Auf eigene Faust mit dem Auto durch Südafrika? Und das als Rollstuhlfahrer? Auf jeden Fall! Autofahren in Südafrika macht Spaß. Mit einem Auto hat man so viel Unabhängigkeit und Freiheit zu tun, was man möchte. Wir sind bisher bei all unseren Reisen nach Südafrika mit einem Mietauto auf eigene Faust unterwegs gewesen und haben das nie bereut.
Allerdings: Das Land am Kap ist groß. Die Reiseziele in Südafrika liegen oft hunderte Kilometer voneinander entfernt. Das macht aber nichts: das Straßennetz ist gut ausgebaut, die Straßen oft schnurgerade und der Verkehr ist längst nicht so dicht wie hier in Deutschland. Mietwagen sind nicht so teuer, am besten bucht man das Auto vor der Reise von zu Haus aus.
Und es ist kein Problem, ein behindertengerecht umgebautes Auto zu mieten. Alle großen Anbieter haben Fahrzeuge mit „paraplegic handcontrols“ im Angebot, zumindest von den großen internationalen Flughäfen aus. Wenn man nach einem Nachtflug in Südafrika ankommt, kann man den gebuchten Mietwagen direkt am Flughafen in Empfang nehmen und gleich losfahren. Wir haben zuletzt unsere Autos – mit rollstuhlgerechten Einbauten von Handgas und -bremse bei AVIS Südafrika gemietet (Achtung: über die deutsche Seite von AVIS bekommt man die in Südafrika verfügbaren paraplegic hand controls nicht).
Wobei… Einiges gibt es dann doch zu beachten:
Vor der Reise: Internationaler Führerschein
Auch wenn man bei der Fahrzeuganmietung nicht unbedingt danach gefragt wird… im Falle eines Falles ist es gut, ihn dabei zu haben. Folgende Unterlagen benötigt man:
- ein Ausweisdokument
- ein aktuelles biometrisches Lichtbild
- einen EU-Kartenführerschein (sonst wird es komplizierter und man muss die alte Fahrerlaubnis in einen neuen EU-Kartenführerschein umtauschen lassen)
Hier auf der Berliner Internetseite sind nach meiner Kenntnis (auch andere Städte und Landkreise haben entsprechendes
hinterlegt) die umfassendsten Informationen zum internationalen Führerschein zu finden bzw. verlinkt.
Aktuell kostet der internationale Führerschein 15,00 Euro und ist drei Jahre gültig. Und ganz ehrlich: wer viel Geld für eine Reise ausgibt sollte diese 15,00 Euro doch eigentlich noch im
Reisebudget haben....
In Südafrika herrscht Linksverkehr
In Südafrika herrscht Linksverkehr. Linksverkehr ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber man hat den Dreh schnell raus. Dabei ist es eigentlich gar nicht so viel anders als bei uns: der Fahrer sitzt am Mittelstreifen!
Verwirrend, zumindest am Anfang ist, dass oftmals auch die Hebel für Blinker und Scheibenwischer am Lenkrad spiegelverkehrt angebracht sind - so häufig wie in Südafrika habe ich hier noch nie den Scheibenwischer betätigt.
Geschwindigkeit und Tiere
In Südafrika gelten folgende Geschwindigkeitsbegren-zungen:
Innerorts |
60 km/h |
Außerorts |
100 km/h |
Autobahn |
120 km/h |
Und daran sollte man sich halten, es wird viel und gern geblitzt, auch in den Nationalparks.
In Nationalparks gelten 40 km/h. Ratsam ist es sogar, langsamer zu fahren. Straßen in den National-
parks bestehen oft aus Schotterpisten, die von starken Regenfällen sehr ausgefahren oder matschig sein können.
Tiere entdeckt man sowieso nur, wenn man langsam fährt. Und es kann immer wieder passieren, dass dir ein Tier (oder eine ganze Herde) plötzlich den Weg versperrt. Hier heißt die Regel: Abstand halten, Ruhe bewahren und vielleicht auch mal eine Wegstrecke den geordneten Rückzug (im Rückwärtsgang) antreten.
Auf Straßen mit einem breiten Seitenstreifen fahren langsame Autos meist weit links, um schnellere Autos vorbeizulassen. Man bedankt sich durch kurzes Betätigen der Warnblinkanlage.
Wer fährt zuerst am Stoppschild
In Südafrika gibt es sogenannte 4-Way-Stops (Ein Stopp-Schild an jeder Einmündung der Kreuzung). Hier hält jeder an. Die Regel an solch einem Stoppschild ist einfach: „First come, first drive“: Wer zuerst an die Kreuzung fährt, darf auch zuerst wieder weiterfahren. Was hier in Deutschland nie klappen würde funktioniert in Südafrika ohne Probleme reibungslos.
Ein wenig komplizierter: Kreisverkehre. Sie werden im Uhrzeigersinn befahren und die Autos im Kreisel haben Vorfahrt. Die meisten Kreuzungen mit Kreisverkehr sind mehr als einspurig und hier wird es schnell ein bisschen kompliziert: Die richtige Fahrspur hängt davon ab, welche Ausfahrt man nimmt. Wenn man Glück hat gibt es entsprechende Wegweiser, dann kann man sich so schnell wie möglich einordnen. Und sonst? Dann macht man eben eine Runde mehr. Nur nicht die Ruhe verlieren.
Weitere wichtige Verkehrsregeln in Südafrika ganz kurz:
- 0,5 Promille
- Gurtpflicht auf allen Plätzen
- Handy nur mit Freisprechanlage
- Vorfahrt rechts vor links
- gelbe Markierung am Straßenrand = eingeschränktes Halteverbot
- rote Markierung am Straßenrand = absolutes Halteverbot
Tanken in Südafrika
Was das Tanken betrifft so gibt es Tankstellen in den Städten und in vielen kleineren Ortschaften, ganz sicher immer wieder ent-
lang der Hauptverbindungs-straßen. Nur wenn man durch einsame Gegenden oder lange Strecken über Land fährt, sollte man jede Gelegenheit zum Auftanken nutzen. Auch in den meis-
ten Nationalparks gibt es Tankstellen. Allerdings haben diese nicht immer jede Benzinsorte vorrätig, daher tanken wir vor jedem Nationalparkbesuch voll und auch im Park bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
An Tankstellen braucht man selbst nichts zu tun, es gibt Tankwart, die das Auto betanken. Außerdem wird man fast immer gefragt, ob Wasser und Öl kontrolliert werden soll und die Fensterscheiben werden geputzt. Zum Dank gibt man ein paar Rand Trinkgeld. Bezahlen kann man meistens mit Bargeld und inzwischen auch per Kreditkarte. Dazu kommt der Tankwart mit dem Kartenlesegerät ans Auto, damit man seine Karte nicht aus den Augen lassen muss. Allerdings ist auf dem Land oder in den Nationalparks das Bezahlen mit Karte nicht immer möglich, es ist also sehr ratsam, dafür etwas Bargeld bei sich zu haben.
Im Vergleich zu Deutschland ist Tanken in Südafrika sehr günstig. Anfang März 2015 hat der Liter 0,86 Euro gekostet.
Parken in Südafrika
In Südafrika gibt es sogenannte Car Guards. Diese Parkplatzwächer zeigen dir den nächsten freien Parkplatz und achten auf das Auto, solange man unterwegs ist. Car Guards leben davon, dass du sie bezahlst. Car Guards erkennst du an ihrer (meist) gelben oder orangenen Warnweste. Es gibt offizielle Car Guards, z.B. an öffentlichen Parkplätzen. Sie weisen einen Parkplatz zu und kassieren einen festen Betrag. Aber auch die freien Car Guards freuen sich über Anerkennung Im Regelfall gibt man zwischen 2 und 5 ZAR.
Der blaue Parkausweis für Schwerbehinderte (EU-einheitliche Parkausweis) wird in der Regel auch in Südafrika anerkannt. Gut sichtbar ausgelegt hinter der Windschutzscheibe haben wir bisher nie
damit Probleme gehabt. Und überall haben wir bisher nahe zu den touristischen Sehenswürdigkeiten, zu Shopping Malls oder anderen Zielen einen gekennzeichneten Behindertenparkplatz gefunden.
Maut-Gebühren in Südafrika
Einige Nationalstraßen in Südafrika sind mautpflichtig. Dies gilt insbesondere für die Provinz Gauteng (rund um Johannesburg). Mietwagen sind normalerweise inzwischen mit dem "e-tag" für die elektronische Maut innerhalb des GORT (Gauteng Open Road Tolling) Netzwerkes ausgestattet. Mit dem "e-tag" ist das Kennzeichen des Fahrzeuges registriert. Achtet darauf: das "e-tag" ist nur dann aktiv, wenn es an der Windschutzscheibe angebracht ist. Wenn man eine GORT Maustelle passiert piepst der Tag. Sollte dies nicht der Fall sein, kontaktiert den Vermieter.
Die Mautgebühren werden der Kreditkarte belastet, die bei Anmietung vorgelegt werden muss. Die Endabrechnung dauert einige Tage nach Fahrzeugrückgabe und kann meist unter einem Internetlink des Vermieters abgerufen werden.
Das "e-tag" funktioniert nur für GORT. Bei anderen Mautbetreibern muss direkt beim Passieren der Maustelle gezahlt werden.
Weitere Tipps zur Sicherheit auf Straßen
Sicherheit ist immer ein großes Thema vor einer Reise nach Südafrika. Wir haben uns nie wirklich unsicher gefühlt. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die man wissen sollte.
- Anhalter: zur eigenen Sicherheit sollte man keine Anhalter mitnehmen.
- Auto verriegeln und Fenster geschlossen halten: nicht nur in Städten, auch in Nationalparks oder an Stellen, wo Affen unterwegs sind. Nicht selten sind die Tiere fix darin, durchs Fenster zu greifen, Kofferraumdeckel oder Türen zu öffnen und den Wagen auszuräumen.
- Rote Ampeln: nachts betrachten Südafrikaner nach Einbruch der Dunkelheit rote Ampeln mehr als Vorfahrt-Achten-Schild, d. h. man fährt auch bei Rotlicht. Es ist zwar nicht legal, wird aber im Regelfall geduldet.
- Vorgetäuschte Pannen und Unfälle: In verlassenen Gegenden versuchen Trickdiebe so ihr Glück. Wer anhält, wird ausgeraubt. Deshalb ist es wichtig, wenn man einen Unfall am Straßenrand sieht, weiterzufahren und die Polizei zu alarmieren.
- Falsche Polizisten: auch das hat es schon gegeben, dass sich Betrüger als Polizisten ausgeben und versuchen, Touristen bei einer Verkehrskontrolle auszurauben. Wenn man Zweifel an der Echtheit der Polizisten hat, hat man das Recht, bis zur nächsten Polizeistation weiterzufahren und die Kontrolle dort vornehmen zu lassen.
Ich hoffe, ich konnte ein paar der Bedenken zerstreuen, die ihr bezüglich des Autofahrens in Südafrika hattet.
Es ist wirklich nicht schwierig und die für Selbstfahrer umgebauten Fahrzeuge mit Handgas und -bremse machen das Fahren auch für Rollstuhlfahrer ohne Probleme möglich und sorgen so für einen unbeschwerten, unabhängigen Urlaubsspaß.
Und falls Ihr noch Fragen habt oder auch aus eigener Erfahrung
Hinweise und Informationen beisteuern möchtet:
nur zu, dafür gibt es die Möglichkeit zu kommentieren!
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