Das Autofahren in Kanada. In der Tat, dazu gibt es einiges zu bemerken. Ja es stimmt, Autofahren in Kanada ist viel entspannter als auf verstopften deutschen Autobahnen. Es ist auch nicht schwieriger als anderswo, aber es gibt kleine Unterschiede.
Kanada ist ein riesiges Land und hat dadurch natürlich auch ein beeindruckendes Straßennetz: Über 400.000 Kilometer Asphalt verlaufen durch das Riesenland. Hier gibt es auch die längste geteerte Straße der Welt: den Trans-Canada-Highway, der von der Westküste bis an die Ostküste durch 10 der 13 Bundesstaaten verläuft und über 8.000 Kilometer lang ist. Ob man sich auf dem berühmten Highway befindet, ist leicht zu erkennen: Ein Schild mit einem weißen Ahornblatt auf grünem Untergrund lässt keine Fehlschlüsse zu, es wird ausschließlich für diesen Highway verwendet.
Da es in Kanada gerade mal etwas mehr als 30 Millionen Einwohner gibt, ist man auf dem gut ausgebautem Straßennetz häufiger auch mal ganz allein unterwegs. Das macht das Fahren in dem atemberaubend schönen Land besonders entspannt und auch aufgrund der Tempolimits ist das Autofahren in Kanada viel langsamer und weniger hektisch als bei uns. Kanada-Besuchern fällt immer wieder positiv auf, dass Kanadier sehr gelassene, achtsame und höfliche Autofahrer sind. Konflikte und Auseinandersetzungen zwischen zwei Fahrern kommen extrem selten vor. Auch das Einfädeln, selbst mit größeren Wagen wie einem Wohnmobil, klappt in dem Land fast immer problemlos. Vor allem aber gegenüber Fußgängern verhalten sich die kanadischen Fahrer respektvoll. Sie halten oft extra, um Fußgänger über die Straße zu winken.
Verkehrsregeln, Promille, Höchstgeschwindigkeit und Stoppschilder
In Kanada wird wie bei uns auf der rechten Seite gefahren und viele Verkehrsregeln ähneln sich. Jedoch gibt es einige Unterschiede, die wir als Autofahrer aus dem Ausland kennen sollten. Denn auch in Kanada gibt es viele Verkehrskontrollen und bei Regelverstößen drohen empfindliche Strafen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Regeln je nach Bundesstaat unterschiedlich sein können, sodass man sich immer wieder neu informieren solltet. Die Promillegrenze liegt je nach Bundesstaat zwischen 0,5 und 0,8 Promille. Fahranfänger und Fahrer unter 21 Jahren müssen sich jedoch an die Grenze von 0,0 Promille halten.
Tempolimits sowie Entfernungen werden in Kanada in Kilometern angegeben, nicht wie in den USA in Meilen. Sie liegen bei ca.90 bis 100 km/h auf dem Highway, 80 km/h auf der Landstraße und maximal 50 km/h innerhalb geschlossener Ortschaften. Tempolimits sind eigentlich immer ausgeschildert. Ach ja, und insbesondere innerhalb von Baustellen solltet Ihr Euch an die ausgewiesenen Geschwindigkeiten halten: hier können sich die Knöllchen gleich verdoppeln bei einem Verstoß!
Wie in den USA ersetzen auch in Kanada Stoppschilder meist die „rechts vor links“-Regel. Es gibt 2-Way-, 3-Way- und 4-Way-Stops, also Kreuzungen mit zwei, drei und mit vier Stoppschildern. An gleichberechtigten Kreuzungen mit drei und vier Schildern hält jeder an. Dann gilt das Prinzip: Wer zuerst stand, fährt zuerst. So geht es dann der Reihe um. Wer zuletzt gehalten hat, darf auch erst als Letzter die Kreuzung verlassen. Klingt chaotisch, funktioniert in der Praxis aber erstaunlich gut. Kreuzungen mit zwei Stoppschildern funktionieren nach dem Haupt- und Nebenstraßenprinzip. Wer vor einem Stoppschild steht, muss den Fahrzeugen auf der Hauptstraße Vorfahrt gewähren.
Parken und Schulbusse
In Kanada variieren die Parkregelungen von Provinz zu Provinz und unterliegen der Verantwortung der Gemeinden. Gewöhnlich ist es auf Straßen nur erlaubt in Richtung des Straßenverkehrs zu parken. Zudem ist es in einigen Wohngebieten im Winter nicht gestattet auf der Straße zu parken, um den Weg für Schneepflüge freizuhalten. Im Allgemeinen sind an den meisten Straßen allerdings Park- und Halteverbotsschilder angebracht, nach denen man sich richten kann.
Der blaue Parkausweis für Schwerbehinderte (EU-einheitlicher Parkausweis) wird in Kanada anerkannt. Auf der Webseite FIA Guide for the disabled traveller wird empfohlen, dass man den Parkausweis des Heimatlandes auch in Kanada nutzen soll. Gut sichtbar ausgelegt hinter der Windschutzscheibe haben wir damit keine Probleme gehabt.
Ganz wichtig ist außerdem, die strengen Verkehrsregeln bei Schulbussen zu beachten. Die sind in Kanada wie auch in den USA sehr viel verbreiteter als bei uns und bringen überall im Land die Kinder zur Schule. Wenn der Bus hält und blinkt und zusätzlich noch links ein Stoppschild ausklappt, darf man weder überholen noch auf der Gegenseite am Bus vorbeifahren. Alle Fahrzeuge müssen dann halten, denn es könnten Kinder über die Fahrbahn laufen. Wenn der Bus anschließend wieder in den Verkehr einschert, hat er natürlich Vorfahrt!
Internationaler Führerschein
Prinzipiell wird der europäische Führerschein in Kanada anerkannt. Ausländische Besucher dürfen damit bis zu sechs Monaten in Kanada fahren. Jedoch ist auch die Mitnahme eines internationalen Führerscheins empfehlenswert, denn dort sind alle wichtigen Informationen auch auf Englisch und Französisch zu finden, was bei dem deutschen Europa-Führerschein nicht der Fall ist. Um Schwierigkeiten bei Polizeikontrollen und Autovermietungen zu vermeiden, ist man mit dem internationalen Führerschein auf der sicheren Seite.
Alternativ könnt Ihr Euch auch eine amtlich beglaubigte Übersetzung deines hiesigen Führerscheins besorgen. Meist ist das aber umständlicher und teurer als ein internationaler Führerschein. Diesen bekommt man in der Regel schnell und unkompliziert im Bürgeramt oder der Kfz-Zulassungsstelle der Heimatstadt. Folgende Sachen braucht man für die Beantragung:
- den deutschen Führerschein
- einen Identitätsnachweis, zum Beispiel Personalausweis oder Reisepass
- Biometrisches Passbild
- 15 Euro
Ist alles vollständig, kann man gewöhnlich den internationalen Führerschein direkt mitnehmen. Auf der Kanadareise darf man allerdings den deutschen Führerschein auf keinen Fall zu Hause vergessen, denn der internationale Führerschein ist immer nur zusammen mit dem deutschen Führerschein gültig.
Kanadische Ampeln, wilde Tiere, Schnee und die Polizei
Ampeln gibt es in den kanadischen Großstädten viel häufiger als bei uns. In manchen Situationen kann man die roten Lichter aber auch ignorieren: Rechtsabbiegen an roten Ampeln ist in Kanada grundsätzlich erlaubt, wenn der Verkehr frei ist und es nicht durch ein Verkehrsschild ausdrücklich verboten wird. Außerdem stehen die Ampeln meist nicht direkt an der Kreuzung, sondern auf der gegenüberliegenden Seite. Gerade am Anfang ist das gewöhnungsbedürftig und man sollte besonders vorausschauend fahren.
Auf Landstraßen muss man besonders auf Tiere achten. Elche, Rehe, Bären und andere große oder kleinere Wildtiere können in ländlichen Gebieten, aber auch schon einmal mitten in der Stadt, die Straßen überqueren oder als Weg nutzen. In besonders gefährdeten Gegenden warnen Schilder vor den möglichen Gefahren. Man sollte dann besonders vorausschauend und etwas langsamer fahren. Haltet Abstand zu den Tieren und bedrängt sie nicht, gerade Bären, Elche oder Wapitibullen können durchaus auch mal auf Angriff schalten.
Wer auch im Winter in Kanada Auto fahren möchte, sollte besonders vorsichtig sein. Zahlreiche Straßen sind bei Tiefsttemperaturen von bis zu -35 Grad gar nicht befahrbar. Grundsätzlich besteht im Winter die Gefahr, in einen Schneesturm zu geraten und nicht mehr von der Stelle zu kommen. Auf diese Weise sind in Kanada schon einige Menschen erfroren, weil die Hilfe einfach zu spät kam. Für Notfälle sollte man unbedingt ausreichend warme Kleidung, Streichhölzer oder Feuerzeug, Kerzen und energiereiche Snacks im Auto haben. Außerdem muss man stets auf einen möglichst vollen Tank achten, denn in Notfällen verbraucht man auch im Stand Sprit, nämlich um das Fahrzeug bei laufendem Motor einigermaßen warm zu halten.
Polizeiliche Verfolgungen laufen in Kanada so ab, wie wir es aus Filmen kennen. Der Streifenwagen schaltet seine rotierenden rot-blauen Leuchten ein, und fährt hinter Euch. Das kurze Aufheulen der Sirene macht eindeutig klar, wer gemeint ist. Nach dem Anhalten bleibt die Polizei weiter hinter dem gestoppten Fahrzeug. Kanadische Polizeibeamte sind oft alleine unterwegs. Sie nähern sich deshalb gestoppten Fahrzeugen mit äußerster Vorsicht und Verteidigungsbereitschaft. Hier heißt es: Ruhe bewahren und nicht aussteigen, den Motor ausschalten und die Hände auf das Lenkrad legen. Sucht nicht nach Papieren etc. bis der Polizist bei Euch ist. Es könnte als Griff nach einer Waffe missverstanden werden. Wartet, bis der Polizeibeamte Euch anspricht und gebt freundliche und eindeutige Antworten.
Und Ihr? Habt Ihr noch besondere Hinweise zum Autofahren
in Kanada? Habt Ihr Erfahrungen, die das Erzählen wert sind?
Unsere Reise nach Kanada haben wir vollständig (Anreise, Übernachtungen, Essen, Eintrittsgelder usw.) selbst organisiert und bezahlt. Da wir das Reiseziel usw. bewerben bzw. einen Besuch dort empfehlen, meinen nun verbraucherschützende Gerichte, wir müssten diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen.
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