Vom Schloss Johannisberg ging es bei meinem netten Umweg Richtung Frankfurt gemütlich weiter, durch die sonnigen Weinberge und auch noch ein Stückchen am Rhein entlang. Mein nächstes Ziel am Nachmittag war Kloster Eberbach. Bekannt ist es vielen von uns aus der Verfilmung von Umberto Ecos „Der Name der Rose“. Als eine der wenigen fast vollständig erhaltenen Zisterzienserabteien Europas bildete das Kloster die beeindruckende Kulisse für William von Baskervilles Ermittlungen.
Aber zurück in die Realität. Wenn der Rheingau dem Traum eines Dichters entsprungen sein könnte, wie einst Heinrich von Kleist formulierte, dann gilt dies für ein weiteres seiner berühmtesten Wahrzeichen, das Kloster Eberbach, nur umso mehr. Es liegt wunderbar eingeschmiegt in ein lauschiges Tal, thront über den Weinbergen und man fühlt sich sofort um mehrere Jahrhunderte zurückversetzt.
Kloster Eberbach im Rheingau
Es wurde 1136 vom heiligen Bernhard von Clairvaux (Burgund) gegründet. Aus dieser Zeit stammt die eindrucksvolle Schlichtheit romanischer Architektur und der Verzicht auf Ornamente oder schmückende Zutaten. Zentrale Gebäude wie die Basilika oder das Laiendormitorium haben bis heute diesen Raumeindruck bewahrt. Erst im Hoch- und Spätmittelalter wurden Mönchsdormitorium, Kapitelsaal oder Grabkapellen in der Basilika in gotischer Architektur umgestaltet.
Seit 1986 wurde das Kloster nach und nach einer Generalsanierung unterzogen. Sie soll einerseits die Substanz erhalten, aber auch historische Raumsituationen rekonstruieren und eine aktuelle Gebäudenutzung ermöglichen.
Der Wahlspruch der Zisterzienser lautet: Porta patet – cor magis. (Die Tür steht offen, mehr noch das Herz) Und das gilt auch heute. Was mich beeindruckt hat: es gibt viele unterschiedliche Führungen, mit verschiedensten Schwerpunkten - und es gibt eine spezielle Führung unter dem Stichwort der Barrierefreiheit: Kloster Eberbach für Personen mit Handicap. Es ist sicher nicht einfach, in einem so alten Gebäude eine Führung zu gestalten, an der man auch als Rollstuhlfahrer teilnehmen kann, die auf die Geschichte Eberbachs von seiner Gründung bis zur Auflösung und des Zisterzienserordens eingeht, Unterschiede zwischen Mönchen und den Laienbrüdern und deren Leben im Kloster beleuchtet. Ein besonderes Augenmerk liegt auch bei dieser Führung, die beispielsweise am Sonntag, 16. August 2015, 14:00 Uhr stattfindet, auf dem Weinbau.
Vinothek Kloster Eberbach
Womit sich Mönche und Laienbrüder in Eberbach beschäftigt haben wird klar, wenn man den Spruch aus Psalm 104:15 liest, der den Querbalken einer der monumentalen Keltern aus Eichenholz ziert:
Vinum Delectat et Laetificat Cor Hominum.
(Der Wein ergötzt und erfreut des Menschen Herz.) Das Weingut des Klosters Eberbach hat Weingeschichte geschrieben. Dies ließ es bereits vor vielen Jahrhunderten zum größten deutschen Weingut werden. Im alten Kelterhaus am frühgotischen Hospital git es eine moderne und schön gestaltete Vinothek, in der man das Wein- & Sektsortiment der Hessischen Staatsweingüter und ein vielseitiges Warenangebot im Klosterladen entdecken kann.
Sophie Ryder
Im Klostergarten gab es eine Ausstellung mit Skulpturen der britischen Bildhauerin Sophie Ryder. Sie ist insbesondere für ihre Skulpturen in der Form von tiermenschlichen Mischgestalten bekannt. Zusätzlich wird im Kloster Eberbach eine der charakteristischen Drahtarbeiten Sophie Ryders gezeigt: die monumentale Außenraumskulptur „Open Hand“.
Mehr habe ich an diesem Freitag nicht gesehen vom wunderschönen Rheingau. Die Gewitterwolken wurden immer drohender, es wurde Zeit, mich auf den Weg nach Frankfurt zu machen. Aber schön war es und ich kehre sicher zurück.
Wo schickt Ihr mich bei meinem nächsten Besuch im Rheingau (und den gibt es ganz sicher!) denn hin?
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Beate (Freitag, 19 Juni 2015)
... also, ich schicke Dich nach Lorch und ins Wispertal. Lange war ich nicht mehr in dieser Ecke Hessens und möchte wissen, wie es dort heute aussieht.
Danke für den reich bebilderten Bericht über Kloster Eberbach. Wenn ich ein Lieblingskloster habe, dann ist es dieses!
LG Beate