Bei unserer kurzen Stippvisite in Bremen haben wir die Gelegenheit genutzt, den noch recht neuen und extra für Rollstuhlfahrer geeigneten Stadtrundfahrtbus zu testen. Leider herrschte wirklich ganz tristes und trübes Novemberwetter. Einerseits schön, wir saßen im beheizten Bus und konnten knapp 90 Minuten lang einiges von Bremen sehen und über Bremen hören; andererseits: man sieht es den Fotos an. Ich entschuldige mich also schon eingangs für die nicht besonders gute Qualität der Bilder. Durch nasse Scheiben, bei selbst am Vormittag so grauem Wetter, dass man Licht einschalten musste, da lässt sich nun definitiv nicht gut fotografieren. Seht es mir nach.
Über den neuen Bus, mit dem in Bremen die Stadtrundfahrten durchgeführt werden, möchte ich aber in jedem Fall berichten. Er ermöglicht Rollstuhlfahrer*Innen den bequemen Einstieg in den Bus und eine entspannte Fahrt. Der Einstieg erfolgt über eine Hebebühne und im Bus selbst gibt es dann einen (auf Nachfrage, es müssen wohl Sitze ausgebaut werden, auch einen zweiten) Platz für Rollstuhlfahrer*Innen.
Unsere Tour startete pünktlich um 11:00 Uhr vormittags am Bremer Hauptbahnhof und dauerte ungefähr 1 1/2 Stunden. Sie endete ganz zentral an der Bremer Domsheide, also praktisch direkt an Rathaus, Dom, Roland oder Stadtmusikanten.
Stadtrundfahrt ab Bremen Hauptbahnhof
Zum Start unserer Rundfahrt wurden wir freundlich begrüßt. Corrie war die patente Busfahrerin, die den Gatten zunächst in die Höhe des Rundfahrtbusses beförderte und uns anschließend besonnen und ruhig durch den dichten Bremer Stadtverkehr chauffierte.
Unser Stadtführer war Pierre, selbst kein geborener Bremer, sondern erst zum Studium hergezogen. Kompetent war er, mit viel Herzblut und Engagement bei der Sache - und Antworten auf unsere Fragen hatte er auch immer parat. Das fanden wir im übrigen besonders bemerkenswert an unserer Stadtrundfahrt durch die Hansestadt Bremen. Es gab nicht etwa vorgefertigte Ansagen vom Band, sondern es wurde live erzählt und berichtet, wir konnten Zwischenfragen stellen, Pierre ging auch auf die Herkunft seiner Fahrgäste oder deren besondere Interessen ein.
Ich will Euch nun nicht die gesamte Stadtrundfahrt schildern - schließlich sollt Ihr noch einen Grund haben, selbst nach Bremen zu reisen. Aber das war, in aller Kürze, unsere Route:
- nach dem Einstieg am Hauptbahnhof ging es los durch Bremen
- an den Weserstrand mit seiner Copacabana im Sommer, einem Blick auf das Weser-Stadion, Heimat des aktuell recht glücklosen SV Werder Bremen
durch den wohlhabenden und gepflegten Stadtteil Schwachhausen mit eindrucksvollen Villen
durch das Neubauviertel der Universität Bremen mit ihren Forschungsinstituten und etlichen High Tech Firmen - weiter durch das Szene-Viertel Ostertor-Viertel, mit kleinen Läden, Cafes und Kneipen
- und schließlich über die Weser in die Überseestadt, das zum Wohn- und Büroviertel umgestaltete ehemalige Hafengelände.
Unsere Fahrt endete wenige Schritte von Dom und Rathaus entfernt, ganz zentral in der Innenstadt. Hier startete dann mit neuen Gästen die zweite Rundfahrt des Tages und erreichte später am Hauptbahnhof ihr Ziel.
Bremer Häuser
Das Bremer Haus war eine Besonderheit, von der ich bisher nie gehört hatte. Das ist ein Häusertyp, der in Bremen zwischen der Mitte des 19. Jahrhunderts und den 1930er Jahren gebaut wurde und der das Stadtbild Bremens prägt. Es sind Reihenhäuser in den Baustilen des Klassizismus, des Historismus und des Jugendstils. Hübsch sieht das aus, ähnlich, aber nicht einheitlich. Verschiedene Farben, kleine Ladenlokale lockern die Straßenzüge auf.
Und doch haben die Bremer Häuser einen praktisch einheitlichen und typischen Grundriss. Wie kam es dazu? Nun, anders als heute war Bremen früher recht wohlhabend, die Bremer Währung fußte auf dem Goldstandard, dadurch floss nur wenig Kapital ins Umland ab. Man hatte also Geld für Investitionen in Immobilien. Das große Angebot an Wohnräumen führte dazu, dass auch kleine Handwerker sich Wohnhäuser leisten konnten. Zudem war aus sozialpolitischen Gründen der Bau von Mietskasernen wie zur gleichen Zeit in Berlin oder Hinterhäusern verboten. Dazu kam schließlich, wie in ganz Deutschland, der wirtschaftliche Aufschwung der Gründerjahre. Mit steigendem Wohlstand stieg die Nachfrage nach Kolonialwaren. Bremen war europaweit im Tabak- und Baumwollhandel führend, hinzu trat das Geschäft mit den Auswanderern nach Amerika.
Rund um den Bremer Marktplatz
Unsere Tour endete ganz zentral an der Bremer Domsheide, also praktisch direkt an Rathaus, Dom, Roland oder Stadtmusikanten. Und natürlich haben wir uns dort, dem trüb-feuchten Novemberwetter zum Trotz, kurz umgesehen. Klar ist: wir müssen wiederkehren und uns die Bremer Altstadt noch einmal in Ruhe ansehen. So haben wir beispielsweise den Schnoor komplett ausgelassen.
Imposant ist er, der Bremer Marktplatz:
- auf dem Marktplatz steht der Bremer Roland
- das Rathaus liegt an der Nordostseite
- die Türme des Doms schräg rechts dahinter
- nördlich steht die Kirche Unser Lieben Frauen
- an der Nordecke des Alten Rathauses die Bronzeplastik der Bremer Stadtmusikanten
… etwas Besseres als den Tod findest du überall …
Erinnert Ihr Euch an das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten? Es erzählt von vier im Alter schlecht behandelten Haustieren, die fortlaufen, in Bremen Stadtmusikanten werden wollen, dort aber nie hinkommen, weil es ihnen auf dem Wege gelingt, die Beute einer Räuberbande zu erobern und als fröhliche Senioren-WG in deren Haus zu bleiben. Die Plastik ist das Wahrzeichen Bremens und gehört für Touristen zum obligatorischen Besichtigungsprogramm. Ob es hilft, wenn man die Vorderbeine des Esels anfasst, dass dann ein Wunsch in Erfüllung geht? Ich habe es mal probiert und mir vorgestellt, einmal im sonnigen Sommerwetter durch die Stadt streifen zu können. Also warten wir ab, wann und ob wir bald einmal nach Bremen zurück kommen. Die Stadt, so unser Eindruck, lohnt auf jeden Fall einen längeren Besuch!
Mittags im Bremer Ratskeller
Der Bremer Ratskeller ist die Traditionsgaststätte im Keller des Bremer Rathauses. Sie steht unter Denkmalschutz. Seit 1405 werden dort Weine gelagert und verkauft. Der Bremer Ratskeller gehört zu den ältesten Weinkellern Deutschlands, darüber hinaus lagert hier der älteste Fasswein Deutschlands, ein Rüdesheimer Wein aus dem Jahre 1653. Seit 1330 besaß der Bremer Rat das Privileg zum Ausschank von Weißwein in der Stadt, das erst 1815 stillschweigend erloschen ist. Eine alte Möglichkeit, Preise und Steuereinnahmen zu überwachen. Alles gute Gründe für uns, zum Abschluss unserer Stadtrundfahrt hier einzukehren. Und das können wir durchaus weiterempfehlen. Die alten Gewölbe sind beeindruckend, die Speisekarte ist abwechslungsreich und der Service schnell und freundlich. Der Labskaus war lecker und kam in einer gut bemessenen Portion auf den Tisch und meine norddeutschen "fish & chips" im Rote Beete-Backteig waren lecker und reichlich. Und unsere Rechnung mit 37,70 € für Essen und Getränke durchaus in Ordnung.
Was die Barrierefreiheit angeht: der Ratskeller verfügt über eine rollstuhlgerechte Toilette. Man erreicht die Gaststätte durch den Hintereingang (auf der Domseite, also dem regulären Eingang quer durchs Gebäude gegenüberliegend). Hier befindet sich eine Klingel, an welcher man sich als Rollstuhlfahrer anmelden muss, um dann mit einem Treppenlifte in den Keller befördert zu werden. Das geht aber nach unserer Erfahrung recht schnell und unkompliziert.
Antje war auch im Bremer Ratskeller und hat dort den Weinkeller besichtigt.
Information und Barrierefreiheit
Barrierefreiheit liegt Bremen und Bremerhaven am Herzen. Die BTZ Bremer Touristik-Zentrale hat eine Fülle von Informationen zusammengestellt. Spezielle Hinweise und Tipps zu barrierefreien Aufenthalten und Aktivitäten gibt es unter Bremen barrierefrei. Ganz ausführlich und detailliert findet Ihr noch mehr im Stadtführer Barrierefreies Bremen.
Die Stadtrundfahrt mit oder ohne Rollstuhl könnt ihr direkt auf der Internetseite buchen, telefonisch über das Service-Telefon (0421 30 800 10) oder vor Ort in den Tourist-Informationen (Hauptbahnhof und Marktplatz) Tickets erhalten.
Preise (gültig bis 30.12.2018)
- Erwachsene: 16,90 € pro Person
- Kinder 6-17 Jahre in Begleitung eines Erwachsenen: 12,50 €
- Schüler/ Studenten: 12,50 €
- Familienkarte: 39,00 € (2 Erw. und bis zu 3 Kinder)
- Schwerbehinderte mit Behindertenausweis (Schwerbehinderung > 50%) sowie eine Begleitperson: jeweils 12,50 €
Termine
- 11:00 Uhr ab Hauptbahnhof im Bereich Linienbusverkehr am Bussteig L. Fahrtende an der Domsheide, nahe Bremer Dom
- 12:30 Uhr: ab/an Domsheide Bussteig H (vor dem Konzerthaus "Die Glocke", nahe Bremer Dom)
- Dauer: ca. 80-90 Minuten
- keine Stadtrundfahrten an Heiligabend/Weihnachten bzw. Silvester/Neujahr
Dieser Beitrag enthält Werbung. Die Tickets für unsere Stadtrundfahrt hat uns Maike Bialek von BTZ Bremer Touristik-Zentrale kostenlos zur Verfügung gestellt. Hierfür bedanken wir uns herzlich. Der Inhalt dieses Beitrags und meine Meinung wurden dadurch nicht beeinflusst.
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Martina (Saturday, 02 December 2017 11:20)
Hallo, ich bin eine "waschechte" Bremerin und liebe diese wunderschöne Stadt. Du musst unbedingt noch einmal nach Bremen kommen. Der Schnoor ist schon eine Reise wert. Die Böttcherstraße und auch einen Spaziergang an der Schlachte an der Weser sollte zum Programm gehören. Im Moment ist der Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz und rund ums Rathaus und an der Schlachte der Schlachtezauber. Alles in der wunderschönen historischen Kulisse. Wusstest du das der Bremer Weihnachtsmarkt einer der schönsten Märkte der Welt ist und jetzt sogar in China nachgebaut werden soll? Und wenn du dann noch Zeit hast, dann gehe mal durchs Viertel. Das schließt sich gleich hinter der Kunsthalle, keine 5 Gehminuten vom Marktplatz entfernt, an. Das ist ein buntes Szene Viertel mit tollen Geschäften und Kneipen, Restaurants und Cafes. Also wiederkommen ! Liebe Grüße aus Bremen
Zypresse (Saturday, 02 December 2017 17:22)
Danke für Deine Anregungen, liebe Martina. Mal schauen, wann es klappt. Aber beim nächsten Mal sollte dann das Wetter schon etwas freundlicher sein ;-)