Zypresse und der Wein - eine alte Geschichte, das kennt Ihr als regelmäßige Leser ja schon. Ich kann eigentlich nie nein sagen, wenn es um Wein geht. Und wenn mich ein Weinhändler, nein das älteste Bremer Weinhandelsunternehmen zu einer professionell geführten Weinprobe einlädt? Da bin ich doch wohl die richtige Adressatin oder etwa nicht?
Und so kam es, das der Gatte und ich uns im trüben Novembergrau auf den Weg nach Bremen zu Ludwig von Kapff gemacht haben. Dort und in acht weiteren Weinfachgeschäften in Bremen, Hamburg, Hannover und Umgebung sowie online verkauft man seit 1692 Weine und Spirituosen aus aller Welt.
Weinprobe mit Champagner, Weiß- und Rotweinen
Es war schon dunkel, als wir uns auf den Weg zur Weinprobe machten. Der Bremer Laden befindet sich im Speicher I des neu entwickelten und trendigen Viertel Überseestadt Bremens. Das konnte man selbst am Abend erkennen: eine spannende Mischung aus älteren Hafengebäuden, modernen Wohn- und Bürohäusern, Restaurants und Geschäfte für den Bedarf des Alltags, dabei auch das Weinlager von Ludwig von Kapff. Das Ladenlokal ist gut erreichbar (und barrierefrei, sogar die Toiletten sind mit einem schmalen Rollstuhl zu nutzen). Im hellen, modernen und freundlichen Ambiente des Weinlagers begrüßte uns der Begleiter durch den Abend, der Weinhändler Klaus Peper. In regelmäßigen Abständen veranstaltet er Weinproben unter verschiedenen Themen für Neu- und Stammkunden.
Unsere Weinprobe stand unter dem Motto Klassiker aus Europa. Der Weinabend stand also ganz im Zeichen der großen und der aufstrebenden europäischen Weinbaugebiete. Wir probierten uns in geselliger Runde durch verschiedene Spitzenweine aus Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland. Mit dabei: Toskana, Rioja, Bordeaux, Mosel und die Champagne.
Wir begannen den Abend stilvoll mit einem Champagner
- Piper-Heidsieck Brut Champagner Champagne AOP
Nun bin ich (Menschen, die mich kennen, wissen das) nicht wirklich eine Freundin der edlen Perlen im Getränk. Aber, der strohgelbe Champagner aus Pinot noir und Chardonnay hat auch mir geschmeckt. Frisch, fruchtig und mit feinen Perlen ist er ganz sicher auch ein guter Begleiter für den Jahresausklang (und bis Ende des Monats noch im Sonderangebot erhältlich).
Die Weine in der Probe
Mit Weißwein ging es weiter. Durch die europäische Weinreise führte uns Klaus Peper launig und mit kleinen historischen und touristischen Ein- und Rückblicken zuerst an die mittlere Loire nach Frankreich. Es gab einen
- 2016 Château de Sancerre Sancerre AOC
Dieser junge und trockene Sauvignon Blanc wird im Stahltank ausgebaut. Ich persönlich fand, er duftet nach grüner Wiese, Trauben und ganz einfach: Sommer. Obwohl noch so frisch und jung, hatte er dennoch mehr Aromen als ich erwartet hätte. Trinken würde ich ihn gern zu heller Pasta und anderen milden und leichten Gerichten.
Weiter ging es bei der Weinprobe bei Ludwig von Kapff nach Deutschland, an die steilen Hänge der Moselschleife bei Bernkastel-Kues mit einem
- 2015 Markus Molitor Zeltinger Sonnenuhr Riesling Spätlese trocken
Das sonnige und milde Wetter, der Schutz durch die Eifel ist diesem Riesling gut bekommen. Der im Glas grün-gelb schimmernde Wein hat den kräftigen Geruch eines Riesling und ist auch im Geschmack deutlich als solcher zu erkennen. Der säurebetonte, ein wenig an Apfel erinnernde Geschmack blieb lang am Gaumen. Für mich definitiv eine Empfehlung zu Fisch, Schalentieren, Pastagerichten mit Trüffel. Dieser Riesling war ganz klar mein absoluter Liebling unter den Weißweinen des Abends.
Mit dem Wechsel nach Italien verbunden war der Umstieg auf Rotweine. Hier starteten wir die Verkostung mit einem
- 2011 Tenuta di Capraia Chianti Classico Riserva DOCG
Dieser Chianti Classico stammt aus der Gegend, in der wir vor 25 Jahren unsere Flitterwochen verbrachten, zwischen Colle Val d´Elsa und Monteriggioni. Hier liegt die wärmste Weinbauzone des Chianti. Geschmeckt hat mir der rubinrote Sangiovese gut. Entdeckt habe ich einen Duft mit klarer Gerbstoffnote nach Kirsche und Schokolade. Der Geschmack des Chianti Classico war überraschend mild und dominiert von roten Beeren.
Weiter mediterran blieben wir beim nächsten Wein, aus Spanien kommt der
- 2014 Fincas Valdemacuco Crianza Ribera del Duero DO
Mein roter Favorit des Abends war dieser Tempranillo, der über 14 Monate in französischen Barrique-Fässern und weitere 12 Monaten in der Flasche reifen durfte. Ein Augenschmaus die tiefrote Farbe, der Duft von reifem Obst und einem Hauch Schokolade und einem dann doch erstaunlich milden, fruchtigen Geschmack. Schön auch die Geschichte hinter dem Wein: er gehört zur eigentlich aus dem Rioja bekannten Bodega Valdemar. Diese entdeckten ein kleines Gebiet von nur 10 Hektar feinster Hanglagen am Fluss Duero und keltern seither aus den dort wachsenden Trauben von uralten Tempranillo-Reben einen Ribera del Duero.
Unsere Weinreise verlief ein wenig im Zickzack, denn als nächstes wurden wir in ein klassisches Rotweingebiet Frankreichs entführt, ins Bordeaux mit dem
- 2012 Château Arnauld Haut-Medoc AOC Cru Bourgeois
Diese trockene Rotwein-Cuvée aus 50 % Cabernet-Sauvignon und 35 % Merlot hatte ein volles Aroma nach reifen roten Früchten und im Geschmack leichte Anklänge von Leder und Tabak, ohne jedoch zu tanninlastig zu sein. Servieren würde ich diesen Wein gern einmal zu reifem Weichkäse - oder auch zu einer guten, dunklen Schokolade.
Die Reihe der Rotweine unserer Weinprobe bei Ludwig von Kapff schloss ein Spanier ab, ein klassischer Rioja mit
- 2008 Conde Valdemar Gran Reserva Rioja DOC
Der dunkle kirschrote Wein reift 28 Monate in Barrique-Fässern aus französischer und amerikanischer Eiche. Das schmeckt man, wenn auch nicht vordringlich. Die Holzaromen vertragen sich prima mit dem Geschmack nach roten Beeren und ein wenig Vanille. Ein lang nachklingender typischer Rioja, den man sicher gern trinkt. Am besten passt er, so denke ich, zu rotem Fleisch, zu Wild, zu kräftigen spanischen Tapas und reifem Käse.
Feiner Ausklang: Port und Trüffel
Quasi als Dessert anlässlich der Weinprobe bei Ludwig von Kapff gab es einen zauberhaften Abschluss mit einem ganz anderen Genuss.Zum
- 2012 Ferreira Late Botteled Vintage Port
servierte man uns leckere Trüffel.
Der Portwein wurde nach vier Jahren in großen Eichenfässern auf Flaschen gezogen. Er hatte einen tollen Duft, in dem ich Marzipan neben Johannisbeeren und einem Hauch Kakao zu erkennen glaubte. Vom Geschmack her fand ich ihn toll ausbalanciert fruchtig-süss mit ein wenig Mandeln und etwas Taninnen. Eine ganz und gar runde Sache, dieser Port. Er vertrug sich nicht nur mit den Trüffeln prächtig, sondern würde auch mit kräftigen Weichkäsen zusammen passen.
Wir hatten einen wunderbaren Abend in Bremens ältestem und Deutschlands zweitältestem Weinhandelshaus und mit Klaus Peper einen Begleiter durch den Abend, dem man anmerkt, dass er seine Leidenschaft für den Wein gerne lebt. Solltet Ihr eine Chance auf die Teilnahme an einer Weinprobe bei Ludwig von Kapff haben, kann ich Euch nur empfehlen, diese zu ergreifen. Und falls das nicht klappt: man versendet diese Weine auch!
Dieser Beitrag enthält Werbung. Ludwig von Kapff hat den Gatten und mich zu dieser Weinprobe eingeladen, am Ende durften wir als Kostprobe die verkosteten Weine mit nach Hause nehmen. Dafür bedanke ich mich herzlich. Der Inhalt dieses Blogbeitrages und meine Meinung zu den probierten Weinen oder dem Weinhändler wurden dadurch nicht beeinflusst.
Weitere Infos zur Werbekennzeichnung: www.trusted-blogs.com/werbekennzeichnung
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Beate (Mittwoch, 22 November 2017 09:24)
Dass der Riesling von der Mosel keine Zuckerplörre mehr ist, das weiß ich schon seit Jahren. Dass aber eine Spätlese auch trocken sein kann, das habe ich erst jetzt gelernt. Danke für diese informative Weinprobe!
Beate
Zypresse (Mittwoch, 22 November 2017 10:17)
Hallo liebe Beate,
ich zitiere mal Wikipedia: "Da es in kühlem Klima, z. B. an der Mosel, passieren kann, dass die Moste nicht vollständig durchgären und stehenbleiben, gibt es dort traditionell auch restsüße Spätlesen. Viele Jahrzehnte lang stand der Begriff Spätlese vor allem für solche natürlich restsüßen Weine, die man auch durch Unterbrechung der Gärung mittels Kühlung oder Filterung erzeugen kann. Es hat sich bei vielen Weintrinkern die Vorstellung festgesetzt, Spätlesen seien immer süße Weine. Doch in den letzten Jahren werden immer mehr Spätlesen vorwiegend trocken ausgebaut, sodass ein Großteil des Zuckers vergoren ist. Diese sind auf dem Etikett in der Regel mit dem Zusatz "trocken" versehen."
Und Markus Molitor ist dafür bekannt, seine Weine 1. ohne künstliche Hefen, also nur mit den ohnehin auf den Trauben vorhandenen Hefen zur Gärung zu bringen und 2. den Gärprozess möglichst vollständig durchzuführen. Das scheint ihm gut zu gelingen, die haben wohl einen gleichmäßig kühlen Gewölbekeller, in dem der Gärungsprozess erst mit deutlich steigenden Temperaturen im Frühjahr stoppt.
Einen weinseligen Gruß nach Hessen!