In diesem Jahr haben wir es endlich einmal geschafft. Da waren wir schon etliche Male in den italienischen Marken und bislang hatte es nie geklappt mit einem Besuch in Loreto.
Loreto ist nicht besonders groß, eher eine kleine Stadt. Sie liegt knapp 20 km südöstlich von Ancona im Vorland des Gran-Sasso-Gebirges. Bedeutsam ist diese Stadt dennoch, denn Loreto steht für die Verehrung der Heiligen Maria und des Hauses der Heiligen Familie zu Nazareth. Die Santa Casa in der Basilika ist der Legende nach das Haus, in dem Maria aufwuchs und die Verkündigung des Herrn empfing. Es soll von Engeln nach Loreto getragen worden sein. Aber dazu später mehr.
Die Geschichte zum Wallfahrtsort
Nach dem Petersdom in Rom ist Loreto der zweit wichtigste Wallfahrtsort in Italien und einer der wichtigsten der katholischen Welt. In der Basilika vom Heiligen Haus steht die Santa Casa, der Legende nach das Haus, in dem Maria aufwuchs und die Verkündigung empfing.
Das Heilige Haus ist (oder war) reisefreudig, so könnte man es ausdrücken - und passt deshalb gut zu uns. Der Legende nach wurde das gemauerte Haus im Jahr 1291 von Engeln aus Nazareth fortgetragen. Anderswo heißt es, fromme Schifferfamilien namens “de Angeli” hätten das Haus nach Loreto gebracht. Genau klären lässt sich das wohl kaum - es ist halt auch eine Frage des Glaubens, ebenso wie die weitere Geschichte der "Santa Casa".
Das Haus jedenfalls machte sich nicht auf direktem Weg vom heiligen Land aus auf in die Marken. Es hat doch tatsächlich einen verlängerten Zwischenstopp eingelegt. Wo? werdet ihr fragen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Adria, in Kroatien. Dort machte das heilige Haus Halt bei zwei Brüdern in der Nähe von Rijeka. Allerdings haben sich die beiden Brüder (das soll unter Geschwistern ja vorkommen) offenbar häufig und heftig gestritten. Worum es bei dem Streit ging? Ich persönlich stelle mir vor, die Jungs haben sich um die Opfergaben der Pilger gestritten. Nach drei Jahren (und vielleicht auch dem ein oder anderen Vermittlungsversuch - weiß man's?) hat es dem Haus dann aber offenbar gereicht und es reiste bei den unwürdigen Brüdern ab. In der Nacht des 10. Dezember 1294 "wanderte" das Haus weiter und veränderte noch mehrmals seinen Platz, bis es schließlich in Loreto seinen endgültigen Standort einnahm.
Die Marchigiani sind ja schlaue Leute. Was haben sie gemacht? Ganz einfach, sie haben rund um das Haus die Basilika mit einem Dach gebaut - und aus war es mit dem Reisen für die "Santa Casa".
(Und falls Ihr den aktuellen Stand der exakten wissenschaftlichen Forschungen zur Reise des heiligen Hauses nachlesen möchtet so besucht die nächste historische Fachbibliothek oder befragt die Seite der Basilika oder Wikipedia...)
Wallfahrten nach Loreto begannen Anfang des 14. Jahrhunderts. Das Haus stand zunächst noch in einer unbewohnten Gegend. Im Jahr 1554 kamen die Jesuiten nach Loreto, die eifrig die Verehrung des Heiligen Hauses propagierten - eine gute Werbung für den aufstrebenden Ort. Als sich die Verehrung im Volksglauben immer mehr durchsetzte entstand ab Mitte des 15. Jahrhunderts die heutige Basilika, der Ort wuchs, Herbergen, Gaststätten und Händler kamen hinzu.
Und seit 1920 ist die Madonna von Loreto die Schutzheilige aller Flugreisenden - wie passend für uns Reiselustige!
Information und Barrierefreiheit
Loreto liegt auf einem Bergrücken. Rollstuhlfahrer können mit dem Auto gut bis zur Porta Marina fahren, hier gibt es zahlreiche Behindertenparkplätze. Durch das Tor hindurch rechts halten, dann erreicht man die Basilika an der Piazza und kann rechts zurück durch die Arkaden die Basilika stufenlos betreten.
Die Stadt selbst kann man auf einem Spaziergang durch den Corso Traiano Boccalini mit zahlreichen Geschäften, Devotionalienhändlern, Restaurants und Cafes auch im Rollstuhl gut erkunden.
Restauranttipp:
Wir haben leckere Olive ascolane und auch Pasta in Loreto gegessen, direkt an der Piazza Giovanni XXIII mit dem monumentalen Standbild des Papstes liegt die Trattoria Norma.
Trattoria Norma
Piazza Giovanni XXIII
60025 Loreto AN
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Beate (Wednesday, 12 July 2017 10:34)
Da wurde ich nun streng römisch-katholisch erzogen und war auf einem Nonnengymnasium, aber von Loreto als Wallfahrtsort hat man mir nie etwas erzählt – geschweige denn von dem Santa Casa.
Auf den ersten Blick ganz schön feudal und anachronistisch, dieses Haus, in dem die Gottesmutter aufgewachsen sein soll, da muss ich jetzt trotz Deiner Fotos und Erklärungen unbedingt weiter googeln. Danke für diese Anregung an einem verregneten Mittwochvormittag!
Beate
Zypresse (Wednesday, 12 July 2017 10:49)
Liebe Beate, die von mir fotografierte Außenfassade (im Innern der Santa Casa ist das knipsen verboten) hat Papst Julius II. nach Plänen von Donato Bramante bauen lassen. Die opulenten Verzierungen verherrlichen Maria (sic!) und gehören zu den bedeutenden Kunstwerken der italienischen Renaissance, so sagt man. Ich bin protestantisch erzogen und stehe immer ein wenig erschlagen vor der Pracht und dem Prunk katholischer Kirchen und kann die volkstümlichen Heiligengeschichten immer kaum fassen...
Danke für Deine Nachfrage!
Ilona (Thursday, 13 July 2017 09:01)
Loreto kam mir persönlich als Wallfahrtsort zum ersten Mal unter, als ich mich mit der habsburgischen Gegenreformation befasste :D Ferdinand II., der "große Gegenreformator", dessen sehr überzeugter Katholizismus ja irgendwie den Prager Fenstersturz mit heraufbeschworen hatte, war nämlich ein großer Loreto-Verehrer. Er soll dort sogar gelobt haben, nicht eher zu ruhen, bis er alle Ketzer (also Protestanten) aus seinen Ländern vertrieben habe.
Seither merke ich, dass Loreto-Kapellen aus der Barockzeit im süddeutsch-österreichischen Raum relativ häufig sind und einem immer wieder mal unterkommen (https://de.wikipedia.org/wiki/Loretokapelle). Im "Original" war ich allerdings noch nie. Steht allerdings auf meiner Liste.
LG, Ilona
Zypresse (Thursday, 13 July 2017 09:50)
Hallo Ilona, was man so alles beim Bloggen dazu lernt - durch Kommentare wie Deinen. Hast Du mich doch glatt dazu bewegt, einmal nachzusehen, was die Düsseldorfer Lorettostraße mit den Loretokapellen zu tun hat. Und siehe da: auch hier gab es mal eine. Hätte ich ja fast gar nicht in die Marken reisen müssen ;-)
Danke für Deine Anregung und Ergänzung!
Barbara Schmid (Thursday, 23 April 2020 19:06)
also ich bin bis zur Basilika auf dem Kreuzweg gegangen und kann den Weg nur empfehlen. Man bekommt einfach einen anderen Eindruck.