Jetzt waren wir schon so oft im Süden Afrikas und noch hatten wir sie nicht gesehen: die Victoriafälle. In diesem Jahr sollte sich das ändern, gleich zu Beginn unserer Reise hatten wir drei Tage auf der sambischen Seite der Fälle eingeplant.
Ich berichte, wie es war, wie man die Victoriafälle per Rollstuhl erkunden kann, erzähle von meinem Helikopterrundflug über die Fälle und gebe Euch noch ein paar praktische Tipps für einen Aufenthalt beim „donnernden Rauch“.
Der normalerweise wirklich sehr breite Wasserfall des Sambesi liegt zwischen den Grenzstädten Victoria Falls in Simbabwe und Livingstone in Sambia. Seit 1989 gehören die Fälle zum Weltnaturerbe der UNESCO.
Der erste Europäer, der die Victoriafälle mit eigenen Augen sah, war der schottische Missionar und Afrikareisende David Livingstone. Nachdem er im Jahre 1851 Berichte über diesen Wasserfall gehört hatte, landete er vier Jahre später, am 16. November 1855, auf der kleinen Insel, die direkt an der Kante liegt, über die sich der Sambesi in die Tiefe stürzt und die heute den Namen Livingstone Island trägt. Tief beeindruckt beschrieb er den Wasserfall als „das schönste, das er in Afrika je zu Gesicht bekam“, und nannte ihn zu Ehren der damaligen britischen Königin Victoria Victoriafälle. Vor Ort heißt der Wasserfall allerdings anders, nämlich Mosi-oa-Tunya (donnernder Rauch). Der Name verweist auf den Sprühnebel, der von den Fällen in bis zu 300 m Höhe aufsteigt und noch in bis zu 30 km Entfernung zu sehen ist.
Seit 1934 sind die Victoriafälle grenzübergreifend unter Schutz gestellt und seit 1972 Teil des Mosi Oa Tunya Nationalparks. Er erstreckt sich von den Fällen etwa 12 km stromaufwärts und ist rund 66 km² klein.
Sambias Seite der Victoriafälle
Am Samstagnachmittag haben wir uns aufgemacht zu Sambias Seite der Victoriafälle. Auf dem Weg dorthin haben wir einen kurzen Stopp in einem Supermarkt eingeschoben, um Wasser und Kekse sowie Zigaretten für den Gatten einzukaufen. Ging ohne Probleme und selbst kleine Beträge kann man mit Kreditkarte bezahlen.
Die Straße Richtung Victoriafälle von Livingstone aus geht natürlich auch zur Grenze nach Simbabwe. Daher war eine Menge Verkehr auf der Straße, zahlreiche LKWs, große und kleine und vor allem, das fiel auf, viele Männer mit Fahrrädern und hochgestapelten Kartons auf den Gepäckträgern. Wir rätselten die ganze Zeit, was man in Simbabwe wohl einkaufen kann und nach Sambia einführen. Denn die meisten Hochbepackten kamen uns entgegen und waren nicht etwa auf dem Weg nach Simbabwe. Die in unsere Richtung fuhren, die hatten eher nur leere Kartons auf ihren Fahrrädern.
Nach recht kurzer Zeit erreichten wir das Office des Mosi Oa Tunya Nationalpark, des National Parks für die Victoriafälle auf der sambischen Seite. Ich habe uns die Eintrittskarten gekauft, 520 sambische Kwacha (oder knapp 33 €) für zwei Personen. Dann ging es in Richtung Fälle. Unmittelbar vor dem Eingang eine Touristenbelustigungsmeile: jede Menge Andenkengeschäfte und mehrere Restaurants. Wir haben hier zunächst eine kühle Cola getrunken. Es funktionierte allerdings die Kreditkartenmaschine nicht. Wir mussten bar bezahlen. Pro Cola 1 US$.
Dann ging es hinein in den nett angelegten Park zur Besichtigung der sambischen Seite der Victoriafälle. Leider ist er nur zu einem geringen Teil barrierefrei. Der größere Aussichtspunkt ist nur über Treppen erreichbar. Aber die Statue von David Livingstone konnten wir betrachten und mehrere Aussichtspunkte Richtung Westen, von denen man an den Felsen entlang schauen konnte, waren ebenfalls mit Rollstuhl gut erreichbar. Das Ausmaß der Fälle ist auf jeden Fall beeindruckend. Schade war es, das Anfang September 2019 wegen einer sehr trockenen oder auch ausgefallenen Regenzeit, die Fälle sehr, sehr wenig Wasser führen. Damit sind sie längst nicht so eindrucksvoll wie auf vielen Fotos, die man kennt.
Dennoch, der Besuch lohnt sich. Es ist nicht so eindrucksvoll gewesen wie die Niagarafälle, aber das wahre Ausmaß der Fälle ist wirklich kaum zu erfassen.
*editiert am 07.12.2019 bzw. 04.02.2020:
Auch der Spiegel berichtete über die Dürre in Simbabwe und Sambia: Den Viktoriafällen geht das Wasser aus; das allerdings soll wohl in die Kategorie Fake News gehören, so schreibt Africa Geographic Victoria Falls drying up? Fake news versus fact
Aktivitäten an den Victoriafällen
Rundflug mit dem Helikopter über die Victoriafälle
Schon am Samstag auf dem Rückweg von den Fällen hatten wir unterwegs halt gemacht und ich hatte für mich einen Rundflug mit dem Helikopter über die Victoriafälle gebucht.
Am Sonntagmorgen gegen 8:20 Uhr wurde ich abgeholt. In einem Safari-Fahrzeug ging es zunächst zwei Paare in anderen Hotels abholen und dann zum Helipad. Unser Startpunkt lag auf einem Hügel mit
einem eindrucksvollen Baobabbaum, ein sehr schöner Start- und Landeplatz für den Rundflug.
Bevor es losging mussten allerdings noch einige Formalitäten erledigt werden: zuallererst mussten wir alle eine Erklärung unterzeichnen, dass wir die Flugagentur von jeglicher Haftung im Falle
eines Unfalls freistellen. Also das übliche, was man aus Nationalparks oder ähnlichen Einrichtungen ja auch kennt. Danach gab es eine kurze Einweisung. Eine Darstellung der Route, die wir fliegen
würden: nämlich von unserem Baobab ab aus Richtung Victoriafälle, dort zwei Schleifen über die Fälle, damit auch alle die Chance auf einen guten Blick und schöne Fotos bekämen und von dort ein
Stück den Sambesi hinauf mit Blick auf Long Island und später auch den weiteren Mosi Oa Tunya Nationalpark. Natürlich gab es auch Hinweise zum Anschnallen, zum Verhalten an Bord und im Notfall.
Alles, was man aus dem Flugzeug auch kennt. Ach nein, Rettungswesten, die gab's natürlich nicht.
Nachdem wir diese Formalitäten hinter uns gebracht haben ging es auch schon los mit dem Einsteigen in den Helikopter. Ich hatte leider (das Los der allein fliegenden) das Pech, in die Mitte
gesetzt zu werden. Vielleicht ist es aber auch meinem Gewicht geschuldet damit der Helikopter nicht an einer Seite nach unten hing? Es war jedenfalls nicht so tragisch, ich konnte dennoch recht
gut fotografieren. Sehen konnte ich gut , sowohl aus den Seitenfenstern als auch aus dem Frontfenster.
Es ging dann weiter mit dem Start (ein bisschen wie Aufzug fahren, nur das man dabei schief in der Luft hängt), wir stiegen auf eine Höhe von 1500 Fuß (ca. 457 Meter) über dem Boden und dann drehten wir mehrere Schleifen über den Victoriafällen. Durch das Kurven nach rechts und links hatten alle Passagiere auf beiden Seiten des Hubschraubers die Möglichkeit, die Viktoriafälle zu filmen, zu fotografieren und anzusehen. Die Fälle waren gigantisch groß, hatten aber leider recht wenig Wasser, sodass der Eindruck, den man von vielen Fotos kennt, sich nicht einstellen mochte. Von dort ging es dann weiter den Sambesi hinauf vorbei an Long Island bis zum Mosi Oa Tunya Nationalpark, wo es mehrere Herden von Giraffen, Büffeln, Gnus und von Zeit zu Zeit Elefanten gibt. Von hier aus kehrte der Pilot mit uns zum Hubschrauberlandeplatz zurück.
Alles in allem hat sich der Flug gelohnt, es war eindrucksvoll und vor allen Dingen bekam ich so einen besseren Blick auf die schiere Größe der Fälle und das entschädigte ein wenig für das wenige Wasser. Der Pilot hat uns auf der gesamten Strecke über verschiedene Sehenswürdigkeiten informiert und auf Besonderes hingewiesen.
Informationen, Visum, Barrierefreiheit
Glorias B&B in Livingstone*
Glorias Bed & Breakfast liegt in einer ruhigen Wohngegend von Livingstone und ist etwa 20 Autominuten von den Victoriafällen und 10 Minuten vom Flughafen Livingstone entfernt. Wir haben uns hier sicher und entspannt wohlgefühlt, gerade weil wir sehr freundlich und hilfsbereit aufgenommen wurden. Um das Haupthaus und den Pool herum gruppieren sich zahlreiche kleine Bungalows, in denen sich die Zimmer befinden. Besonders nett war der kleine Garten, das war ein schöner Ruhepunkt abseits des quirligen Trubels von Stadt und Victoriafällen. Wir fanden es einen guten Ausgangspunkt, die Victoriafälle per Rollstuhl zu erkunden.
Unser Zimmer war sicher nicht DIN-Norm-gerecht rollstuhlgegeignet, hinein kam man über eine ungefähr 7 cm hohe Schwelle, die Dusche war zwar unterfahrbar, befand sich allerdings auf einem Podest von knapp 10 cm. Aber für drei Tage ist das alles machbar – für unseren kurzen Aufenthalt alle Male gut geeignet. Unseren Mietwagen (Chevrolet Aveo mit mehr als 60.000 km auf dem Tacho) konnten wir im Hof sicher parken.
19 Ghandi Avenue
Livingstone
Tel +260 97 7488008
Hubschrauberflug
Ich habe einen Kurzflug mit United Air Charter über die Victoriafälle per Hubschrauber gemacht, dieser dauerte etwa eine Viertelstunde. Der Pilot informierte uns auf der gesamten Strecke über die Sehenswürdigkeiten. Geflogen wurden eineinhalb Bahnen nach rechts und links, so haben alle Passagiere auf beiden Seiten des Hubschraubers die Möglichkeit, die Viktoriafälle zu fotografieren und zu sehen.
Der Gatte wollte mich nicht begleiten. Allerdings hat man mir vor Ort versichert, dass man diesen Hubschrauberrundflug auch als Rollstuhlfahrer machen könne: man habe schon des Öfteren behinderte Menschen in den Hubschrauber gehoben.
Zum Preis des Rundfluges gehörte auch der Transfer von Glorias Bed & Breakfast zum Helipad auf Baobab Ridge, einem Hügel etwa 4 km nördlich der sambisch-simbabwischen Grenze und den Fällen gelegen. Ich habe für 15 Minuten knappe 200 US$ bezahlt. Gelernt habe ich, das es sich unter Umständen auszahlen kann, sich kurzfristig vor dem Boarden für einen längeren Flug zu entscheiden. Dann hat man gute Chancen, direkt vorne neben dem Piloten zu sitzen und damit den besten Blick zu haben. Dafür zahlt man dann allerdings auch 365 US$ pro Person .
Olga's - the Italian Corner
Olga's wurde 2003 begründet. Zum Andenken an Olga Diappi von ihrer Familie initiiert, unterstützt durch Giovanni, Freiwilliger einer italienischen NGO, die seit den 60er Jahren Entwicklungsprojekte in Sambia betreibt und gemeinsam getragen von YCTC, einem Ausbildungszentrum für Waisenkinder und schutzbedürftige Jugendliche aus der Diözese Livingstone. Heute finden in dem Guesthouse und Restaurant zahlreiche junge Menschen Ausbildung und Arbeit.
Wir haben hier am Abend im lauschigen Garten gesessen und superleckere Pizza aus einem Holzofen gegessen – es schmeckte wirklich fast wie in Italien. Die Speisekarte, die die Pizza als "the best south of the equator" bezeichnete, hatte nicht übertrieben. Auf jeden Fall lohnt ein Besuch!
20, Makambo Rd
P.O.Box 60138
Livingstone
Sambia & Simbabwe: das KAZA UNIVISA
Für die Einreise nach Sambia und Simbabwe (oder eigentlich bereits das Besteigen des Flugzeuges hier zu Haus) benötigt man ein Visum. Das kann man natürlich in der jeweiligen Botschaft bekommen, man kann es allerdings auch erst vor Ort oder online beantragen. Besonders interessant für uns ist das KAZA UNIVISA. Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Touristenvisum der Kavango Zambezi Trans-Frontier Conservation für Simbabwe und Sambia. Damit wird der Aufenthalt an den Victoriafällen sehr erleichtert.
Gegen eine Gebühr von 50 US$ pro Person kann man an den folgenden Grenzposten das KAZA UNIVISA erwerben:
- in Sambia
-
- Kenneth Kaunda International Airport, Lusaka
- Harry Mwaanga International Airport, Livingstone
- Victoria Falls Land Border
- Kazungula Land Border
- in Simbabwe
-
- Kazungula Land Border
- Victoria Falls Land Border
- Victoria Falls International Airport
- Harare International Airport
Das Visum ist für 30 Tage gültig und Ihr könnt mit diesem Visum so lange zwischen Simbabwe und Sambia hin und her reisen, wie Ihr möchtet. Das KAZA UNIVISA gilt außerdem für Tagesausflüge nach Botswana durch den Kazungula Grenzposten. Bei Übernachtungen in Botswana verliert es jedoch seine Gültigkeit so, dass in diesem Fall ein neues Visum erworben werden muss.
Wir haben unsere Visa am Harry Mwaanga International Airport in Livingstone bekommen. Grundsätzlich wäre dort eine Bezahlung mit Kreditkarte zwar möglich gewesen, allerdings funktionierte das Kartenlesegerät nicht (was wohl öfter vorkommt). Wir waren daher sehr froh, US$ in Banknoten dabei zu haben und haben unsere Visa bar bezahlt.
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