2013 war eines der Jahre, in denen uns die Reiselust wieder einmal nach Südafrika führte. Einen Roadtrip haben wir unternommen, von Johannesburg via Kimberley hoch nach Upington und in die Kalahari, den Kagalagadi Transfrontier Park. Von dort ging es dann entlang der Westküste, mit einem schönen Stopp im West Coast Nationalpark in die Mothercity Kapstadt. Begleitet uns auf unserer Tour durchs Land!
Anreise über Upington
Nach einer guten Stunde hatten wir unseren Besuch im Big Hole von Kimberley beendet und konnten uns auf den Weg machen Richtung Upington. Die N8 in Südafrika ist recht gut ausgebaut, nur wenig befahren und so kamen wir gut voran, wenn … Ja, wenn man von einer schier endlosen Zahl von Stopp & Go Baustellen auf der Strecke absieht. Die Wartezeit betrug, da relativ lange Straßenstücke immer nur einspurig befahrbar waren, zwischen 10 und 20 Minuten. Auf die Dauer ist das dann schon ein wenig nervig.
Zur Mittagszeit haben wir in Griquastad angehalten und in einem Restaurant mit dem schönen Namen „Proviand“ mit einem Mittagsimbiss versorgt (lecker, super frisch zubereitet und preiswert) und diesen dann auf einem der nächsten Rastplätze verzehrt. Auch die nächste Nationalstraße, auf die wir wechseln mussten wurde repariert, auch dort wieder: häufiger Stopp & Go.
Gegen 16 Uhr erreichten wir dann endlich Upington und haben beschlossen, zunächst den Weinvorrat für den Aufenthalt im Kgalagadi Transfrontier Park bei den Orange River Wine Cellars zu kaufen. Die Ausschilderung war mäßig (wegen Baustellen fehlten etliche Hinweisschilder …) – aber schließlich haben wir die Winzergesellschaft gefunden und uns zu günstigen Preisen mit leckerem trockenem Weißwein und auch mit Chardonnay eingedeckt (der Sauvignon Blanc war leider ausgetrunken).
Browns Manor
Dann ging es los zu Browns Manor, unserer Unterkunft für die Nacht. Ein schönes Haus mit interessanter Architektur und einem wunderbar grünen Garten, eine sehr freundliche und fürsorgliche Begrüßung durch Bonnie. Allerdings fehlt für ein Haus in dieser Preislage ein wenig der letzte Schliff: abgenutztes Terrassenmobiliar, defekte Halterungen im Bad, die sonst im Verlauf des Aufenthaltes in Südafrika übliche persönliche Begrüßung durch den Hausherrn … Nach den begeisterten Schilderungen einiger Bekannter hatten wir doch auf ein wenig mehr Atmosphäre gehofft. Aber als Stopp over ist und bleibt das Haus sicher geeignet. Wir haben abends dort (als einzige Gäste) gegessen, einen ordentlichen und frisch zubereiteten Burger nach Art des Hauses und als Dessert Obstsalat mit Eis – das Essen war gut, ebenso wie das Frühstück am nächsten Morgen, bei dem wir wiederum die einzigen Gäste waren. Für Rollstuhlfahrer ist das Haus jedenfalls gut geeignet, einzig die Strecke vom Parkplatz zum Haus ist für nicht sehr Sportliche wohl nur mit Hilfe zu bewältigen (die Pflasterung macht ein Befahren mit Rollstuhl sehr schwierig).
Kgalagadi Transfrontier Park
Am Freitagmorgen haben wir dann zunächst unsere Einkaufsliste für 9 Tage KTP abgearbeitet (Fleisch, Konserven, Nudeln, Obst, Gemüse … Und vor allem: Wasser davon haben wir 25 Liter mitgenommen und später im Park weitere 20 Liter hinzugekauft) und haben uns dann auf den Weg zum Park gemacht. Die Straße war frei, in tadellosem Zustand (das muss sie wohl auch sein, denn immer noch wird sie als Teststrecke von Automobilherstellen mit den „Erlkönigen“ genutzt). In Askham haben wir nochmals aufgetankt
(das gehört zu den Grundregeln: man weiß nie, wann und wo der richtige Sprit verfügbar ist, also immer volltanken, wenn es die Möglichkeit dazu gibt – eine Regel, an die wir uns im weiteren Verlauf des Aufenthaltes noch erinnern werden. Aber dazu später!).
Von dort bis in den Park ist die Strecke dann nur noch ein Klecks, verglichen mit unserem letzten Besuch im Jahr 2006. Damals war dieser Teil der Zufahrt noch nicht asphaltiert, sondern eine Piste mit Baustelle für die Teerstraße und die Zufahrt zum Park ein echtes Abenteuer. Heute dagegen ist die Strecke komplett geteert und das Erreichen des Parks ein Kinderspiel.
Der Kgalagadi Transfrontier National Park ist ein durch die Zusammenlegung des Kalahari-Gemsbock-Nationalpark/Südafrika und des Gemsbock-Nationalpark/Botswana entstandenes Naturschutzgebiet in der Kalahariwüste mit einer Fläche von rund 38.000 km². Er ist bekannt für seine Löwen. Sie sind, im Gegensatz zu denen im Krüger-Nationalpark, von Tuberkulose verschont und kommen daher in relativ hoher Dichte vor.
Da es sich um einen über Grenzen hinweg reichenden Park handelt, wird er zu den Peace Parks gezählt. Der quer durch den Park verlaufende Grenzfluss Nossob kann von Besuchern ohne jede Grenzformalitäten in beiden Richtungen überschritten werden. Der Park darf jedoch grundsätzlich nur zu dem Land hin verlassen werden, aus dem man in den Park hineingefahren ist. Allerdings gibt es in dem Camp Twee Revieren sowohl einen südafrikanischen wie auch einen botswanischen Grenzkontrollposten, sodass dort eine Grenzüberquerung möglich ist. Der Kgalagadi Transfrontier Nationalpark grenzt im Westen an Namibia, der Grenzübergang Mata-Mata ist seit Oktober 2007 geöffnet.
Die Landschaft des Parks besteht im Wesentlichen aus ausgedehnten, mit Dünengräsern bewachsenen Dünenfeldern. Sie werden unterbrochen durch die in südöstlicher Richtung verlaufenden Täler der meist trocken gefallenen Flüsse (Riviere) Aoub und Nossob.
Wir wurden zügig eingecheckt, bekamen unser „permit“ und die damit verbundene Belehrung:
Vor jeder Ausfahrt aus den Camps abholen, Fahrtziel nennen und bei Rückkehr bzw. am Zielort wieder abgeben. Durch dieses recht einfache System will man sicherstellen, frühzeitig zu erfahren, wenn Parkbesucher „verloren gehen“.
Wir haben unseren Bungalow bezogen und zunächst eine kurze Ruhepause eingelegt. Erst gegen 16:30 Uhr, nachdem die größte Hitze im Abklingen war haben wir uns auf die erste Tour in den Park gemacht. Leider haben wir nicht viel gesehen … Rechtzeitig vor der Schließung der Tore waren wir zurück und konnten das erste Braai der Reise starten. Es gab Hühnchen-Sosaties mit Salat, dazu ein gut gekühlter Weißwein, ein eindrucksvoller Sternenhimmel und die Geräusche der afrikanischen Nacht. Wundervoll!
Restcamp Mata Mata
Am nächsten Morgen waren wir nicht so früh – aber immerhin konnten wir uns noch bei einigermaßen angenehmen Temperaturen auf den Weg machen.
Am Freitag hieß es dann aufbrechen und das Camp wechseln. Ab jetzt würden wir für eine Woche außerhalb der Reichweite des Handy-Netzes sein, so weit hinein in den Norden des Parks lohnt sich der Netzausbau nicht. Nach einem kurzen Stück hinein in den Park bogen wir links ab und kreuzten die Dünen zwischen den beiden Tälern der Trockenflüsse Auob und Nossob und folgten dann gemütlich der Straße durch das Auob Tal bis zum Camp Mata Mata. Es liegt unmittelbar an der Grenze nach Namibia und es gibt sogar einen Grenzübergang. Die Benutzung ist allerdings an einen Mindestaufenthalt von zwei Nächten im Park geknüpft. Damit will man verhindern, dass die Strecke als Fernstraße missbraucht wird.
Auch in Mata Mata wurden wir freundlich begrüßt und erhielten neben dem Schlüssel zu unsrem Riverfront-Bungalow zu unsrer großen Verblüffung auch gleich zwei Fernbedienungen: für TV und Satellitenanlage. Wir haben sie nicht benutzt!
Zudem fanden wir in der Rezeption des groß geschriebenen Hinweis an alle Reisenden:
Bitte hier tanken, Twee Rivieren, das Hauptcamp des Parks, verfügt derzeit nicht über bleifreies Benzin.
Restcamp Nossob
Von Mata Mata aus ging es dann am Montag früh weiter. Unser nächstes Ziel lag erneut im anderen Trockenflusstal. Dieses Mal querten wir den Dünenkamm auf der gut 50 km langen Dune Road North. Im Tal des Nossob wandten wir uns dann Richtung Norden durch das breite sandige Tal. Nossob kannten wir von unseren früheren Aufenthalten nicht als Camp für eine Übernachtung, nur auf dem Weg in das Wilderness Camp Bitterpan hatten wir dort einmal halten und uns anmelden müssen. So waren die Bungalows im Camp neu für uns. Neu waren sie aber nicht, Nossob gehört sicher zu den älteren Camps und das merkt man der Ausstattung schon an. Aufgewogen wird das dadurch, dass das Camp über eine beleuchtete Wasserstelle mit einer erhöhten Beobachtungshütte verfügt (beobachten kann man im Übrigen auch über das WWW, Nossob ist eine der Webcams der südafrikanischen Nationalparks).
Im Nebenhaus zog kurz nach uns ein liebenswürdiges Rentnerpaar aus Norddeutschland ein, beide auch erfahrene Südafrikareisende, die regelmäßig in dieser Jahreszeit den KTP bereisen. Wir haben uns gut miteinander unterhalten und einige Tipps und Informationen ausgetauscht. Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes sind die beiden sehr früh Richtung Norden aufgebrochen und habe an einem Tag tatsächlich die Strecke bis zum nördlichsten Ende des Parks, Unions End, geschafft. Immerhin gute 370 km auf Sand und Schotterpiste. Zurück im Camp wollten sie den nun restlos leer gefahrenen Wagen auftanken.
Leider hatte offenbar die Hitze (es war ein sehr heißer Tag gewesen, abends gegen 18:30 Uhr zeigte das Thermometer unseres Autos immer noch 38 °C an) der Pumpe zugesetzt, und so gab es keine Möglichkeit, Benzin zu erhalten.
Kalahari Tented Camp
Am nächsten Morgen war es für uns erneut Zeit aufzubrechen, es ging zurück in das nur drei Kilometer von Mata Mata entfernt liegende Kalahari Tented Camp. Zum Glück hatte sich die Pumpe über Nacht erholt (oder einem der Angestellten war ein schlauer Trick eingefallen), jedenfalls konnten wir vor der Abfahrt unser Auto volltanken.
Weniger gut war die Wasserversorgung in Nossob: obwohl man pro Person mit ungefähr drei Litern Trinkwasser rechnen sollte verkaufte der dortige Shop leider keine 5-Liter-Kanister Mineralwasser, sondern nur demineralisiertes Wasser in 1,5 Liter Flaschen. Sicher nicht das gesündeste, was man bei diesen Temperaturen trinken sollte, verliert man doch durch den Schweiß ohnehin schon viele Mineralstoffe. Denn insbesondere bei einer einseitigen Ernährung und starkem Schwitzen entzieht das demineralisierte Wasser den Zellen auf Dauer Kalium- und Natriumionen und bringt so den Elektrolythaushalt des Körpers durcheinander.
Möglichkeiten einer Alternativstrecke für unsere Route gibt es nicht und so fuhren wir die Strecke vom Montag in umgekehrter Richtung zurück. Der Eindruck war dennoch ein völlig anderer: es war sehr stürmisch und der starke Wind wehte jede Menge roten Staub über die Kalaharidünen. Zudem zog sich der Himmel immer mehr zu und wir hatten sogar zeitweise keinen Sonnenschein mehr. Dabei war es aber mit um die 42 °C unverändert heiß.
Beide hatten wir während des Aufenthaltes im Park eine kräftige Erkältung, haben gehustet und geschnupft was die Tissues hielten. Eine schon recht eigenartige Erfahrung, in der extrem trockenen Hitze mit Temperaturen über 40 °C erkältet zu sein. Mir schmerzen angesichts der trockenen Luft eh die Nasenschleimhäute – das dann noch gepaart mit einer roten Schnupfennase – nein, Danke. Es war anstrengend und hat uns einiges an Energie gekostet. Das müssen wir sicher nicht wiederholen.
Die Parkverwaltung wies im Übrigen auf Folgendes hin:
Bitte beachten Sie, dass die ATM-Anlage in Twee Revieren bis auf weiteres nicht in Betrieb ist, da die Finanzinstitute geändert werden sollen. Geld kann (nach Verfügbarkeit und Funktionsfähigkeit der Internetanbindung!) entweder aus dem Geschäft oder Empfang in Twee Riveren bezogen werden.
Besser ist es genügend Bargeld mitzuführen. Es werden auf der südafrikanischen Seite keine ausländischen Währungen akzeptiert, nur ZAR (Südafrikanische Rand).
Die Straßen im Kgalagadi Transfrontier Park sind nicht Sedan (= PKW) - freundlich, obwohl sie monatlich gewartet werden. Wir hatten mit unserem Toyota Corolla 2x4 zwar keine Probleme, lediglich um Nossob herum war unsere Sicht ein wenig eingeschränkt wegen der hohen seitlichen Böschung entlang der Straße. Wir haben allerdings beobachtet, wie sich ein Tiida wegen eines Fahrfehlers im Sand festgefahren hatte. Es kam dann aber sehr rasch ein Allradfahrzeug zur Hilfe und hat ihn wieder aus dem Sandbett gezogen.
Unser erneuter Aufenthalt in Brown’s Manor war wieder sehr angenehm und dieses Mal wurden wir sogar vom Chef persönlich begrüßt und betreut. Zudem: es gab neue Terrassenmöbel, richtig schicke Loungesofas. Da haben wohl jemandem die Ohren geklingelt.
Offenlegung: Wir haben die Reise nach Südafrika, Unterkunft und Verpflegung aus eigener Tasche bezahlt. Hier ist nichts gesponsert worden. Da wir das Reiseziel, Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Hotels usw. bewerben bzw. einen Besuch dort empfehlen, meinen nun verbraucherschützende Gerichte, wir müssten diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen.
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Bibo & Tanja von Auszeitnomaden (Mittwoch, 27 September 2017 09:30)
Hallo Ulrike,
ein toller Bericht und sehr schöne Bilder ! Der kommt für uns gerade richtig !
Wir planen gerade unsere Reise für 2018 und werden vermutlich auch 6-9 Tage im Park verbringen !
Schön, dass es dort noch so viele Tiere zu sehen gibt !
Wir freuen uns schon !
Liebe Grüße
Bibo & Tanja
Zypresse (Donnerstag, 28 September 2017 08:48)
Hallo Ihr Zwei, da könnt Ihr Euch auch drauf freuen - der KTP ist definitiv unser liebster Park im Süden Afrikas. Man muss allerdings die Wüste mögen... Falls Ihr noch Fragen habt - das war nicht unser erster Besuch dort ;-)
Viele Grüße!
Stefan (Donnerstag, 14 Mai 2020 23:28)
Hallo Ulrike,
Du scheinst genauso Südafrika.Fan zu sein wie ich und warst sogar schon häufiger dort :-) Den KTP habe ich auch schon zwei Mal besucht und er gefällt mir sehr gut. Ist einfach etwas anders als viele andere afrikanische Nationalparks, wo er seinem Namen als "Katzenpark" nicht immer alle Ehre macht :-)
LG
Stefan