Was ich bisher nicht wusste, aber bei meinem Januar Besuch auf der Insel Langeoog gelernt habe: fünf der sieben ostfriesischen Inseln schaffen es, sich selber mit Süßwasser zu versorgen. Nur Wangerooge und Baltrum müssen ihr Trinkwasser vom Festland aus beziehen. Langeoog gehört zu den glücklichen, die das Trinkwasser aus der Süßwasserlinse (auch Ghyben-Herzberg-Linse genannt) unter der Insel bekommen.
Diese linsenförmige Ansammlung von Grundwasser findet sich unter den Dünen der ostfriesischen Insel. Durch eine Brackwasserzone von immerhin 2 – 3 Metern Breite wird diese vom Salzwasser der Nordsee abgeschottet. Das Grundwasser dieser Linse resultiert allein aus Niederschlägen. Da Süßwasser leichter ist als Salzwasser schwimmt das Süßwasser wie ein Fettauge auf dem Salzwasser. Und dieses Süßwasser ist lecker und weich – etwas, das insbesondere Teetrinker sehr zu schätzen wissen!
Das Infohaus im alten Wasserwerk auf Langeoog
Seit 1992 ist das Wasserwerk im Westen der Insel Langeoog stillgelegt. Es steht inzwischen den Besuchern als Infohaus mit einer interessanten Ausstellung zum Thema Wasser und Süßwasserlinse ganztägig offen. Und ein Besuch lohnt sich.
Hier wird sehr anschaulich erklärt, wie die Süßwasserlinse die gesamte Insel mit Trinkwasser versorgt. Das Grundwasser wird aus 13 Brunnen mit einer Tiefe von 5 bis 10 m aus der Süßwasserlinse in das Wasserwerk gepumpt. 330.000 qm Wasser werden im Jahr auf Langeoog verbraucht. Ein 29 km langes Rohrnetz verteilt das Wasser an die ca. 1000 Haushalte und Firmen. Probleme bereitet allenfalls die Versorgung der Insulaner und der Gäste im Sommer – wenn es wenig Niederschläge gibt und gleichzeitig durch die große Zahl der Gäste der Wasserverbrauch ansteigt.
Und das ist echter Ostfriesentee
Ich persönlich bin ja eine bekennende Teetante, Kaffee gibt es für mich nur selten (und wenn überhaupt, am liebsten einen guten italienischen Espresso). Daher liebe ich immer den Ostfriesentee und die mit seiner Zubereitung und seinem Genuss verbundene Zeremonie.
Das muss man nämlich wirklich anerkennen: es entwickelte sich im Lauf der Zeit eine echte Ostfriesische Teekultur. Die Teetied (Teezeit) gilt als wichtiger Bestandteil ostfriesischer Geselligkeit und der ostfriesischen Küche. Bei unserem Besuch auf Langeoog im Januar erhielten wir eine humor- und liebevolle Einführung in die ostfriesische Teezeremonie durch Inseloriginal „Ossi“ Gerhard Siebels in Langeoogs größtem Wohnzimmer, damals noch dem Cafe-Restaurant He´ Tant, heute heißt es Ebbe & Flut.
Im Durchschnitt trinken Ostfriesen im Jahr rund 300 Liter Tee (der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland liegt gerade einmal bei 28 Litern). Damit haben die Ostfriesen den weltweit größten Teeverbrauch pro Kopf.
Und: die Ostfriesische Teekultur ist durch die Deutsche UNESCO-Kommission im Dezember 2016 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden.
Was braucht man denn nun für einen "anständigen" Ostfriesentee zur Teetied?
- Tee (Ostfriesische Mischung)
- weiches Wasser, siedend
- Teekanne, mit Stövchen
- Kluntje (Kandiszucker)
- Sahne, gern fett und am besten auch einen Sahnelöffel
- geeignete Teetassen
Am geeignetsten sind sehr kleine und sehr dünnwandige Tassen aus Porzellan. Die Teekanne kann, muss aber nicht aus Porzellan sein. Ein Stövchen ist unverzichtbar.
Und dann kann es losgehen: Wesentlich für die Teetied ist der korrekt zubereitete Tee.
Zuerst wird kochendes Wasser in die Teekanne gegeben und die Kanne damit ausgespült und vorgewärmt. Dann wird der Ostfriesentee – ein Teelöffel Tee pro Tasse und ein weiterer „für die Kanne“ - in die warme Kanne gegeben und zur Hälfte mit kochendem Wasser befüllt. Man lässt den Tee so mit geschlossenem Deckel etwa drei bis vier Minuten ziehen. Anschließend wird die Teekanne ganz gefüllt und der Tee ist fertig. Ausgeschenkt wird er entweder durch ein Handsieb oder ein im Kannenauslauf angebrachtes Sieb, einen Teebesen.
Ganz wichtig ist auch die Zeremonie des Eingießens: auf jeden Fall legt man zuerst einen Kluntje, ein großes Stück Kandiszucker in die Tasse. Der Tee wird nun auf den Kluntje in die Teetassen gefüllt. Hierbei beginnt der Kluntje ganz typisch zu knistern. Anschließend gibt man mit einem Sahnelöffel (Rohmlepel) einen Tropfen Sahne („’n Wulkje Rohm“) mit viel Gefühl und vorsichtig hinzu. Nur so kann eine „Sahnewolke“ entstehen, das genannte „Wulkje“. Man trinkt den Tee ohne Umrühren. Dadurch gibt es bei den gebräuchlichen kleinen Tässchen drei ganz charakteristische Schlucke:
- erst das herbe Teearoma vom Tassenrand
- dann der milchige Teegeschmack der Tassenmitte
- und zum Schluss die Süße des gezuckerten Tees auf dem Tassengrund.
In Ostfriesland ist es heute noch so, dass drei Tassen Tee ein Mindestmaß sind. Falls man schon vorher ablehnt, gilt das als unhöflich bis beleidigend. Und wenn man nach der dritten, vierten, fünften… Tasse dann wirklich nichts mehr möchte legt man entweder den Löffel in die Tasse oder dreht die Tasse auf der Untertasse um.
Ergänzende Informationen
Weitere Berichte von mir gibt es zum Reisen nach Langeoog im Winter, zu Strandkörben und natürlich zum Weinwinter auf Langeoog.
- Die offiziellen Informationen findet ihr auf Langeoog.de
- Janett hat ein Wochenende auf der Insel verbracht
- Johanna hat der Insel einen Liebesbrief geschrieben
- Daniela lebt und arbeitet auf der Insel der leisen Töne und war auch beim Herrn der Rinder
- Jan nimmt uns mit zu den schönsten Plätzen auf Langeoog
- Tanja macht in Wellness
- und auf Faust Kultur fand ich einen sehr lesenswerten, nachdenklichen Artikel über die Geschichte der Insel
Gemeinsam mit mir waren ebenfalls andere Bloggger auf Langeoog. Deren Beiträge findet Ihr hier:
- Wolfgang: Kulinarische Abenteuer auf Langeoog
- Sylvia: Weinwinter auf Langeoog
Ich wurde zu dieser Reise von Tourismus Service Langeoog eingeladen. Vielen Dank für die Einladung und die Möglichkeit, die Insel im Winter so intensiv erleben zu können. Das hier ist meine persönliche Meinung!
Noch mehr Niedersachsen gibt es hier:
www.zypresseunterwegs.de Blog Feed
Reiseführer zu "meinen" Ostfriesischen Inseln>> mehr lesen
Nochmals 11 Ausflugs- und Reisetipps in Deutschland
>> mehr lesen
Ostfriesische Inseln im Vergleich
>> mehr lesen
Langeoog ist wirklich eine Insel fürs Leben
>> mehr lesen
Teezeremonie im Toornhuus auf Borkum
>> mehr lesen
Besuch im Heimatmuseum Dykhus Borkum
>> mehr lesen
Wangerooge hat auch eine Feuerwehr
>> mehr lesen
Wangerooge im Wattenmeer - Weltnaturerbe der UNESCO
>> mehr lesen
Kommentar schreiben
Daniela (Sunday, 12 March 2017 12:04)
Liebe Frau Löhr,
danke für den schönen Artikel ... es ist ja ein richtiger "Teehimmel".
Schön das es Ihnen so gut auf Langeoog gefallen hat. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder :-).
LG Daniela vom Strandeck
Zypresse (Sunday, 12 March 2017 12:19)
Danke für das Lob... und ja, wenn es klappt, dann komme ich sicher noch einmal wieder! Mir hat es nämlich tatsächlich sehr gut gefallen.
Vielweib (Sunday, 12 March 2017 20:47)
Ach, der Teehimmel wurde beschrieben und ich würde jetzt zu gern auf der Insel sein und eine Teezeit gemeinsam mit Dir genießen :-) <3
Zypresse (Sunday, 12 March 2017 21:33)
... so unter Teetanten, das wäre nett - machen wir bald mal, Tanja!
Nicolas (Wednesday, 28 June 2017 20:34)
Dein Bericht steigert meine Vorfreude auf Langeoog nur noch mehr. Dieses Jahr geht's zum zwölften Mal auf die Insel des Lebens und es wird ganz viel Tee getrunken! :-)
Zypresse (Wednesday, 28 June 2017 22:29)
... ein kleines bisschen Neid begleitet Dich, mein Lieber, bei Deiner 12. Langeoog Reise. Grüß mir die Insel, das he Tant, den Seekrug, die Weinperle, Hinrik, Ossi, Daniela, Bernd und unbekannterweise die Marlies...
Und genieße die Zeit auf der Insel fürs Leben!