Da ist mir doch glatt mal wieder ein Thema zum Kapitel „Wo wir wohnen“ eingefallen. Woran das liegt? Ganz klar, ich hatte erneut den Auftrag, den Berliner Zweig der Familie mit Lebensnotwendigem zu versorgen… genauer gesagt mit Senf. Der allerdings heißt hier, wenn er richtig gut schmecken soll gar nicht Senf sondern Mostert. Und dieser Mostert kommt nicht aus der Tube, ist schon gar nicht aus einer Flasche zu drücken - nein, der kommt seit jeher aus einem hübschen blaugrauen Steinguttöpfchen.
Aber jetzt mal der Reihe nach. ABB Aechter Düsseldorfer Mostert g.g.A., das ist scharfer, malzig-brauner Senf aus brauner und gelber Senfsaat, der nach einer Rezeptur aus dem 18. Jahrhundert in Düsseldorf hergestellt wird. Die Gründung der ältesten Senfmanufaktur Deutschlands geht auf das Jahr 1726 zurück und so schreibt der ABB Aechter Düsseldorfer Mostert inzwischen seit 288 Jahren Senfgeschichte. Seit 2012 trägt ABB den von der EU Kommission verliehenen Status g.g.A. (geschützte geografische Angabe). Das bedeutet, dass die Namen solchen Produkten vorbehalten sind, die aus Düsseldorf stammen und dabei die Vorgaben des zugrunde liegenden Antrags erfüllen.
Der Düsseldorfer Mostert ist weniger scharf als der überall zu kaufende Düsseldorfer Löwensenf, dennoch wunderbar würzig und ich finde, er hat mehr Geschmacksaspekte, ist runder, vielfältiger im Geschmack. Mit der Zeit wird er milder - wenn er denn Zeit hat, überhaupt in der Küche älter zu werden…
Wikipedia lässt uns wissen, dass wir den Düsseldorfer Mostert sogar auf einem Gemälde wiederfinden: Vincent van Gogh stellte in seinem Ende 1884 in Nuenen entstandenen Gemälde „Stilleven met flessen en aardewerk“ (Stillleben mit Flaschen und Keramik) einen grauen Senftopf dar, der die Initialen ABB mit dem Ankersymbol trägt. Das in Öl auf Leinwand im Format 31,5 × 41,7 cm gemalte Bild befindet sich heute im Van Gogh Museum, Amsterdam.
Einkauf im Gewürzhaus Altstadt
Meiner Familie und mir schmeckt der Düsseldorfer Mostert einfach am allerbesten. Schlimm, wenn der Vorrat ausgeht - das kommt einem halben Weltuntergang gleich. Da helfen auch zig verschiedene Senfsorten aus allen Winkeln der Welt nicht weiter. Und leider gibt es Düsseldorfer Mostert außerhalb Düsseldorfs quasi nie zu kaufen, in Berlin schon mal überhaupt nicht. Deshalb nimmt unser Berliner Besuch regelmäßig ein paar Gläser mit, nehmen wir zu jedem Berlinbesuch ein paar Gläser mit und haben sogar schon einmal ein Paket mit der Post verschickt.
ABB Aechter Düsseldorfer Mostert g.g.A. wird von der Firma Löwensenf hergestellt und nur im Raum Düsseldorf in Feinkostgeschäften vertrieben. Ich kaufe ihn am liebsten im ganz
kleinen Gewürzhaus in der Mertensgasse in der Altstadt
(Mertensgasse 25, 40213 Düsseldorf
in der Kapuzinergasse.
Kapuzinergasse 16
40213 Düsseldorf
Telefon 0211 325788
Dort bekommt man ihn nicht bloß in den berühmten Steinguttöpfen, man kann auch Gläser selbst mitbringen und den Mostert vom Fass zapfen lassen. Das ist nicht nur urig, umweltbewusst sondern auch ein besonderes Erlebnis. Und das Gewürzhaus lohnt sowieso einen Besuch, weil es herrlich dort duftet, wie eine ganze Weltreise, nach Paprika, Piment, Koriander, Curry, Kräutern und den wunderbarsten Gewürzmischungen, auch Saucen, Dips und und.
Der Senf steht in allen Düsseldorfer Brauhäusern, die etwas auf sich halten, auf dem Tisch. Düsseldorfer Mostert schmeckt köstlich zu Frikadellen, zum halven Hahn, zu Würstchen usw. In meiner Küche ist er aber auch für eine delikate Vinaigrette unverzichtbar, für Rindsrouladen und überhaupt zum Abschmecken …
*editiert am 22.01.2017:
Das Gewürzhaus ist umgezogen in die Kapuzinergasse
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Janine (Dienstag, 16 Dezember 2014 18:08)
oh man, da bekomm ich richtig Heimweh...
Beate (Mittwoch, 17 Dezember 2014 09:21)
ABB oder Löwensenf, da muss man nicht drüber streiten. Ich finde beide gut. Was mir an Löwensenf so gefällt: die Firma kreiert ständig den Jahreszeiten entsprechende neue Geschmacks-Varianten (zurzeit beispielsweise mit Rotwein und Pflaume), und manche davon sind eine echte Entdeckung. Zu probieren und in kleinen Gläsern zu kaufen gibt es sie nur im "Senfladen" in der Düsseldorfer Altstadt (Bergerstraße 29). In diesem Laden kann man auch den Senf "mit allen Sinnen erleben", denn gleichzeitig ist der Laden ein Senfmuseum, in dem man ansehen, anfassen, riechen und schmecken kann.
Mein Tipp:
Eine "Senffahrt" mit der Rheinbahn ist ein echtes Erlebnis: während der Rundfahrt in einer Oldie-Straßenbahn erfährt man viel über das Gewürz und probiert den "Monatssenf", zu dem es Kaltgetränke gibt, Brot, Käse und Fleischwurst. Und nach der Fahrt findet dann noch eine Führung durch den Senfladen statt.
Die Tour (Route: Hauptbahnhof - Bilk - Innenstadt - Derendorf - Unterrath – Altstadt) kostet für Erwachsene 16 Euro (Kinder bis 14: 5 Euro); im Preis enthalten ist auch noch ein kleines Präsent.
Nächste Termine: 18. 04., 20. 06., 26. 09. und 24. 10. 2015.
Meine Freunde und ich waren alle begeistert von der Senffahrt.
LG Beate
zypresse (Mittwoch, 17 Dezember 2014 09:40)
och Janine... im nächsten Päckchen ist dann mal Senf drin, versprochen!
Beate: mit dem Jahreszeitenschnickschnack haben wir es nicht so, auch nicht mit Feigensenf, Senfpralinen oder was alles angeboten wird. Aber für andere mag das ja sehr lecker sein ;-)
Aber die Senffahrt mit der Rheinbahn, das ist echt mal ein Tipp, das werd ich mal im Auge behalten! Danke.
Katrin Heidelberger (Samstag, 03 Januar 2015 11:04)
Da geb ich doch glatt auch meinen Senf dazu. Ich würze oft Braten und Soßen mit etwas Senf und wechsel gern die Sorten. Düsseldorfer Mostart habe ich noch nicht probiert. Werde ich mir sicher mal besorgen.
viele Grüße aus Halle
Katrin
zypresse (Samstag, 03 Januar 2015 12:52)
Aber Katrin, Ihr habt in Halle doch auch einen eigenen Senf, der garnicht mal so schlecht schmeckt... in der Altstadt sitzt der Senfmüller, kann ich mich erinnern.
Leuchtbiene (Montag, 12 Januar 2015 13:58)
Ich muss die Senf-Historie unbedingt noch um eine Begebenheit erweitern: Bei einem meiner Besuche in Düsseldorf war mal wieder der Senf-Notstand in Berlin zu verzeichnen. Leider war ich mit dem Flugzeug angereist und würde auch so wieder abreisen. Kleines Gepäck - ihr ahnt es schon: Handgepäckkontrolle .... und darin: ein kleines Glas Mostert. Die Securitiy schaute mich streng an: "Das dürfen Sie aber nicht mit in das Flugzeug nehmen!" Was für ein Schock! Ich bekniete ihn, das sei echter Düsseldorfer Senf, unverzichtbar für den auswärtigen Berliner Haushalt, geschmacklich durch nichts zu ersetzen, Vorrat verputzt, echter Notstand .... Und was soll ich euch sagen: es wirkte. Vielleicht ein Düsseldorfer, der so gebauchpinselt war, vielleicht auch einfach ein netter Mensch - ich durfte den Senf im Handgepäck nach Berlin befördern. Juchhuuu!
Ulrike Löhr (Montag, 12 Januar 2015 14:08)
... anders als mit dem Plastikschwert zu Karneval für Deinen damals noch sehr viel jüngeren Sohn, das musste aus Sicherheitsgründen zurück bleiben und wurde dann via Spiekeroog von einer Dortmunder Freundin nach Berlin gebracht - das Kostüm war dann rechtzeitig vollständig ;-)