Von Washington ging es bei unserer Tour durch den Osten der USA 2014 weiter Richtung Norden. Unser Ziel war ein Vorort von Philadelphia, denn auch diese Stadt mit ihrer reichen Geschichte stand auf unserer Route.
Am nächsten Vormittag haben wir uns auf den Weg in die Stadt gemacht. Eindrucksvoll war es schon, wie sich der Highway 95 entlang der Uferlinie mit atemberaubenden Brücken und immer wieder neuen Blicken auf Hafenanlagen, Navy Yard und auch die Skyline der Stadt schlängelt.
In der City eingetroffen wurde eins sehr schnell deutlich: parken kann man hier nur (ja, auch als Rollstuhlfahrer) wenn man Geld in die Hand nimmt. Parkhäuser, Tiefgaragen oder zeitlich auf die Dauer von 2, maximal 3 Stunden beschränkte und zu zahlende Parkplätze sind die einzige Möglichkeit. Also entschlossen wir uns zähneknirschend, die Tiefgarage unter dem Visitor Center der Independence Mall zu nutzen (Kostenpunkt bei mehr als 1,5 Stunden: 17 $).
Philadelphia, PA ist die fünftgrößte Stadt der Vereinigten Staaten und die größte des Bundesstaates Pennsylvania. Sie liegt am Delaware River im Zentrum der Metropolregion Delaware Valley. Nach New York und vor Washington war Philadelphia 1790–1800 Nationalhauptstadt und damals die größte Stadt der USA sowie nach London die zweitgrößte englischsprachige Stadt der Welt. In Philadelphia tagte der erste und teilweise auch der zweite Kontinentalkongress sowie der Verfassungskonvent von 1787, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung wurde hier verkündet und die Verfassung beschlossen. Reichlich historischer Boden also, den wir hier betreten.
Franklin Court und Altstadt
Wir sind zuerst einmal gemütlich durch die Altstadt geschlendert. Unter anderem haben wir Franklin Court, das historische Wohnhaus von Benjamin Franklin und seiner Familie besucht. Hier befindet sich auch das älteste Postamt der USA. Dieses zeichnet sich dadurch aus, dass es – anders als jedes andere US Post Office – keine Fahne führt. Die Erklärung hierfür ist einfach: das Postamt ist älter als die Nationalflagge.
Eine Rundfahrt durch die Stadt mit einem hop on - hop off Bus haben wir uns ebenfalls gegönnt. Eine barrierefreie und wie wir fanden durchaus gute Möglichkeit, einen Überblick über die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten zu bekommen.
Independence Hall
Erst für den Dienstagnachmittag hatten wir die Chance, ein Ticket für den Besuch der Independence Hall zu bekommen - und ohne Ticket und damit verbunden eine Führung durch Gebäude hat man keine Chance auf einen Besuch (daher: plant Euren Besuch und bucht das Ticket online). Die Tour ist barrierefrei – allerdings nur im Erdgeschoss. Die Räume im ersten Stock sind für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar.
Das Gebäude der Independence Hall (auf der Rückseite des 100-Dollar-Scheines zu sehen) wurde im Jahre 1741 unter dem Namen Pennsylvania State House fertiggestellt und diente als Sitz der Regierung von Pennsylvania, damals noch eine der dreizehn britischen Kolonien in Nordamerika. Im Jahre 1775 traf sich der zweite Kontinentalkongress in der Independence Hall und nahm dort im Jahre 1776 die von Thomas Jefferson ausgearbeitete Unabhängigkeitserklärung an. Dieses Ereignis führte zu der heute geläufigen Bezeichnung Independence Hall. 1787 traf sich dort die Philadelphia Convention, welche die Verfassung der Vereinigten Staaten hervorbrachte.
Der Rundgang durch das Gebäude findet in kleineren Gruppen statt und beginnt mit einer historischen Einführung durch einen Ranger der Nationalparkverwaltung. Ja, auch Phillys Independence Mall ist nicht nur Weltkulturerbe, sondern eben auch ein Nationalpark. Dann besichtigt man zunächst den Sitzungssaal des Supreme Court (der aussieht wie ein „normaler“ historischer Gerichtssaal) und anschliessend ist der Sitzungssaal an der Reihe, in dem die Declaration of Independence und einige Jahre später auch die Verfassung (Constitution) der Vereinigten Staaten beraten und beschlossen wurden.
Beide Dokumente sind getragen von der Haltung der frühen Siedler, ihren Erfahrungen, die sie aus Europa mitbrachten: Freiheit, vor allem Religionsfreiheit, Gleichheit, das Streben nach Glück – und der Wunsch nach Demokratie. Es erschreckte mich schon, dass auf die Frage des Rangers danach, wer den Regierenden die Macht verleiht und auch wieder aberkennen kann (was ausdrücklich festgeschrieben wurde „We the People“) ein hinter mir stehender Amerikaner laut und deutlich vermeldet: „GOD“. Ein merkwürdiges Demokratieverständnis und wenig aus der Geschichte des eigenen Landes gelernt.
Nicht besichtigt haben wir die Freiheitsglocke. Die Liberty Bell ist der Name der Glocke, die geläutet wurde, als die amerikanische Unabhängigkeitserklärung in Philadelphia am 8. Juli 1776 zum ersten Mal in der Öffentlichkeit verlesen wurde. Heute hängt die Glocke im Liberty Bell Pavillon und gilt immer noch als das wichtigste amerikanische Symbol von Freiheit und Demokratie. Entsprechend lang ist die Schlange, um sie zu besichtigen – und darauf hatten wir nach soviel Geschichte in Philadelphia einfach keine Lust mehr.
Es gibt noch mehr Berichte von unserem Roadtrip im Osten der USA, nämlich
- Unsere Washington, DC Highlights
- Carolina on my mind: die Outer Banks
- Skyline Drive und Blue Ridge Mountains
- Die Amischen im Lancaster County, PA
- Chesapeake Bay Bridge-Tunnel und Colonial Williamsburg
Alex (Donnerstag, 16 Juni 2016 11:08)
Toll! hoffentlich bleibt es ruhig...damit wir hinfahren können.
LG
Alex
Sigrid Braun (Dienstag, 14 Juni 2016 13:50)
Wir machen immer Zwischenstop in Philadelphia, wenn wir nach Loa Angeles fliegen. Wenn ich diesen Bericht lese denke ich, wir sollten mal 1/2 Tage bleiben und diese Stadt besichtigen.
Liebe grüße Sigrid
Beate (Samstag, 11 Juni 2016 07:24)
echt schon zwei Jahre her? Kommt mir vor, als habe ich über Eure USA-Tour erst vor einigen Tagen gelesen! Aber es ist schön, sich noch einmal in die Fotos zu vertiefen; vor allem die der LoC im letzten Blogeintrag sind sehr beeindruckend.
LG Beate