Die Museums-Pferdebahn auf Spiekeroog

Museums-Pferdebahn auf Spiekeroog
Museums-Pferdebahn auf Spiekeroog

Statt im Winter mal auf die sommerliche, die belebte, die „geöffnete“ Insel Spiekeroog zu fahren, hat noch etwas Neues für mich mit sich gebracht: Ich konnte einmal mit der Museumspferdebahn fahren.

 

Seit der Stilllegung der eigentlichen Inselbahn wird nämlich auf einem Teilstück der alten eingleisigen, meterspurigen und nicht elektrifizierten Bahnstrecke eine Museumspferdebahn zwischen den Haltestellen Bahnhof und dem Westend betrieben.

 

*editiert am 19.01.2021

Spiekeroog ohne Pferdebahn? Das ist für Gäste wie Insulaner ein kaum vorstellbarer Gedanke. Aber tatsächlich steht die Pferdebahn vor dem „Aus“, denn das alte Deichtor, das sonst die Gemeinde vor Sturmfluten schützt, ist in die Jahre gekommen und marode. Eine Rettung wäre möglich, aber dafür braucht es Geld. Vielleicht beteiligt ihr alle euch an der Spendenaktion? Alle Spender ab 10 Euro werden auf Wunsch mit ihrem Namen auf einer Tafel „Wir haben die Pferdebahn gerettet“ am ausrangierten Deichtor nahe dem Bahnhof verewigt. Ab einer Spende von 100 Euro gibt es zwei Freifahrkarten mit der Pferdebahn, ab einer Spende von 1000 Euro den Waggon 21 für eine Fahrt bis Old Laramie und wieder zurück.

Spiekerooger Eisenbahngeschichte

unterwegs mit der Museumspferdebahn auf Spiekeroog
unterwegs mit der Museumspferdebahn auf Spiekeroog

Eines vorweg: die Museumspferdebahn ist nicht barrierefrei. Die Fahrt habe ich daher allein unternommen, der Gatte ist derweil mit dem Handbike parallel zur Eisenbahnstrecke in Richtung Westend gefahren und wieder in den Ort haben wir den Weg gemeinsam zurückgelegt.

 

Ich habe also ein einfaches Ticket gelöst. Die Fahrkarte gibt es übrigens nicht am Schalter, nein man erhält sie vom Lokführer/Kutscher/Pferdebahnführer. Und es empfiehlt sich rechtzeitig einzutreffen, die Zahl der Sitzplätze ist begrenzt.

 

Der Fahrer war ein launiger Fremdenführer, schon bei der Abfahrt machte er uns darauf aufmerksam, wie leicht sich der Wagen bewegen lässt: Ein ganz geringer Reibungswiederstand führt dazu, dass das „arme“ Pferd wirklich nicht so viel zu ziehen hat. Sogar Grundschüler könnten eine vollbesetzte Pferdebahn bewegen, so sagte er uns. Überhaupt habe ich auf der etwa viertelstündigen Fahrt viel erfahren über die Geschichte der Pferdebahn und der Eisenbahn auf Spiekeroog.

 

1885 gab es einen inzwischen recht regen Badebetrieb am sogenannten Herrenstrand am Westend. Und die gut situierten und wohlbetuchten Gäste sollten es bequem haben, daher schuf man eine Verkehrsverbindung zwischen Dorf und Badestrand: die Pferdebahn. Sie wurde nur im Sommer während der Badesaison betrieben. 1891 konnte im Süden der Insel der erste Anleger eröffnet werden. Auch dieser sollte natürlich mit dem Ort verbunden werden. Man baute deshalb einen Abzweig von der Pferdebahn durch die Wattwiesen.

 

1932 wurde der Hauptbadestrand nach einer Sturmflut zum Dorf verlegt. Damit wurde der zum Westend führende Abschnitt der Pferdebahn nicht mehr befahren.

Museumspferdebahn beim Islandhof
Museumspferdebahn beim Islandhof

Nachdem 1981 der neue, ortsnahe Hafen errichtet wurde brauchte man die Bahn nicht mehr und ihr Betrieb wurde eingestellt. Die Gleise wurden mit Ausnahme des Abschnitts Bahnhof - Westend abgebaut, die Lokomotiven und Wagen wurden verkauft.

 

Dank der Initiative von Hans Roll, einem pensionierten Lehrer aus Pforzheim, wurde die Eisenbahntradition auf Spiekeroog erhalten. Mit einem Wagen - der Nummer 21 - aus Stuttgart wurde der Betrieb der Museumspferdebahn schon im gleichen Jahr aufgenommen. Die Museumspferdebahn verkehrt als Touristenattraktion in der Sommersaison von März bis Oktober mehrmals täglich vom Bahnhof zum Westend und zurück.

Wagen 21 wird für die Abfahrt gerüstet (im Hintergrund das geschlossene Deichtor)
Wagen 21 wird für die Abfahrt gerüstet (im Hintergrund das geschlossene Deichtor)

Die Fahrzeit beträgt etwa eine Viertelstunde. Der Fahrpreis für  Erwachsene beträgt

  • einfach 3,00 €,
  • hin und zurück 5,00 €.

 

Old Laramie (auch Café Westend genannt) ist der Name des Cafes oder der Kneipe am Westend. Sie liegt abseits des Dorfes, hinter dem West-Deich am Ende der Pferdebahnstrecke.  Das sehr rustikale kleine Haus im Kurortstil der Jahrhundertwende wurde 1899 als erstes Warmbad errichtet. Bei zu kalter Nordsee konnten die (männlichen) Kurgäste hier Wannenbäder in erwärmtem Meerwasser nehmen. Diese Funktion ging später verloren, als der Hauptbadestrand weiter nach Osten verlagert wurde. Es ist ein beliebter Treffpunkt, nicht nur tagsüber, sondern auch an den Abenden - während unseres Besuchs auf der Insel auch beispielsweise zum Fußballgucken in fröhlicher Runde. Ganz legendär hier: der Käsekuchen! In jedem Fall einen Besuch wert, wenn man am Westend ist (oder besser noch: auch ein Grund, einmal dorthin zu laufen...)

Ergänzende Informationen

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Kommentare: 2
  • #1

    Beate (Sonntag, 10 Juli 2016 08:21)

    Näääh, watt schööön! Bin ganz begeistert von der Insel, die Du uns hier zeigst. Von Wetter und Westend, Landschaft und Käsekuchen. Von der Pferdebahn sowieso. Obwohl 15 Minuten Fahrt viel zu kurz sind!
    LG Beate

  • #2

    Zypresse (Mittwoch, 13 Juli 2016 22:29)

    Ja, Beate, vielleicht machst Du Dich auch einfach mal auf den Weg und besuchst "meine Insel". Und den Käsekuchen, den back ich Dir gern mal ;-)