Eines der ganz bekannten Naturwunder Neuseelands liegt im Süden der Südinsel, in einem abgeschiedenen Teil des Fjordlands. Uns hatte sich gleich zu Beginn unserer Reise der Milford Sound, UNESCO Weltnaturerbe, von seiner allerbesten Seite gezeigt. Das Wetter war wunderbar, der Himmel strahlte blau, die Sonne schien, das Wasser war ruhig und die Temperatur angenehm.
Aber auch unsere Fahrt zum Milford Sound und zurück nach Te Anau waren ein wunderbares Erlebnis und boten uns Einblicke in die tolle Natur Neuseelands.
State Highway 94 oder auch Milford Road
Früh aufgestanden sind wir an dem Tag als es in Richtung Milford Sound los ging. In Te Anau war es noch ruhig und verschlafen. Der Morgen war ziemlich kühl und überall hing noch Nebel. Kaum hatten wir den Ort verlassen führte die Straße durch einen Wald. Die Bäume waren über der Straße fast zusammengewachsen, man fuhr wie durch einen Tunnel. Die Sonne schien schon, stand allerdings noch relativ tief. Und in Verbindung mit den Bäumen und dem Nebel ergab sich ein fast gespenstisches Bild.Kein Wunder, dass uns dabei Bilder aus dem Herrn der Ringe in den Kopf kamen. Aber je weiter wir kamen, desto mehr konnte die Sonne die Konturen heraus arbeiten und der Nebel verschwand nach und nach.
Der State Highway 94 heißt Te Anau–Milford Highway oder auch Milford Road. Diese letzten 119 Kilometer Sackgasse bis zum Milford Sound gelten als einer der schönsten Roadtrips der Welt - und das zu Recht! Von Te Anau führt die Straße zunächst am Ufer des Lake Te Anau nach Norden bis Te Anau Downs. Hier biegt sie dann rechts ab in das Tal des Eglington River. Liebliche Wiesen, stille Bergseen und Wälder, Bergrücken an beiden Seiten der Täler, oben von Schneegipfeln gekrönt, immer wieder Blicke auf Flüsse, Bachläufe oder Wasserfälle - ein nicht endendes Panorama an Naturschönheiten zieht an uns vorbei.
Die Milford Road ist nicht nur eine der schönsten Neuseelands, sie zählt auch zu den gefährlichsten.
Nach einer Statistik von 2008 liegt die Strecke auf Platz 3 der unfallträchtigsten Straßen Neuseelands, mit 65 Prozent mehr schweren Verkehrsunfällen als im Durchschnitt und einer doppelt so hohen Rate tödlicher Unfälle pro gefahrenem Kilometer. Schuld daran sind nicht nur die vielen Kurven und der Höhenunterschied. Unterwegs gibt es auch immer wieder Halteverbot wegen Lawinengefahr. Schneefälle, Lawinen oder Straßenunterspülungen sind hier nichts Ungewöhnliches. All das zusammen mit dem zeitweise starken Verkehr und dem wechselhaften Wetter im Fjordland sorgt für herausfordernde Bedingungen beim Befahren der Milford Road.
Campsites des Department of Conservation
Entlang der Milford Road gibt es übrigens zahlreiche DOC-Campsites. Das sind Campingplätze mitten in der Natur, mit kaum oder nur ganz geringer Ausstattung (so findet man vielleicht eine Toilette vor). Hier kann man mit einem Camper günstig und naturnah übernachten, allein ist man dabei allerdings nicht.
Alles basiert hier auf Vertrauen: einchecken muss man selbst, indem man aus einer Box einen Umschlag entnimmt, den darin liegenden Zettel an das eigene Wohnmobil klemmt und den zu zahlenden Betrag für die Übernachtung im Umschlag wieder in der Box deponiert. Kontrolliert wird täglich, am (frühen!) Morgen kommt ein Ranger, der die Umschläge in der Box mit den anwesenden Wohnmobilen und Zelten vergleicht und fehlende Zahlungen persönlich entgegen nimmt (und im Zweifel auch Wechselgeld dabei hat).
Der Homer Tunnel
Nach knapp 100 km erreichen wir den Homer Tunnel. Er wurde 1954 eröffnet und durchstößt die Hauptwasserscheide der Südinsel zwischen Eglinton und Hollyford River im Osten und dem des Cleddau River im Westen. Der gerade Tunnel ist immer nur in eine Richtung befahrbar, die Tunnelwände sind unbearbeitete Felswände. Tunnel und Milford Road wurden als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme während der Wirtschaftskrise gebaut.
Dunkel ist es im Tunnel, nachdem uns eine grüne Ampel die Einfahrt erlaubt hat, eine Beleuchtung gibt es nicht. Die Straßendecke ist uneben, hat Schlaglöcher, von der Decke tropft immer wieder Wasser laut klopfend auf Dach und Windschutzscheibe. Um so schöner, als wir im Westen heraus kommen, in den strahlenden Sonnenschein zwinkern und auf die Serpentinen der Straße blicken, die jetzt in nur noch knapp 20 km zum Milford Sound hinab führt.
The Chasm Walk
Auf unserer Rückfahrt vom Bootsausflug auf dem Milford Sound machen wir in dem Streckenabschnitt vor dem Homer-Tunnel Halt. Es gibt entlang der gesamten Milford Road immer wieder interessante Möglichkeiten für einen kurzen oder auch längeren Spaziergang oder einen Stopp an einem landschaftlichen Highlight.
Der Chasm Walk verdankt seinen Namen dem wilden Lauf des Cleddau River im Regenwald, der sich sehenswert in das Gestein gefressen hat. Neben den Ausspülungen im Fels fand ich allerdings vor allem das Grün, die Pflanzenvielfalt, die großen Baumfarne des Regenwaldes beeindruckend.
Der Spazierweg hat einen großen Parkplatz an der Straße und ist sehr gut ausgeschildert. Er ist in den Informationen des DOC als Weg für Rollstuhlfahrer gekennzeichnet. Auf den ersten 20 Metern trifft dies auch zu, danach wird es steiler und so uneben, dass ich dieser Einstufung nicht zustimmen kann. Welch ein Glück, dass der Gatte ohnehin keine Lust auf einen Spaziergang hatte und im Auto sitzen geblieben war.
Die anschließende Fahrt von Milford Sound nach Te Anau führte uns wieder zurück durch wunderschöne Landschaften, die ich überhaupt nicht beschreiben kann. Nachmittags auf der Rückfahrt war das Licht ganz verschieden vom frühen Morgen. Auch wenn es natürlich die gleiche Landschaft war auf Hin- und Rückfahrt sah es völlig anders aus als auf unserer Hinfahrt am Morgen.
Im Tal des Eglinton River fanden wir links von der Straße einen wunderbaren Picknickplatz. Zumindest an dieser Straße gab es davon ziemlich viele, die immer wieder rechts und links abgingen. Und alle waren gepflegt. Nirgendwo lag Müll herum. Hier hatten wir Zeit für einen Imbiss und ein inzwischen nicht mehr so kühles Getränk. Obwohl der Platz sehr schön war haben wir es nicht sehr lange ausgehalten. Unser Tisch stand mitten in der Sonne, die um diese Zeit ziemlich heiß vom Himmel brannte. Und so sind wir aufgebrochen und haben die letzten Kilometer nach Te Anau zurückgelegt.
Informationen
Strecke: 119 km von Te Anau nach Milford Sound, reine Fahrtzeit ca. 2,5 Stunden
Es gibt keine Tankstellen oder sonstige Versorgungseinrichtungen auf der Strecke. In Te Anau sollte man auftanken, Vorräte auffüllen und bei entsprechender Wetterlage Schneeketten an Bord nehmen.
Die aktuelle Verkehrslage und Informationen zum Strassenzustand gibt es bei Transit NZ.
Es gibt keinen Mobilfunkempfang unterwegs!
Hier gibt es eine kostenlose App mit vielen Informationen, die man offline zur Begleitung der Fahrt nutzen kann.
- Auch Ina von Genussbummler war hier unterwegs.
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Beate (Wednesday, 26 April 2017 07:10)
jetzt auf einem campground irgendwo in Neuseeland sein …
Zypresse (Wednesday, 26 April 2017 08:35)
Ja, das wäre schön! Ich komme auch beim Sichten der Fotos immer wieder ins Träumen...
Susanne (Friday, 16 March 2018 08:23)
Hallo Ulrike,
danke für den detaillierten Bericht, die Strecke scheint ja wirklich wahnsinnig schön zu sein! Wir planen, im Herbst nach Neuseeland zu reisen, und deine Beiträge sind sehr hilfreich. Werde ich mir auf jeden Fall abspeichern!
Liebe Grüße
Susanne von www.borboletameetsworld.de
Zypresse (Friday, 16 March 2018 09:28)
Ja, diese Strecke gehört mit zu unseren schönsten Neuseeland Erinnerungen. Und falls man mit Camper unterwegs ist lohnt ganz sicher ein Übernachtung entlang der Straße!
Danke, liebe Susanne, für Deinen netten Kommentar und viel Spaß im Herbst!