Babylonstoren ist eine der ältesten noch arbeitenden Wein und Obst-/Gemüsefarmen Südafrikas am Kap. Ich hatte schon viel darüber gelesen, insbesondere über den schönen Garten, daher stand Babylonstoren bei mir schon länger auf der Liste der Ziele, die wir noch ansteuern müssten.
Nach knapp einer Stunde Fahrt kamen wir an. Die Fahrt von Worcester aus ging im Wesentlichen über die N1, prima ausgebaut und durch den Huguenotte Tunnel. Der Eintritt bei Babylonstoren kostet 10 Rand pro Person, darin ist nichts inbegriffen außer Parken und dass man herumlaufen darf.
Auf den Parkplätzen gibt es keine ausgeschilderten Behindertenparkplätze, schade eigentlich. Ansonsten ist das Gelände überwiegend eben und auch wenn die Wege eine sehr raue Oberfläche haben, kommt man mit Rollstuhl und Hilfe doch ganz gut voran.
Babylonstoren und der wirklich tolle Bauerngarten
Wir haben uns zunächst in aller Ruhe den wirklich tollen Garten von Babylonstoren angesehen. Er liegt, das kann man wirklich so sagen, einfach majestätisch vor der Silhouette von Simonsberg, Du Toitskloof und Franschhoek.
1692 wurde der Hof Babylonstoren vom damaligen Gouverneur des Kaps, Simon van der Stel, an Pieter van der Byl vergeben. Dieser pflanzte die ersten Weinberge auf dem Hof an und veränderte die Wasserläufe zur Bewässerung. Einige der frühesten Strukturen der Farm aus dieser Zeit sind noch heute auf der Farm erhalten. Babylonstorens kapholländischer Hof ist typisch für den Baustil, der in Südafrika im 17. und 18. Jahrhundert populär war. Als solches gilt er heute als einer der besterhaltenen Bauernhöfe am Kap. Die ursprünglichen Gebäude bestehen aus einem Herrenhaus aus dem Jahr 1777, während das Koornhuis (zur Aufbewahrung von Weizen), der alte Keller, das verzierte Geflügelhaus, der Taubenschlag, der schiefe Glockenturm und die historischen Tore aus dem Jahr 1750 stammen.
Es wächst auf Babylonstoren alles mögliche an Gemüse und Kräutern im Garten. Rosmarin, Koriander, Thymian, rote Beete, bunte Beete, Kohl, Möhren, Kohlrabi – kurz, alles was man sich vorstellen kann. Es gibt Zitrusfrüchte am Baum, Olivenbäume, Obstbäume am Spalier, die gerade wunderbar blühten. Es gab einen extra Garten mit ganz vielen Kaktusfeigen. Auch Esskastanien haben wir gesehen. Alle mehr als 300 Pflanzensorten im Garten sind essbar oder von medizinischem Wert. Angelegt ist der Garten wie ein typischer alter Bauerngarten mit Wegen und Trittplatten, mit kleinen Hecken, Mäuerchen oder Lattenzäunen. Außerdem gibt es Esel, Hühner, Gänse, Enten – also alles, was man auf einem Bauernhof erwarten könnte. Drumherum liegen große Weinberge und ansonsten schmiegt sich das Gut an einen Berghang an. Insgesamt erinnert der Garten ein wenig an den Company Garden in Kapstadt, der im 17. Jahrhundert am Kap der guten Hoffnung vorbeifahrende Schiffe mit frischen Lebensmitteln versorgte.
Nach unserem Gartenspaziergang auf Babylonstoren trafen wir im Gartenrestaurant Greenhouse ein. Dort haben wir eine gemütliche Mittagspause eingelegt.
Das Restaurant liegt im hinteren Teil des Gartens, versteckt zwischen alten Eichen. Die Speisen werden im Picknickstil in Holzkisten serviert. Konfitüren, Marmeladen und Salate gibt es in Einmachgläsern, das frische Brot aus dem Holzofen wird in Papier eingewickelt. Wasser gab es unbegrenzt und kostenlos aus der eigenen Quelle. Der Gatte hat einen kalt gebrauten Kaffee getrunken, ich habe den Rosé des Hauses probiert. Zu essen gab es ein Sandwich aus Buchweizenbrot mit geräucherter Lachsforelle für mich und für den Gatten Scones mit Butter, Käse, Sahne und Feigenmarmelade. Geschmeckt hat es uns gut. Und auch sonst ließ es sich in dem schattigen Gastgarten, der für die vielen Menschen, die sich dort aufhielten, erstaunlich ruhig war, gut aushalten.
Geruhsam sind wir zurückgebummelt bzw. mit dem Rollstuhl gerollt. Ich habe mich noch ein wenig im Shop von Babylonstoren umgesehen. Neben Marmeladen, Chutneys, Wein, Tee, gab es auch Käse, Wurst, Fleisch und Gemüse zu kaufen sowie Backwaren und natürlich Geschirrtücher, Taschen und ähnliche Dinge. Dann sind wir weiter gezogen in Richtung wine tasting. Klar, das ich Babylonstoren nicht verlassen konnte, ohne die dort hergestellten Weine zu verkosten.
Wine Tasting auf Babylonstoren
Die Babylonstoren Weine werden in einer nach dem letzten Stand der Technik ausgerüsteten Kellerei hergestellt und bringen Boden und Klima, in dem die Trauben wachsen, zur Geltung. Die Farm hat 72 Hektar Rebfläche mit 13 verschiedenen Rebsorten, welche an den Hängen des Simonsbergs 600 Meter hoch über dem Meeresspiegel, wachsen.
Allzu lange werden in Babylonstoren noch keine Weine hergestellt. Kellermeister Charl Coetzee und der Winzer Klass Stoffberg keltern seit 2011 die Weine auf Babylonstoren. Dennoch gehören die Weine schon jetzt zu den hochgelobten (und auch hochpreisigen) Weinen Südafrikas vom Kap.
Der tasting room auf Babylonstoren ist recht neu und modern, eine kühle Glaskonstruktion zwischen zwei Gebäuden. Sehr hell und licht und mit schönen Ausblicken auf die Weinberge, den Garten von
Babylonstoren und auch das dahinterliegende Gebirge. Unser „Sommelier“ für die Weinprobe war Kenzo. Ein junger Mann, der uns schnell mitteilte, sein Stiefvater stamme aus Berlin.
Meine Weinprobe umfasste sechs Weine und kostete 60 Rand. Dafür gab es
- 2018 Chenin Blanc. Ein mit 13,5 % Alkohol erfrischender, grüner und leichter Sommerwein. Im Verkauf vor Ort 110 Rand für die Flasche.
- 2018 Viognier, der zu einem Drittel in französische Eichenfass gereift ist und daher eine leichte Holznote hat. Ein vollmundiger, runder und fruchtiger Wein mit 14,5 % Alkohol. Ganz sicher ein Wein, der kräftig genug ist, auch mit würzigem Essen harmonieren zu können. Im Verkauf vor Ort 145 Rand für die Flasche.
- 2018 Candide White Blend, ein Flaschenwein für 155 Rand, der zu 45 % Chenin Blanc, 24% Viognier, 16 % Chardonnay und 15 % Semillon enthält. Der Wein mit 13,5 % Alkohol wurde mir als "Litschi und Lime" angekündigt. Im Geschmack ist es ein Wein mit frischer Säure, aber kein Wein der „bleibt“.
- 2018/2019 Mourvedre Rose, ein mit 13,02 % Alkohol erstaunlich trockener Rosé für Südafrika. Eine schöne hellrote Farbe und ein Geschmack nach frischen roten Beeren, kombiniert mit einer netten Säure. Ich finde ein toller, sorgloser Sommerwein für die Terrasse. Im Verkauf vor Ort 120 Rand für die Flasche.
- 2017/2018 Babel Red für 145 Rand, eine roter Cuvee aus 25 % Shiraz, 23 % Cabernet Sauvignon, 14 % Malbec, 11 % Petit Verdot, 9,5 % Merlot, 9,5 % Cabernet Franc, 8 % Pinotage. Er schmeckte nach Brombeeren und ausgeprägt nach Tanninen. Wahrscheinlich ist er gut geeignet als Winterwein mit 14 % Alkohol zu würzigem Fleischstew.
- 2017 Shiraz war der letzte und mit 265 Rand auch der teuerste Wein des Tastings. Mit 14,2 % ein leicht holziger, rund und angenehm mild schmeckender, leckerer Wein. Im Aroma an rote Beeren und reifen Pflaumen erinnernd, passt er sicher gut zu dunklem Fleisch oder auch abends vor dem prasselnden Kamin.
Wirklich vom Hocker gerissen hat mich von den Babylonstoren Weinen keiner. Eingekauft haben wir daher auch nicht. Als Favoriten würde ich den Mourvedre Rosé bezeichnen und, zu meinem Erstaunen, den Chenin Blanc. Eigentlich mag ich diese Rebsorte gar nicht so gerne, aber dieser leichte Sommerwein hat mich wirklich überzeugt.
Ergänzende Informationen und Barrierefreiheit
Auf den Parkplätzen von Babylonstoren gibt es keine ausgeschilderten Behindertenparkplätze, schade eigentlich. Ansonsten ist das Gelände überwiegend eben und auch wenn die Wege eine sehr raue Oberfläche haben, kommt man mit Rollstuhl und Hilfe doch ganz gut voran. Eltern mit Kinderwagen und Gäste in Rollstühlen werden deshalb gebeten, zu beachten, dass alle Wege im Garten aus Kies und in einigen Bereichen mit Pfirsichkernen bedeckt sind.
In den Eintrittspreisen bei Babylonstoren sind das Parken und eine allgemeine, ungeführte Besichtigung inbegriffen.
- Wochenende und Feiertage
-
- R20 pro Person
- R10 pro Kind
- Wochentage
-
- R10 für alle
- Öffnungszeiten
-
- Montag bis Sonntag 9.00–17.00 Uhr (letzter Einlass 16.00 Uhr)
- Geführte Gartenführungen 10.00 Uhr
Klapmuts Simondium Road
Simondium, 7670
Unterkünfte*
Unsere Entdeckungstour durch Babylonstoren haben wir selbst organisiert und bezahlt. Nicht nur deshalb bleiben Meinung und Bewertung wie immer meine ganz persönliche.
Einen Beitrag über die 5 bestgelegenen Weinfarmen der Winelands gibt es von Monika und Petar Fuchs auf ihrer Seite travelworldonline.de
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