Ein beruflicher Termin führte mich kürzlich nach Thüringen. Mit dem Auto eine auch landschaftlich durchaus reizvoll zu fahrende Strecke durch Oberbergisches, Sauer-, Siegerland und durch Hessen. Quasi streift man dabei Alsfeld. Die kleine Stadt liegt im Vogelsbergkreis in Hessen, am Südwestrand des Knüllgebirges, am Westhang des Alsfelder Becken und
Alsfeld liegt unmittelbar
an der Bundesautobahn 5.
Was lag also näher,dachte ich mir, als eine Rast vom Fahren mit einem kleinen Bummel durch den Ort und einem leckeren Mittagessen zu verbinden? Schließlich ist die Stadt bekannt für ihre Altstadt mit geschlossener historischer Bebauung.
Ja und ausserdem kennen wir alle (vielleicht... nein, ganz sicher)
- das Modell des Alsfelder Rathauses aus der Zeit, als wir (oder Brüder, Väter, Freunde...) noch mit der Modelleisenbahn spielten
- oder als Postwertzeichen für Postkarten?
Und in der Tat, verlässt man die Autobahn geht es an einem Gewerbegebiet und freien Feldern vorbei rasch in den Ort. Er ist in der Tat nicht so groß und Parkplätze gibt es reichlich - zumindest war dies an dem trüb-kühl-grauen Samstagmittag so, den ich mir für meinen Besuch ausgesucht hatte.
Ich konnte unmittelbar am Rande der Altstadt parken und sofort mit der Erkundung von Alsfeld und seiner historischen Altstadt beginnen. Diese ist für mittelalterliche Städte typisch angelegt: Um den Marktplatz als Zentrum verläuft in einiger Entfernung die aus strategischen Gründen nahezu kreisförmige Stadtmauer.
Zunächst - Ihr könnt es auf den Fotos auch erkennen - war die Innenstadt noch mäßig belebt, je näher wir der 14 Uhr Marke rückten, desto leerer wurde die Stadt, obwohl durchaus die Geschäfte noch geöffnet waren. Bäcker und Fleischer, Buchhandlung, Drogerie und Modegeschäft, Schuhladen und Apotheke - ich kann mir vorstellen, dass der Ort durchaus auch für einen Einkaufsbummel das ein oder andere zu bieten hat.
Mich führte mein Weg über die Mainzer Gasse geradewegs zum Schmuckkästchen des Ortes: auf den Marktplatz. Hier steht das Weinhaus mit einem Staffelgiebel aus dem Jahr 1538. Gebaut wurde es damals, wie der Name schon verrät, als städtisches Weinlager und Ausschank. Heute ist das Weinhaus Hauptsitz der Verwaltung der Stadt Alsfeld und steht unter Denkmalschutz. Direkt neben dem Weinhaus steht das älteste Fachwerkhaus der Stadt von 1350.
Ich muss es gestehen, ich habe es nicht gesehen - und bin erst im Zuge meiner Recherchen für diesen Beitrag darauf gestoßen: an der Ecke des Weinhauses soll sich noch heute ein Pranger befinden. Hier ist es ein verschließbarer Eisenring, der den Bestraften um den Hals gelegt wurde. Sie waren damit dem Spott oder sogar der Missachtung (beispielsweise durch anspucken) der anderen Bürger ausgesetzt. Der Pranger hat einen Trittstein und weist deutliche Benutzungsspuren auf, so heißt es.
Ja und dann steht hier natürlich auf dem Markt im Zentrum der Altstadt das Fachwerk-Rathaus, das von 1512 bis 1516 errichtet worden ist. Der steinerne Unterbau wurde früher als Markthalle genutzt.
Hinter diesen drei markanten Gebäuden steht die Walpurgiskirche aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Auch um diese bin ich herumgeschlendert und konnte überraschende Durchblicke zum Rathaus gewinnen.
Durch verschiedene kleine und größere Gassen und Gäßchenbin ich zurückgewandert zu meinem Auto, habe dabei noch das ein oder andere wirklich schöne Fachwerkhaus gesehen, die Türverzierungen am (im Umbau befindlichen) Regionalmuseum bewundert, über das Alsfelder Märchenhaus gestaunt.
Insgesamt kann ich sagen: dieser Abstecher von der Autobahn hat sich wirklich gelohnt, die Fachwerkaltstadt von Alsfeld ist in der Tat sehr sehenswert. Es waren etliche Menschen in Wanderkleidung unterwegs - und auch das konnte ich bei meiner Recherche im Nachhinein feststellen: offenbar lohnt auch die Umgebung von Alsfeld einen Besuch.
Ergänzende Informationen
- Allgemeine Informationen mit Tipps für Ausflüge, Aufenthalte und sonstige Highlights gibt es auf der Seite Zu Gast In Alsfeld.
- Ulrich Kronenburg nimmt uns mit auf einen sonntag-morgendlichen Rundgang durch Alsfeld
- Und für einen mittäglichen Imbiss bin ich auf eine Portion leckere (und hausgemachte) Käsespätzle in das Restaurant Kartoffelsack direkt am Rathaus eingekehrt.
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Beate (Dienstag, 08 März 2016 06:45)
Alsfeld … da werden Erinnerungen wach. "Menschen in Wanderkleidung" waren mein Mann und ich nämlich auch, als wir uns im Juni 1981 das Städtchen ansahen. Und wir trugen unsere alten Rucksäcke (Modell Pfadfinder) auf dem Rücken, denn anschließend ging es weiter in die Schwalm zum Wandern. Damals war dieses Freizeitverhalten total out, und wir wurden entsprechend bestaunt: zwei Exoten zwischen Fachwerkhäusern und unterwegs durch Wald und Feld.
Für uns war diese erste gemeinsame Tour ein Test dafür, ob wir uns auf Reisen auch verstehen. Wir bestanden ihn, machten im Mai 1982 die erste große Reise nach Kanada und den USA … und sind noch heute zusammen unterwegs.
Reiner Schäfer (Sonntag, 03 April 2016 21:46)
Es gibt auch einen Film über Alsfeld auf DVD. Hier der Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Q6e3Pf0DdBI
DPF Doktor (Donnerstag, 16 Februar 2017 11:52)
Die Innenstadt ist einmalig, wirklich ein schöner Fleck so zentral an der A5! Als Alsfelder vergisst man schnell was man an seiner Stadt hat, solche schönen Beiträge erinnern einen jedoch sofort wieder!
Liebe Grüße