Whale-Watching-Touren wie diese gehören zum Standardprogramm bei Reisen in den Westen Kanadas. Zwischen Vancouver, Vancouver Island und den USA leben in den Meeresarmen das ganze Jahr über mehrere Dutzend Orcas, hinzu kommen durchziehende Gruppen weiterer Schwertwale. Damit sind hier die Chancen, die schwarz-weiß gefleckten Meeressäuger in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten, wirklich groß.
Um es vorweg zu nehmen: auch wir haben bei unserer Tour mit Eagle Wing Tours natürlich welche gesehen. Die Wendigkeit, die Eleganz der Meeresriesen hat uns gewaltig beeindruckt.
Aber: wir hatten so schlechtes Wetter. Es hat geregnet, es war düster grau in grau, Regenschleier trieben über das Meer und vor das Land. Ich glaube, meine Kamera ist noch nie so nass gewesen. All das bleibt natürlich nicht ohne Folgen für die Fotos. Ich habe mich bemüht und sicher mehr bearbeitet, als es eigentlich gut wäre - nur damit ich Euch hier im Blog wenigstens ein paar Fotos zeigen kann. Aber seht mir die echt miese Qualität bitte nach!
Unser Schiff: die 4 Ever Wild
Wir haben unsere Walbeobachtungstour vor Vancouver Island an Bord des Katamarans 4 Ever Wild unternommen. Das moderne Schiff bietet Schutz vor den Unbillen des Wetters und dennoch eine Rundumsicht. Man kann sich drinnen in einer geräumigen Kabine aufhalten oder aber auch nach draußen gehen, um wirklich 360°-Rundumblick zu haben und den Wind und das Wetter im Gesicht zu spüren. Es gibt zwei Toiletten an Bord, Ferngläser werden ausgeliehen, mit Sonnenschutz werden die Gäste bei Bedarf versorgt, man kann Getränke und Schokoriegel kaufen. Und gegen das Wetter gibt es eine breite Auswahl an Mützen, Handschuhen, Jacken, Decken.
Für die Boots-Freaks unter Euch ein paar technische Daten zu dem Boot von Eagle Wing Tours:
- Katamaran
- 50 Passagiere
- 26-28 Knoten
- 870 PS starke Volvo Marine Diesel
Ich hatte bei Eagle-Wing- Tours für uns die Whale-Watching-Tour gebucht. Dieser Anbieter reagierte schnell, freundlich und hilfsbereit auf meine Anfrage, ob und wie eine Tour mit Rollstuhl möglich sein würde. Zahlreiche andere Anbieter haben auf meine Mails gar nicht geantwortet - ein Verhalten, welches mich immer wieder erstaunt.
Unser Ausflug zum Wale schauen sollte um 15:00 Uhr starten und mindestens vier bis viereinhalb Stunden dauern. Wir waren frühzeitig im Hafen von Victoria auf Vancouver Island und hatten daher bis zum Boarden noch reichlich Zeit, haben uns aber trotzdem schon mal als Teilnehmer geoutet. Mit den Teilnehmerkarten, die wir um den Hals hängen hatten, bekamen wir beim Mittagessen einen Rabatt von immerhin 10 %. Wir haben beide Fisch (Lachs bzw. Heilbutt) und Chips gegessen. Der Gatte fand alles sehr lecker, ich fand den Heilbutt definitiv leckerer fand als meinen Lachs.
Anschließend haben wir haben uns noch ein wenig auf Fishermans Wharf herumgetrieben. Kurz bevor wir auf den Katamaran sollten, begann es an zu regnen. Erst tröpfelte es nur ein wenig, dann kam Wind auf und die Tropfen wurden dicker... Aufgehört hat es nicht mehr, bis wir um 19:30 Uhr wieder an Land gingen. Dann aber, ist das wohl gemein?
Die Crew des Katamarans 4 Ever Wild bestand aus Derek, Tom und Brett. Das Entern des Katamaran war auch mit Rollstuhl glücklicherweise überhaupt kein Problem. Zum Glück konnten wir uns auch „unter Deck“ aufhalten und hatten trotzdem immer noch eine fast Rundumsicht.
Schon vor Beginn der Tour wurde uns mitgeteilt, dass es auch ein wenig länger werden könne, abhängig davon was der Skipper sieht und wo er noch kurz hinfahren will. Die Crew war wirklich super bemüht, unsere Tour dem miesen Wetter zum Trotz dennoch zu einem Erlebnis zu machen. Und Tom ist nicht müde geworden, immer wieder mit einem Abzieher den Regen von den Scheiben zu wischen. Auch wenn eigentlich alles grau in grau war konnten wir die Orcas erkennen. Auf der Tour haben wir zwei Orca-Familien getroffen; eine die immer vor Vancouver Island lebt mit sieben oder acht Mitgliedern und eine, mit 4-5 Mitgliedern, die auf der Durchreise war. Die Wale sind schon sehr beeindruckend. Trotz ihres Gewichts von 7-8 t bewegen sie sich sehr geschmeidig und elegant.
Orca, Schwertwal, Killerwal
Der Schwertwal ist eine Art der Wale aus der Familie der Delfine. Er wird auch Orca genannt. Den Namen Killerwal haben den Tieren die Walfängern gegeben. Sie gehen zurück auf die organisierte und oft brutal anmutenden Jagdmethoden der Orcas. Sie sind insbesondere für koordinierte Gruppenangriffe auf ihre Beute bekannt. Ganz charakteristisch für die Orcas ist ihre kontrastreiche schwarz-weiße Färbung. Der Rücken ist schwarz, während der Bauch und ein Fleck hinter jedem Auge weiß abgesetzt sind.
Schwertwalbullen werden bis zu 8 bis 9 Meter lang und wiegen bis zu 6 1/2 Tonnen. Kühe bleiben mit 7 bis 8 Metern deutlich kleiner. Die Bullen haben proportional größere Flossen. Besonders auffällig ist die bis zu knapp 2 Meter hohe dreieckige Finne der Bullen, die der Art den Namen „Schwertwal“ gab. Ihr Blas ist 1–2 m hoch und nicht immer sichtbar.
Ein paar Links zu Orcas
Noch gibt es sie, die Orcas. Ungefährdet sind sie allerdings nicht.
- Das liegt zum einen am Nahrungsmangel: wir Menschen überfischen die Meere und nehmen damit auch den Walen ihre Nahrung weg. Dies trifft insbesondere die spezialisierten Schwertwalgruppen, wie sie ganzjährig vor Vancouver Island anzutreffen sind.
- Ein weiterer Gefährdungsfaktor für die Schwertwale ist die Umweltverschmutzung: so ging aktuell das Thema PCB in Schwertwalen durch die Presse. Die im Gewebe von Schwertwalen gefundene PCB-Konzentration beeinflusst die Fortpflanzung und das Immunsystem der Tiere und bedroht weltweit über die Hälfte der Wale. Betroffen sind vor allem die, die in der Nähe von Industrieregionen leben.
- Besonders bewegend und ebenfalls in der Presse breit berichtet war das Schicksal der trauernden Schwertwal-Mutter Tahlequah in diesem Sommer. Könnt Ihr Euch erinnern? Ihr Kalb war Ende Juli eine halbe Stunde nach der Geburt verstorben. Danach hatte die Mutter ihr totes Kalb 17 Tage lang über Wasser getragen.
- Und während wir in Kanada waren wurde immer wieder über Scarlet oder J-50 berichtet. Das dreijährige Orca-Weibchen gehörte zur letzten Generation von Walen, die bei der Geburt nicht starben. Die Forscher hatten große Hoffnungen auf ihre Gebärfähigkeit und damit den Fortbestand der Population gesetzt. Aber Scarlet litt an einer Infektions- und Wurm-Erkrankung und war gefährlich abgemagert. Alles mögliche hat man versucht: füttern mit frischem Lachs, Gabe von Antibiotika - genutzt hat es am Ende nichts, Scarlet oder J-50 ist wohl dennoch gestorben.
Race Rocks Ecological Reserve
Nach den Walen im offenen Meer sind wir mit dem Katamaran von Eagle Wing Tours noch in ein Schutzgebiet gefahren und konnten dort Seeelefanten, Seelöwen und Robben beobachten.
Race Rocks Ecological Reserve liegt in der Juan de Fuca Straße, 17 km südwestlich von Victoria und 1 1/2 km vor der südlichsten Spitze von Vancouver Island. Auf dem Rückweg hat uns der Skipper auch noch einen Leuchtturm gezeigt, der derzeit von einer einzigen Bewohnerin bevölkert wird. Ihr größtes Problem bestehe darin, die Tiere vom Anleger fernzuhalten, damit jederzeit der Zugang zu der kleinen Insel gewährleistet ist. Große und mächtige Tiere tummelten sich hier, aber trotzdem nur eine kleine Mahlzeit für einen Orca, wenn er denn einen erwischt.
Im regelmäßigen Logbuch des Schutzgebietes ist die Zählung der Tiere für unseren Besuchstag aufgeführt, demnach konnten wir sehen
- 132 Stellersche Seelöwen
- 314 Kalifornische Seelöwen (beeindruckend, bei dem Gewusel auch noch zählen können...)
- 94 Seehunde
- 1 See-Elefanten-Kuh (ja, die war, schon wegen ihrer Größe, gut auszumachen)
- 261 Möwen (wie man die wohl zählt??)
- 12 Schwarzkopf-Steinwälzer (das sind recht kleine Watvögel)
- 2 Fuchsammern
Informationen und Barrierefreiheit
Wir waren mit Eagle Wing Tours unterwegs. Im Vorfeld hatte ich per Mail angefragt und die Masse des Rollstuhls mitgeteilt. Man hätte uns auch auf einem Zodiac-Boot mitgenommen, dass hätte der Gatte allerdings für die Dauer der Tour auf den Rollstuhl verzichten müssen und wäre von Crew-Mitgliedern an Bord gehoben worden.
Nicht nur wegen des Wetters waren wir allerdings froh, uns für die etwas komfortablere Variante an Bord des Katamarans 4 Ever Wild entschieden zu haben. Es gab auch hier Hilfe beim Einstieg (wie steil z. B. die Gangway an Bord ist hängt vom Wasserstand ab). Bei uns war es so, dass wir als letzte an Bord gingen, einfach, weil da das Schiff bereits durch die anderen Passagiere etwas tiefer im Wasser lag. Beim boarden halfen die Crew-Mitglieder bereitwillig und fröhlich. Und mit seinem recht schmalen Rollstuhl kam der Gatte sogar ohne Probleme in die Kajüte (allerdings sollte der Rollstuhl dafür nicht mehr als 65 cm breit sein, sonst klappt es mit der Tür nicht). Im Innenraum gibt es Sitzplätze für die Passagiere, aber auch genug Platz, um im Rollstuhl sitzend an der Tour teilzunehmen.
Es gibt Toiletten an Bord, diese sind allerdings nicht für Rollstuhlfahrer zu nutzen.
Unsere Empfehlung für Eure Whale Watching Tour:
- stellt Euch auf gutes (das soll es tatsächlich geben, hat man uns erzählt...), aber auch auf schlechtes Wetter (das hatten wir ja zur Genüge...) ein.
- Nehmt Kamera und Teleobjektiv mit und auch ein Fernglas*.
- Eine Mütze* schützt bei Sonne und Regen.
- Auch wenn es Getränke und Snacks an Bord gibt: packt etwas zu trinken und zu essen ein; die Crews von Eagle Wing Tours bleiben auch schon mal länger auf See, wenn es etwas zu sehen gibt.
12 Erie St - Fisherman's Wharf
Victoria BC
1-250-384-8008
Unsere Whale Watching Tour vor Vancouver Island hat Eagle Wing Tours durch einen Nachlass von 50 % auf den Tourpreis unterstützt. Ich bedanke mich herzlich dafür.
Meinung und Bewertung bleiben wie immer meine ganz persönliche. Unsere Reise nach Kanada haben wir im übrigen (Anreise, Übernachtungen, Essen, Eintrittsgelder usw.) selbst
organisiert und bezahlt.
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