Ende März hat es uns in diesem Jahr wieder einmal auf eine ostfriesische Insel gezogen. Und nach Spiekeroog, Langeoog und Wangerooge sollte es mal etwas Neues sein. Daher waren wir für zwei Wochen auf Borkum zu Gast. Ruhe, Seeluft, gemischtes Wetter, leckerer Fisch – wir haben uns auf der Insel mit Hochseeklima wohlgefühlt und uns gut erholt.
Natürlich haben wir auch das Borkumer Heimatmuseum Dykhus besichtigt. Das Heimatmuseum hat zwischen 25000 und 28 000 Besuchern im Jahr. Es wird ganz und gar ehrenamtlich von den Mitgliedern des Borkumer Heimatvereins e. V. finanziert und betrieben.
Wir waren dort zu einer Führung. Diese begann pünktlich um 15 Uhr wie an jedem Montag. Durch das Haus führte uns Elke Ulsamer, selbst keine gebürtige Borkumerin, sondern erst mit 14 Jahren als
Tochter des Postmeisters nach Borkum zugezogen. Das tut allerdings ihrer Leidenschaft für die Borkumer Geschichte keinen Abbruch. Sehr lebendig und anschaulich mit viel Ausflügen auch zu weiteren
Themen hat sie uns in gut eineinhalb Stunden in die Borkumer Geschichte eingeführt.
Das etwa 300 Jahre alte Inselhaus wurde vom Walfangkapitän Weyert Bot erbaut. Dies erkennt man auch heute noch an der teilweise für die damalige Zeit recht kostspieligen Einrichtung, die zum Glück erhalten ist. Es ist ein Haus, in dem Mensch und Tier unter einem Dach gelebt haben. Damit ist es recht groß und bietet auch Raum für wechselnde Sonderausstellungen, aktuell eine zum Thema Seevermessung.
Borkum und der Walfang
In der Walhalle des Heimatmuseums Dykhus wird auch ein etwa 15 m langer Pottwal ausgestellt. Dieser strandete 1998 vor der nordfriesischen Halbinsel Eiderstedt. Die Borkumer bekamen ihn als Ersatz für einen Orca, der 1967 auf der Insel angespült wurde. Borkum hat das eigene Interesse leider zu spät angemeldet, sodass das Skelett des Orcas sich nunmehr im Frankfurter Senckenberg-Museum befindet.
Die Borkumer haben immer vom Fischfang gelebt, zum einen zur Selbstversorgung, aber auch zum Fischhandel mit dem Festland. Besonders wagemutige Fischer haben seit der ersten Hälfte des 17.
Jahrhunderts zur Walfanggeschichte auf Borkum beigetragen. Sie haben sich bei niederländischen Reedern für den Walfang im Nordmeer verpflichtet. Die Walfangära fand ein Ende im
Niederländisch-Englischen Krieg, dabei wurde die gesamte niederländische Flotte durch die Engländer beschlagnahmt. Ende des 18. Jahrhunderts führte dies dazu, dass viele Borkumer ihre Arbeit
verloren und die Insel innerhalb von nur 30 Jahren mehr als die Hälfte ihrer Einwohner verlor.
Die Situation verbesserte sich erst wieder ab etwa 1850, damals wurde Borkum Seebad. Immer mehr Wohlhabende aus den Städten des Landes zogen mit ihrem gesamten Haushalt für zwei Monate im Sommer
auf die Insel. Zu den bekanntesten Borkum Touristen gehören Wilhelm Busch (ja, der mit Max und Moritz), Wilhelm Raabe oder Gottfried Benn. Heute hat Borkum etwa 250 000 bis 300 000 Übernachtungen
jährlich und über 80 % aller Dienstleistungen auf der Insel sind auf die ein oder andere Art vom Tourismus abhängig.
Das Leben auf Borkum - früher
Der Wohnbereich des Borkumer Heimatmuseums Dykhus besteht aus einer umfassend ausgestatteten Küche, einer Kammer oder besser einem Wohnzimmer. Dieses ist mit Möbeln und im Stil der Zeit um 1850
eingerichtet. Erhalten ist ebenfalls eine sogenannte Butze. Dies ist eine kleine Schlafkammer, in der man im Sitzen schlief.
Besonders schön in der Küche sind die alten Fliesen und die zahlreichen noch vorhandenen Küchengeräte. Für Erheiterung unter den Museumsbesuchern sorgt der Kackstuhl (ein Kinderhochstuhl mit
integriertem Töpfchen) mit eingebauter Heizung für warme Füße, welche nach dem Prinzip eines Stövchens funktionierte.
In weiteren Ausstellungsräumlichkeiten gibt es zahlreiche (mehr als 200) ausgestopfte Vögel zu sehen; Beleg dafür, dass sich Borkum auf der Vogelflugroute befindet. Ebenfalls hier ausgestellt
sind die beiden Sandsammlungen Borkums, die immer noch ergänzt werden.
In einer weiteren Ausstellungshalle geht es um die Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Ausgestellt ist hier nicht nur das alte Rettungsboot „Otto Hass“: es war von 1894 bis 1922 im Einsatz. Hier erhält man außerdem eine Erklärung über die Funktionsweise der Leuchttürme. Eine richtig große Reichweite erreichten diese nämlich erst mit der Entwicklung der Fresnelschen Stufenlinse durch den französischen Physiker Augustin Jean Fresnel. Und wichtig zu wissen: Aufgrund der Umdrehungszeit der Lichter besitzt jeder Turm eine spezifische Wiederkehr und Kennung, die den Seeleuten natürlich bekannt sind. Der Borkumer Leuchtturm hat die Kennung durch zwei Blitze im Gegensatz z. B. zum Leuchtturm von Schiermonnikoog, der vier Blitze absetzt.
Wir fanden unseren Besuch mit Führung im Heimatmuseum Dykhus spannend und unterhaltsam, wir haben viel Neues und Interessantes erfahren. So können wir Euch einen Besuch dort nur wärmstens ans Herz legen.
Informationen und Barrierefreiheit
Das Borkumer Heimatmuseums Dykhus ist über den Haupteingang stufenlos erreichbar, den alten Wohnbereich erreicht man über eine Nebeneingangstüre ebenfalls ebenerdig. Und sogar die Toilette ist groß genug für Rollstuhlfahrer. Damit hatten wir echt nicht gerechnet: ein überwiegend barrierefreies Heimatmuseum in einem 300 Jahre alten Inselhaus.
Öffnungszeiten
- 01. April bis 03. November 2019
Dienstag bis Sonntag von 10.00 – 17.00 Uhr
Montags öffentliche Führungen um 15.00 Uhr - 04. November bis 23. Dezember 2019
Samstag und Sonntag von 10.00 – 17.00 Uhr
Montags öffentliche Führungen um 15.00 Uhr - 26. Dezember 2019 bis 06. Januar 2020
Dienstag bis Sonntag von 10.00 – 17.00 Uhr
Montags öffentliche Führungen um 15.00 Uhr - Heiligabend, 1. Weihnachtstag, Silvester und Neujahr geschlossen
Eintrittspreise
- Erwachsene 4,00 Euro
- Kinder ab 6 Jahre bis 15 Jahre 1,50 Euro
- Familienkarte 9,00 Euro
Roelof-Gerritz-Meyer-Straße (östlich des Alten Leuchtturms)
Telefon 04922 4860
Leiter: Dr. med. Helmer Zühlke
Telefon 04922 555 oder 1444
Ergänzende Informationen
Weitere Berichte von mir gibt es allgemein zum Urlaub auf Borkum, zu den Fähren nach Borkum oder zur Tee-Zeremonie im Toornhus.
- Die offiziellen Informationen findet ihr auf Borkum.de
- Weitere Informationen zum barrierefreien Urlaub auf Borkum gibt es hier und in einer sehr übersichtlichen Broschüre, die ihr insbesondere auf Touren über die Insel gut in der Tasche stecken haben könnt.
Unsere An- und Abreise, den Aufenthalt und Restaurantbesuche haben wir selbst organisiert und bezahlt. Ich wurde bei einigen Recherchen auf dieser Reise von den Wirtschaftsbetrieben der Stadt NSHB Borkum GmbH unterstützt. Vielen Dank dafür und die Möglichkeit, die Insel so intensiv erkunden zu können an Dennis Möller, Claudia Fink und Jelka de Buhr. Das hier ist meine persönliche Meinung!
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