Bevor wir nach Südafrika geflogen sind ging es für uns noch einmal für ein Wochenende mit Freunden in den Süden der Republik, nach Bayern an den Schliersee nämlich. Neben einem fröhlichen Wiedersehen, gutem Wetter und leckerem Essen stand dabei auch ein Besuch der bayrischen Whiskydestillerie Slyrs auf dem Programm.
Bayern und Whisky? Geht das zusammen? Ja, das geht, sehr gut und vor allem: wohlschmeckend sogar! Am Schliersee ist Slyrs zuhause. Damit also mitten in der Natur, umgeben von Berggipfeln, Wäldern und klarem Wasser wird tatsächlich Whisky destilliert. Genannt wird er auch das flüssige Gold vom Schliersee.
Und wo der seltsame Name Slyrs herkommt, fragt Ihr Euch? Er ist tatsächlich gälisch und hat irisch-schottische Wurzeln. Im Jahr 779 gründeten fünf aus Irland und Schottland stammende Mönche ein Kloster in der bayrischen Einöde von Schliersee und nennen dieses Kloster Slyrs. Das Kloster gibt über die Jahrhunderte der gesamten Region Schliersee ihren Namen. Und heute heißt der dort gebrannte oberbayrische Single Malt Whisky so.
Geschichte der bayrischen Whiskydestillerie Slyrs
Aber wie kam es nun zu der bayrischen Whiskydestillerie Slyrs am Schliersee? Man sagt, es fing 1994 mit einer Wette an. Damals reiste der Brauer und Destillateurmeister Florian Stetter (ein Kind der Destillerie Lantenhammer) nach Schottland. Dort kam er auf die Idee, einen oberbayrischen Single Malt Whisky herzustellen. Er wettete mit seinen mitreisenden Kollegen um einen Kasten Weißbier, dass man auch in Oberbayern Whisky brennen kann. Heimgekehrt wird schon bald darauf in seiner elterlichen Destillerie Lantenhammer Whisky gebrannt.
Für eine Flasche Whisky werden bei Slyrs 2200 Gramm Gerstenmalz benötigt, dazu Quellwasser von der Bannwaldquelle nur 800 Meter entfernt. Dann dauert die zweifache, aromaschonende Destillation des Whiskys runde 14 Stunden. Und reifen kann der Whisky dann in 225 Liter fassenden Fässern aus amerikanischer Weißeiche.
... und wie entsteht der Whisky bei Slyrs?
Besichtigt haben wir die bayrische Whiskydestillerie Slyrs am Schliersee natürlich nicht nur wegen der Verkostung, nein, wir wollten auch wissen wie er hergestellt wird, der Whisky. Klar, im Groben war es uns schon bekannt: Er wird aus Getreide hergestellt. Das Getreide wird vergoren und zu einem Brand destilliert, der anschließend im Holzfass gelagert wird. So weit, so gut. Was ich nicht wusste: Das Verfahren ist bis zur Destillation auch dem Bierbrauen ähnlich.
Den Schritten der Herstellung von Whisky konnten wir bei Slyrs in einem selbsterklärenden Rundgang durch die Brennerei folgen. Da hier Malzwhiskys hergestellt werden, verwendet man gemälzte Gerste. Dazu wird Gerste zum Keimen gebracht. Man erhält so das Grünmalz und es entsteht Malzzucker oder Maltose. Später, unmittelbar vor dem Maischen wird das Getreide zu Schrot gemahlen und danach im Maischbottich mit heißem Wasser vermischt. Beim Maischen wird die Stärke durch Enzyme in Malzzucker umgewandelt. Dabei entstehen weitere Zuckerarten. Durch den perforierten Boden wird die zuckerreiche Flüssigkeit getrennt und gesammelt. Daraus entsteht, durch Hefe die Vergärung von Zucker zu Alkohol und Kohlendioxid. Und dann beginnt das Brennen. Es entsteht ein Rohbrand mit etwa 20 Vol.%. Durch eine zweite Destillation trennt man Alkohol, Geruchs- und Geschmacksstoffe vom Wasser und konzentriert sie. Dieser konzentrierte Whisky wird zum Teil mit Wasser versetzt und zur Lagerung in Holzfässer gefüllt.
Die jahrelange Reifung in einem Holzfass ist für den Geschmack bedeutsam. Hierbei sind die verwendeten Holzfässer nach Holzart und früherer Nutzung wichtig, das Lagerhaus, seine Lage und das Klima und schließlich auch die Dauer der Reife spielen eine Rolle für die Qualität. Übrigens: Holz ist niemals 100%ig dicht. Übers Jahr verdunstet also immer ein Teil des gelagerten Whiskys (man sagt, so etwa 0,5 bis 1,0 %). Das ist der sogenannte Anteil der Engel oder Angels’ share.
Slyrs Whiskys*
Ein Besuch in der bayrischen Whiskydestillerie Slyrs am Schliersee wäre natürlich nicht komplett, hätte ich nicht auch den ein oder anderen Whisky probiert. Das geht, im Probierraum am Ende des Rundganges, unten im Verkaufsraum oder auch im angeschlossenen Bistro. Was stand auf meiner Liste? Hier kommen meine drei Empfehlungen:
- SLYRS Bavarian Single Malt Whisky 43% - Der Klassiker, ein Single Malt Whisky aus Gerste, intensiv und komplex im Geschmack. Ich meine Trockenfrüchte geschmeckt zu haben, ein wenig Karamell oder auch Nüsse waren auch dabei. Mein klarer Favorit!
- SLYRS Bavarian Single Malt Whisky Portwein Finishing 46% - Klar, die Benutzung ehemaliger Sherry- oder Portwein-Fässer ist ein traditionelles Verfahren, Whisky mit zusätzlichen Aromen zu versehen. Nach der dreijährigen Reife zum Single Malt Whisky wird dieser für ein weiteres Jahr in 500 Liter Portwein-Fässern gelagert. So nimmt der Whisky die fruchtigen Aromen des Portfasses auf. Der Whisky duftet intensiv und erinnert ein wenig an dunkle Beeren.
- Slyrs Whisky Likör 30% - Als Basis für den Whisky-Likör wird ebenfalls der klassische Single Malt Whisky verwendet. Dieser wird auf 30 % verdünnt und mit Honig sowie Vanille abgerundet. Trinken kann man ihn zum Kaffee oder als Begleitung zu Desserts.
Unser Besuch der Destillerie wurde mit zwei kostenlosen Tickets unterstützt. Dafür bedanken wir uns herzlich. Unsere Meinung zur Slyrs Destillerie hat das nicht beeinflusst.
Ergänzende Informationen
Ein Besuch der Whiskydestillerie Slyrs am Schliersee ist barrierefrei möglich, der Verkaufsraum liegt zu ebener Erde. Das angeschlossene Bistro ist über einen Aufzug erreichbar. Es gibt auch eine rollstuhlgerechte Toilette.
Die Destilleriebesichtigung kann man gut auf eigene Faust machen. Der gesamte Rundgang ist barrierefrei, hinauf zur abschließenden Verkostung geht es eine recht steile und lange Rampe – aber mit Hilfe ist diese gut zu bewältigen.
Die Brennereibesichtigung beinhaltet einen kurzen Imagefilm, den Rundgang und eine anschließende Verkostung. Man braucht eine knappe Stunde.
Öffnungszeiten: täglich 10.00 – 17.00
Preis: 9,90 € pro Person
Slyrs Destillerie GmbH & Co. KG
Bayrischzeller Str. 13
83727 Schliersee
Telefon: 49 (0)8026 3959004
E-Mail: shop@slyrs.de
Gästehaus Hubertus
Übernachtet haben wir in einem wunderbaren, hellen und rollstuhlgerechten Appartement im Gästehaus Hubertus. Das Haus ist ein traditionelles, bayerisches 3-Sterne-Hotel in Schliersee-Neuhaus, am Südufer des Schliersees. Unser Appartement war modern eingerichtet, es gibt aber auch Zimmer im Landhausstil.
Morgens gab es ein leckeres Frühstück im Haupthaus mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet.
Bayrischzeller Str. 8
83727 Schliersee
Fax: +49-8026-1036
Gasthof Mairhofer
Zum Abendessen sind wir an einem Abend in den Gasthof Mairhofer eingekehrt. Günstig gelegen, ebenerdig erreichbar, gemütlich bayerisch und mit einem wunderbaren Gastgarten haben wir uns hier wohlgefühlt und sehr lecker gegessen. Und günstig war es noch dazu: für eine ordentliche Portion Schweineschnitzel mit Pommes frites und einem frischen, knackigen Salatteller haben wir gerade mal € 13,50 bezahlen müssen.
Martin Mairhofer
Alpenstraße 2
83730 Fischbachau
+49 (0) 8028 859
gasthof.mairhofer@t-online.de
... noch mehr Bayern gibt es hier
www.zypresseunterwegs.de Blog Feed
Glücksorte im Tölzer Land mit Tegernsee und Schliersee und mein Gespräch mit Katja Wegener>> mehr lesen
Frankenwein rund um Würzburg
>> mehr lesen
{ROUND UP} 8 Roadtrips in Deutschland
>> mehr lesen
Nochmals 11 Ausflugs- und Reisetipps in Deutschland
>> mehr lesen
Reiseführer Franken und Mainfranken mit Bamberg
>> mehr lesen
Meine 19 Ausflugs- und Reisetipps in Deutschland
>> mehr lesen
Destilleriebesichtigung bei Slyrs am Schliersee
>> mehr lesen
Mal eben kurz nach Regensburg
>> mehr lesen
Von Kelheim zum Kloster Weltenburg - der Donaudurchbruch {Werbung ohne Auftrag}
>> mehr lesen
Buchheim Museum der Phantasie in Bernried {Werbung ohne Auftrag}
>> mehr lesen
Italien 2013 - Rückreise via Bayern
>> mehr lesen
{Essen auf Reisen} Backspielhaus in München-Bogenhausen
>> mehr lesen
Beate (Friday, 18 October 2019 07:28)
Bayerischer Single Malt Whisky …? Meinetwegen, aber "the real stuff" ist und bleibt der aus Schottland. Neben dem verwendeten Wasser und den Fässern ist nämlich auch die Umgebung verantwortlich für den Geschmack, denn die Fässer lassen zwar über die Jahre etwas Whisky verdunsten (angels share), aber sie erlauben auch, dass beispielsweise die Aromen von Salzwasser und Seeluft hereinschlüpfen. Und Salzwasser und Seeluft gibt's in Bayern bekanntlich weniger.
Slàinte!
Beate (über 18, und daher ohne Begleitung ihrer Erziehungsberechtigten auf Deinem Whisky Blog unterwegs)