Wie ist das eigentlich mit dem gemeinsam reisen, mit dem Reisen als Paar? Was macht dies mit einer Beziehung, was tut dies für eine Ehe? Ein Thema, über das ich immer mal wieder nachdenke.
Klar, wir leben seit mehr als 30 Jahren zusammen (was jetzt auch einen Rückschluss auf unser Alter zulässt… Gratulation an den Jubilar), seither reisen wir meist (aber nicht immer!) gemeinsam.
Haben wir schon einmal die Sorge gehabt, uns auf einer Reise zu trennen, Dinge zu erleben, die unsere Beziehung gefährden könnten? Nicht wirklich und nicht ernsthaft.
Vielmehr ist es so, dass wir uns auf Reisen gegenseitig beeinflussen, uns immer wieder anregen, neue Dinge auszuprobieren. Gegenseitig überzeugen wir einander, Neues zu entdecken, Dinge auszuprobieren, an die der einzelne von uns wohl nicht gedacht hätte. Wir teilen einmalige Erfahrungen und sprechen auch nach der Heimkehr über unsere gemeinsamen Erinnerungen.
Was ich damit sagen möchte: es ist nicht immer einfach und es ist nicht immer konfliktfrei. Ein Zusammensein 24/7 ist ein Beziehungstest, Tag für Tag in der Zweisamkeit, möglicherweise unter nicht ganz optimalen Reisebedingungen ist eine Herausforderung. Aber es ist eine, an der wir gereift sind, an der unsere Beziehung gewachsen ist.
Gibt es Tipps für ein harmonisches Reisen zu zweit, für das Reisen als Paar?
Beim Reisen als Paar muss man Kompromisse schließen
Das ist die wichtigste Empfehlung um das Reisen als Paar zu überleben. Vielleicht klingt es klischeehaft, aber: wir zwei haben nicht die gleichen Erwartungen an die Reise, an das Leben, an die Dinge, mit denen wir uns wohlfühlen.
Im Laufe der Jahre haben wir aber auch gelernt, unsere beiden Seiten zu genießen. Wir planen und diskutieren, was wir tun wollen und dann machen wir keine Kompromisse nach dem Muster „ich tue dies, wenn Du…“.
Nein, es ist tatsächlich so dass wir uns völlig darüber im Klaren sind: dies und das machen wir gemeinsam. Wir machen gemeinsam den Sportbootführerschein (obwohl ich den Sinn nicht ganz eingesehen hatte…), wir besichtigen miteinander die x-te Kirche (obwohl der Gatte kein sonderliches Faible für Kunst, insbesondere nicht für sakrale Kunst hat). Aber: wir teilen diese Erfahrungen, wir entdecken schöne, reizvolle Seiten an Unternehmungen, die wir allein als uninteressant abgelehnt hätten. Gemeinsam entdecken wir neue Reiseziele.
Tiere beobachten im afrikanischen Busch? Für mich völlig uninteressant, wenn da nicht… die Begeisterung des Gatten für Naturdokumentationen aller Art gewesen wäre. Und so planten wir unsere erste Reise in den Süden Afrikas - und was soll ich sagen? Ich kann von der Beobachtung einer Elefantenherde gar nicht genug bekommen, ich genieße Ruhe, Natur, Tierbeobachtungen. Hätte ich das jemals ohne den Gatten gemacht? Wohl eher nicht - und so wäre mir unser gemeinsames liebstes Reiseziel unbekannt geblieben.
Beim Reisen als Paar muss man miteinander reden
Beim Reden auf Reisen als Paar geht es natürlich auch um die Frage „Was erzählen wir uns den ganzen Tag lang?“ Schließlich gibt es nicht viel, was der andere nicht auch erlebt hat. Klar können wir miteinander schweigen, gut sogar. Aber zum Glück gibt es natürlich noch jede Menge andere Themen, über die wir reden können.
Das allein ist es aber nicht. Klar, nach so vielen Jahren kennen wir uns. Wir wissen genau, wann der andere ärgerlich ist oder genervt ist. Blöd nur, wenn der eine sich gerade rundum pudelwohl fühlt, die Unternehmung richtig genießen kann und der Partner sich unbehaglich fühlt, gerade gestresst oder gelangweilt ist. Reisen kann frustrierend, anstrengend und überwältigend sein.
In solchen Situationen auf Reisen als Paar gibt es nur eins: nehmt Euch gegenseitig ernst mit Euren Eigenheiten. Ignorieren, einfach weiter machen bringt hier nichts. Es hilft nicht, wenn der Eine das, was gerade passiert, verabscheut, sich damit unwohl fühlt und die Andere davon völlig fasziniert ist. Sprecht darüber, nehmt Euch und Eure Gefühle gegenseitig ernst und findet einen Weg, wie es weitergehen kann. Vielleicht hilft es schon, die negativen Gefühle zu thematisieren, zu akzeptieren - und ihr könnt gemeinsam die Situation genießen, zumindest jedoch wird sie Euch nicht mehr aufregen.
Wer kennt besser als ein Paar die Grenzen des jeweils anderen, weiß ganz genau, was zu viel für den Partner ist. Holt Euch gegenseitig aus Eurer Komfortzone, aber erkennt auch, wann es Zeit für einen Kompromiss ist.
Wir sind so wie wir sind. Nach so langem Zusammenleben kennen wir beide unsere Schattenseiten und müssen diese nicht mehr vor dem Partner verbergen. Gut, dass wir es geschafft haben, uns so zu akzeptieren. Sich nicht zu verstellen und die Schattenseiten von sich zeigen zu dürfen ist womöglich eines der schönsten und schwierigsten Dinge in einer Beziehung überhaupt. Aber es trägt dazu bei, sich gegenseitig zu verstehen und gemeinsam zu wachsen.
Beim Reisen als Paar tun wir gern Dinge gemeinsam
Es gibt Dinge, die sich vor und auf einer Reise als Paar super aufteilen lassen. Vielleicht nicht unbedingt das zu schmale Bett, aber die Planung der Route, das Fahren auf staubigen Landstraßen oder überfüllten Highways, die Recherche von Reisezielen, die wir beide gerne sehen möchten, das Grillen des perfekten Steaks, das Suchen von Unterkünften und was sonst alles dazu gehört.
Ich neige dazu, schnell nervös und ärgerlich zu werden, wenn Dinge nicht so klappen, wie wir sie uns vorgestellt haben, wenn etwas schief zu gehen droht. Was ein Glück, dass der Mann an meiner Seite die Ruhe selbst bleibt, selten die Gelassenheit verliert und mich im übertragenen Sinn wieder vom Baum holt. Er wiederum ist ein notorischer Langschläfer (eine typische Eule halt) und hat mit mir das Huhn, das ihn rechtzeitig zu frühmorgendlichen Pirschfahrten aus dem Camp treibt.
Motivation ist übertragbar, und das ist gut. Jeder von uns beiden hat mal einen Tag, an dem er nicht in die Gänge kommt und das ist okay. Aber bevor das Ganze zu weit geht, ist es gut, wenn der andere da ist, der mir den sprichwörtlichen Tritt in den Hintern verpasst.
Wir mögen es, gemeinsam zu reisen. Wir haben nicht geheiratet, um dann unseren Weg durch die Welt, durch das Leben alleine zu gehen. Wir möchten auch unsere Träume teilen (vielleicht nicht alle, aber zumindest die, die uns in die Welt führen). Deshalb sind wir beide bereit, miteinander immer wieder etwas Neues auf unseren Reisen als Paar auszuprobieren. Vielleicht kommen wir von einer Reise verändert zurück - aber wir teilen diese Erfahrungen miteinander. Und das ist es, was schließlich unsere Beziehung stärkt, festigt und sie lebendig hält.
Danke an den besten Reisepartner von allen!
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Ivana (Donnerstag, 12 März 2015 09:55)
Liebe Zypresse,
schöner Gegenpart zu meinem Artikel, bei dem es um das alleine Reisen trotz Beziehung geht, http://www.weltenbummlerin.net/reise-trotz-beziehung/. Ich denke, egal, ob Zuhause oder auf Reisen, zu einer Beziehung gehört Respekt und ein gewisser Freiraum für den anderen, aber auch der ein oder andere Kompromiss. Und manchmal hat der andere auch tatsächlich Recht und man selbst ist froh, sich auf etwas anderes eingelassen zu haben, wie Du in Afrika. Nur eines ist für mich nicht akzeptabel, das ist, dem anderen seine Freiheit zu nehmen. Ihr habt einen tollen Weg gefunden und ich wünsche euch noch viele wunderbare Reisen gemeinsam mit vielleicht dem ein oder anderen Solo-Abstecher.
Liebe Grüße,
Ivana
Zypresse (Donnerstag, 12 März 2015 10:10)
So ist es, Ivana - und wie schön ich Deinen Post finde hab ich ja schon bei Dir kommentiert. Auch Dir schöne Allein- und Euch tolle Paar-Reisen.
Also Leute: Link oben klicken, lesen und ... kommentieren!
Sabine von Ferngeweht (Montag, 16 März 2015 15:02)
Schöner Artikel. Ich habe das Glück, dass ich reisetechnisch (und auch sonst meist ;-) ) mit meinem Partner auf einer Wellenlänge bin. Daher brauchen wir fast nie Kompromisse zu schließen, sondern machen immer das, was wir beide gut finden. Wenn einer von uns nur Strand und der andere nur Kultur mögen würde, fände ich das schwierig ...
Ulrike (Dienstag, 23 August 2016 07:38)
Ach, das ist supergut! Das sind letztlich auch Ratschläge, die nicht nur für das gemeinsame Reisen sondern auch für das gemeinsame Leben wichtig sind.
Danke!
LG
Ulrike