Da habe ich Euch zuletzt unter anderem mit meiner Stippvisite in Braunschweig den Mund wässrig gemacht als ich über einen ziemlich nassen Stadtrundgang durch Braunschweig und meinen Besuch im neu eröffneten Herzog Anton Ulrich-Museum berichtet habe. Vor ein paar Jahren sind wir schon einmal in der Nachbarschaft gewesen, genauer gesagt in Wolfenbüttel.
Bevor es zu einer Familienfeier ging blieb uns damals ein wenig Zeit für eine Runde in der historischen Residenzstadt Wolfenbüttel mit Sehenswürdigkeiten wie Residenzschloss, weltberühmter Herzog August Bibliothek mit Lessinghaus und einer historischen Altstadt mit über 600 Fachwerkhäusern.
Fachwerk in der Altstadt von Wolfenbüttel
Wolfenbüttel liegt an der Oker, ist Kreisstadt und größte Stadt des Landkreises Wolfenbüttel in Niedersachsen. Sie hat nur rund 54.000 Einwohner. Die vermuteten Ursprünge Wolfenbüttels sind
ungefähr im 10. Jahrhundert zu finden, als sich ein Siedler namens Wulferus (Wulferi) an einer Furt in den sumpfigen Okerauen niedergelassen haben soll. Diese Überquerungsmöglichkeit über die
Oker zog die ersten Siedler an. An der Handels- und Heerstraße zwischen Rhein und Elbe entstand die Siedlung Wulferisbuttle. Der Wolf hat mit Wolfenbüttel also eigentlich nichts zu tun...
Sehenswert fanden wir auf unserem Rundgang durch die gemütliche Stadt vor allem die zahlreichen und gut erhaltenen Fachwerkhäuser. Besonderes Flair bekam die Stadt an einem Samstagmorgen
zusätzlich durch zahlreiche flanierende Einkaufsbummler und den bunten Markt vor dem Rathaus.
In der Stadt hat sich ein nahezu geschlossenes historisches Stadtbild erhalten. Um zu verhindern, dass die Bewohner der historischen Innenstadt in Neubaugebiete im Umland abwandern, wurde in den
70er Jahren ein umfangreiches Sanierungsprogramm aufgelegt. Das im Jahre 1978 festgelegte Sanierungsgebiet war damals eines der größten Stadtsanierungsgebiete Deutschlands. Im Zuge dieser
Sanierungsmaßnahmen ist es gelungen, weite Teile der Altstadt (Heinrichstadt, Auguststadt, Juliusstadt) denkmalgerecht zu modernisieren. Ein besonders gelungenes Beispiel ist in diesem
Zusammenhang die Sanierung der zahlreichen kleinen Fachwerkhäuser in der Krummen Straße.
An einer Bausünde am Rande der Altstadt (ein Kaufhaus, inzwischen wegen Pleite geschlossen...) aus den 70ern vorbei ging es weiter und wir blickten auf...
Schloss Wolfenbüttel
Unter den Schlössern Niedersachsens nimmt das Welfenschloss von Wolfenbüttel einen besonderen Rang ein: Es ist nicht nur das zweitgrößte seiner Art, sondern beherbergt auch die einzigen
hochbarocken Staatsappartements des Landes.
Die mächtige Vierflügelanlage diente den hiesigen Herzögen aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg über 320 Jahre als Residenz. Von ihrer glänzenden Hofhaltung künden noch heute die Prunkfassade des
Schlosses und die zwischen 1690 und 1740 gestalteten Repräsentationsräume. Sie bilden das Herzstück des Museums im Schloss Wolfenbüttel.
Neben den Staatsgemächern mit ihren eindrucksvollen, authentischen Beispielen fürstlicher Wohn- und Tafelkultur aus dem Zeitalter des Absolutismus bietet das Museum eine große Fülle
bemerkenswerter Objekte zum bürgerlichen Leben der letzten 300 Jahre.
Unsere Zeit reichte nicht für einen Besuch, für uns ging es weiter zur...
Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel
Die im Jahre 1572 von Herzog Julius im Schloss gegründete Bibliothek war unter dem gelehrten Büchersammler und Friedensfürsten Herzog August die größte europäische Büchersammlung und wurde als
achtes Weltwunder angesehen.
Das heutige Bibliotheksgebäude wurde 1883 bis 1887 im Stil eines florentinischen Palazzo errichtet und ersetzte die baufällige berühmte Bibliotheksrotunde des 18. Jahrhunderts. Heute befindet
sich hier eine moderne Forschungsbibliothek mit einem Bestand von ca. 800.000 Bänden, davon ca. 350.000 Bände aus dem 15. bis 18. Jahrhundert.
Schatz der Schätze in der Bibliotheca Augusta und der Besuchermagnet schlechthin ist zweifelsohne das 1983 in London für 32,5 Millionen DM ersteigerte Evangeliar Heinrichs des Löwen, eine der
prächtigsten und kunsthistorisch wertvollsten Handschriften des Mittelalters, das nun seinen endgültigen Platz in Wolfenbüttel gefunden hat.
Eindrucksvoll waren sie, die vielen alten Bücher - schade, dass ich nicht mit einem konkreten Forschungsanliegen kam und eine bebrillte Bibliothekarin für mich einige der alten Schätze aus den
Magazinen holte. Aber der Blick auf das Evangeliar und - für Juristen ein bekannter Text - den Sachsenspiegel mussten reichen.
Dafür entschädigte uns ein Besuch im Wohnhaus eines großen Denkers (und ein Einblick in seine ganz privaten Tragödien) im ...
Lessinghaus in Wolfenbüttel
Bald nach seinem Regierungsantritt 1735 errichtete Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel neben der Herzog August Bibliothek ein fürstliches Dienerhaus, das er 1740 seinem Oberkammerdiener
schenkte.
Dieses im Stil eines spätbarocken französischen Parkschlösschens erbaute Hofbeamtenhaus wurde 1777 renoviert und dem seit acht Jahren in Wolfenbüttel tätigen Bibliothekar Gotthold Ephraim Lessing
als Wohnhaus zugewiesen, wo er bis zu seinem Tode 1781 wohnte und arbeitete.
Lessing bezog das Wohnhaus mit seiner schwangeren Frau Eva König kurz vor Weihnachten 1777. An Weihnachten wurde hier ihr gemeinsamer Sohn geboren, der kurz nach der Geburt verstarb. Wenig
später, am 10. Januar 1778, starb auch Eva Lessing im Kindbett. In ihrem Sterbezimmer richtete sich Lessing sein Arbeitszimmer ein und schrieb hier u. a. das Schauspiel »Nathan der Weise«.
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vielweib (Sonntag, 15 Januar 2017 14:02)
Danke Dir für Deine Eindrücke! So viele Fachwerkhäuser gibt es in Wolfenbüttel? Herrlich! Von Dir und den Meurers hab ich via Twitter schon viel gelesen und gesehen, dass ich schon ganz neugierig bin :-)
Zypresse (Sonntag, 22 Januar 2017 12:45)
Ich bin sicher, Tanja, es wird Dir gefallen. Und falls Du mit Dudu unterwegs sein wirst: durch den Lappwald kann man wunderbar durch die Frühlingsnatur fahren!°