Es war ein Zufall, dass wir ziemlich genau zum 70. Jahrestag des Atombomben-Abwurfs über Hiroshima (06. August 1945) hier waren. Kein Zufall war es, dass wir hierher gekommen sind. Wir haben uns bewusst entschieden, diesen Ort zu besuchen. Und es war eine sehr gute Entscheidung.
Das Wichtigste: Hiroshima ist heute eine Stadt voller Leben, so bunt und quirlig wie andere japanische Städte auch. Aber es ist auch eine Stadt, mit einer Erfahrung, die sie – Gott sei Dank - nur noch mit Nagasaki teilt. Der Umgang mit dieser Geschichte hat uns sehr beeindruckt.
Japan im Gastbeitrag: dieses Mal nach vielen Alltagsberichten
ein etwas nachdenklicheres Thema. Danke an Leuchtbiene.
Die Erinnerung wird teilweise sehr persönlich mit den interessierten Besuchern geteilt. Am Denkmal der Abwurfstelle gab es beispielsweise einen Stand, betreut von Überlebenden bzw. Angehörigen Überlebender. Dort lagen schlichte DIN-A-4-Hefter aus, die in verschiedenen Sprachen die Erlebnisse und späteren Erfahrungen der Betroffenen mitteilten. Ich hatte das Gefühl, es handelte sich um ein eher privates Engagement, um die Erinnerung lebendig zu halten und das furchtbare Ausmaß eines Atombomben-Abwurfes deutlich zu machen.
Hiroshima Friedenspark
Im Friedenspark selbst gibt es mehrere Erinnerungsmonumente, die beispielsweise an das Schicksal von Schülern und Studenten erinnern, die während der Aufräumarbeiten umkamen. Oder das Monument, das aus vielen 1.000 gefalteten Kranichen besteht. Gefaltet nicht nur von japanischen Schülern, sondern von Schülern aus allen Ländern der Welt: meine Freundin Claudia erzählte mir, dass sie in der DDR bei den Jungpionieren Kraniche für Hiroshima gefaltet hat!
Und dann ist dort das Friedensmuseum: Nach Zahlung eines symbolischen Eintrittspreises von 50 Yen (0,30 €) wird man ca. eine Stunde sehr eindrucksvoll, informativ, aber vor allem sehr berührend mit den Ausmaßen des Atombomben-Abwurfs konfrontiert. Ein Museum, was keinen von uns vieren kalt gelassen hat – wir haben es alle sehr nachdenklich verlassen.
Besonders perfide fanden wir eine Information, die wir so vorher noch nicht wussten: Während des zweiten Weltkrieges, in dem Japan sicher keine bewundernswerte Rolle gehabt hat, wähnten sich die Einwohner einiger Städte als „lucky“: Mehrere Städte, unter anderem Kanazawa, Hiroshima, Nagasaki wurden von großen Bombenangriffen verschont. Im Nachhinein stellte sich dann heraus, dass dies die Städte waren, für die die USA Überlegungen anstellten, ihre frisch entwickelte Atombombe zu testen.
Und die Auswirkungen einer solchen, unbekannten Bombe waren natürlich in einer relativ unzerstörten Stadt besser zu beobachten ...
Aus unserer Sicht sollte Hiroshima bei einer Reise nach Japan auf jeden Fall auf der Reiseroute stehen – sehr bewegend, beeindruckend und imponierend! Es zeigt nicht zuletzt auch, zu welchem Überlebens- und Erneuerungswillen der Mensch fähig ist.
Nachtrag: eine Ergänzung dazu, wie es sich heute in Hiroshima lebt
editiert am 09.11.2015:
Auf meinen Facebook-Seite gab es noch eine Ergänzung, die ich auch den Lesern dieses Posts nicht vorenthalten möchte.
Nachgefragt hatte nämlich Thuli Khumalo (Atamela Tours):
Tell us more when you find time to write, i for one would love to hear how people live there today. Have a good time!
Und es gab die nachfolgende Antwort von Leuchtbiene:
Liebe Thuli,
vielen Dank für
deinen netten Kommentar! Leider kann ich gar nicht so viel dazu sagen, wie die Menschen in Hiroshima heute leben, da wir ja nur wenige Stunden dort waren. In diesen Stunden war mein Eindruck
allerdings folgender (ganz subjektiv!): Die Stadt ist eine normale, pulsierende Stadt. Allerdings hatte ich schon das Gefühl, dass die Atmosphäre dort etwas weniger unschuldig ist als in den
anderen japanischen Städten, in denen wir waren. Irgendwie hatte ich schon den Eindruck, dass die Menschen in sich die Erfahrung trugen, dass eine Katastrophe möglich ist und - quasi aus dem
Nichts - passieren kann. Aber ich kann natürlich nicht sagen, ob dieser Eindruck nur aus meinem Wissen um die Katastrophe entstand.
Ich fand es
besonders beeindruckend, dass die japanische Wesensart in den ersten Jahren nach dem Atombombenabwurf dazu führte, dass betroffene Familien eher geschnitten als bemitleidet wurden und insofern
auch eher nicht darüber gesprochen wurde, wenn man selbst Schicksalsschläge hinnehmen musste. Das scheint sich - so mein Eindruck - aber aktuell zu wandeln. Am Memorial "The Dome" stand eine
Gruppe Betroffener und machte mit umfangreichen Mappen und Informationen auf ihr Schicksal aufmerksam - und auch darauf, wie weit die Folgen bis in die heutige Zeit
reichen.
Also - mein
Fazit: Ein Ort, den man auf jeden Fall aufsuchen sollte, wenn man nach Japan reist!
Liebe
Grüße,
Leuchtbiene.
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