs. Selbst als ich in San Diego versehentlich auf eine Militärbasis eingebogen bin, wurde ich äußerst freundlich wieder zurück zur Autobahn begleitet. Ich hatte auch dort nie Furcht. Das Wechseln der Fahrbahnen verlief entspannt, kein Drängeln, Hupen, Lichthupen, alles verlief entspannt. Einzig der Autobahnwechsel um Los Angeles, als ich auf einer sechspurigen Bahn von der ganz rechten Spur zur ganz linken wechseln mußte, und das eigentlich viel zu spät sah, war ein wenig aufregend, klappte aber auch. Also - ganz entspannt fahren, sich an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halten - und das Fahren macht Spaß. So war es im Westen.
Mareike (Freitag, 21 Februar 2014 08:40)
Liebe Ulli,
ich möchte noch ergänzen, dass die Promillegrenze in den USA von Staat zu Staat variiert, denn hier macht jeder Staat seine eigenen Gesetze.
Bei Parkverstößen (auch wenn man nur mal "vergisst", ein Ticket zu ziehen), reagieren die Polizisten sehr rigoros & schnell. Das kann sehr teuer werden.
Ansonsten beschreibst Du alles detailliert & ich kann Dir nur zustimmen - das Fahren ist - wenn man sich an die Regeln hält - in den Vereinigten Staaten sehr entspannt!
Liebe Grüße - Mareike
Janine (Freitag, 27 Februar 2015 00:01)
Super zusammengefasst. Das Auto fahren macht hier schon viel Spaß, obwohl mir die Straßenführung zuweilen immer noch zu schaffen macht. Insgesamt ist es aber viel entspannter als in Deutschland. Ich würde das gerne mal demnächst auf meinem Blog verlinken! Lieben Gruß, Janine
Nick (Freitag, 27 Februar 2015 08:46)
Ausserhalb von Ortschaften auf dem Highway ist es definitiv sehr entspannt zu fahren, fast schon langweilig kann man sagen. Wir haben unsere ersten Erfahrungen aber im Miami gemacht, was gemäss aussagen von verschiedenen Amerikaner die schlimmste Stadt ist zum fahren. Speziell auf dem Highway, wo es nicht nur auf der rechten Seite Ausfahrten hat.