Unser Leben wird derzeit komplett auf den Kopf gestellt: wir verbringen unsere Zeit fast komplett zu Hause, arbeiten im Homeoffice, Kinder, so vorhanden, sind ebenfalls zu Haus weil Kitas und Schulen nach wie vor nur unregelmäßige Öffnungszeiten haben. Und das Einkaufen? Ein Vergnügen ist es nicht, Abstand halten, Mundschutz tragen und überhaupt: Ich versuche mich auf möglichst seltene, dann aber planvolle Groß-Einkäufe zu beschränken.
Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie behauptet gar, die Zeit der Coronakrise habe gezeigt, dass die Deutschen nicht kochen könnten. Das Wissen, wie man sich eine Mahlzeit zubereitet, werde in den Familien kaum noch vermittelt.
Eins scheint mir jedenfalls klar: leckeres Essen trägt erheblich dazu bei, alle in der Familie bei Laune zu halten und nicht nur zu versorgen. Gemeinsames Essen ist auf einmal wieder Alltag und jeden Tag etwas anderes zu kochen, verlangt von uns allen ganz schön viel Kreativität. Unsere Lieblingsrezepte zum Kochen und Backen in Corona-Zeiten habe ich heute einmal für Euch zusammengestellt. Aber bevor ihr euch hier Appetit holt, noch ein paar Tipps zur Vorbereitung auf eine stressfreie Kochwoche trotz Corona:
- Was Ihr Euch überlegt, sollte grundsätzlich eher einfach zu kochen sein. Denn der ganz normale Alltag mit Corona ist im Moment herausfordernd genug, da müsst ihr nicht gerade jetzt anfangen, große Kochkunst zu betreiben. Außer ihr probiert am Wochenende in aller Ruhe und gemeinsam, mit verteilten Aufgaben ein neues und vielleicht auch aufwändigeres Rezept aus.
- Kocht ab und an ein Essen für die Seele. Für mich sind das Gerichte, die es bei uns zu Hause gab, z.B. Spiegelei mit Spinat und Kartoffeln oder Pellkartoffeln mit Kräuterquark oder …
- Macht Euch, gern auch gemeinsam, einen Speiseplan für die nächste Woche. Das mag sich vielleicht spießig anhören, ist aber eine erhebliche Arbeitserleichterung (und Kosten spart es auch). Also: seht doch mal nach, was ihr noch im Vorratsschrank und im Tiefkühler habt, überlegt euch, was davon zuerst verbraucht werden muss. Und dann darf sich vielleicht auch jeder sein Lieblingsgericht wünschen?
Leckere Gerichte für schwierige Zeiten
Mit dem Gaumen nach Südafrika reisen wir, wenn ich wieder einmal Bobotie koche, eines der bekanntesten Gerichte Südafrikas. Der kapmalaiische Hackfleischauflauf gilt als eine typische Spezialität. Das gewürzte Fleisch wird in einer großen Auflaufform* oder mehreren kleinen Förmchen* portionsweise mit einer Milchkruste überbacken und dann serviert. Ähnlich wie bei einem Curry isst man dazu Chutney*. Bobotie bekommt man fast überall in Südafrika, es schmeckt immer wieder anders und neu – wahrscheinlich hat jede Köchin ihr Geheimrezept.
Und dazu gibt es natürlich Boere Pap. Mein Rezept ist quasi die „Luxus“-Variante: mit zusätzlichen Leckereien aufgepeppt und zudem mit Käse im Ofen überbacken. Gekocht hab ich es zum ersten Mal im Camp Bitterpan im Kgalagadi Transfrontier National Park – mit anschließendem Grillen unter Ranger Bewachung und mit Löwengebrüll unterm Sternenhimmel – eine tolle Erinnerung. Wir finden’s aber auch zu Haus eine prima Alternative zu dem ewigen Brot beim Grillen …
Was gehört zum Sommer in Griechenland? Na klar, Spanakopita. Die Pastete ist ein klassisches Gericht der griechischen Küche, im Wesentlichen auf der Grundlage von Filoteig und Blatt-Spinat. Inzwischen gehört auch dieses Gericht, fleischlos, lecker zum Standardrepertoire nich nur zum Kochen und Backen in Corona-Zeiten. Und eigentlich ist es auch gar nicht so aufwändig. Inspiriert haben mich dazu zwei Rezeptvorschläge des WDR-Fernsehens, nämlich von „Kochen mit Martina und Moritz“ und von „Martinas Meisterküche“. Ein wenig abgewandelt habe ich die Rezepte dann aber doch.
Und beim Nachlesen bin ich darauf gestoßen, dass es ein ganz ähnliches Gericht auch in Italien, genauer in Ligurien gibt. Dort heißt es Torta Pasqualina und wird traditionell zu Ostern serviert. Das besondere sind die vielen Eier, die sie enthält. Dafür werden kleine Mulden in die Füllung gedrückt und die Eier roh hineingelegt, möglichst ohne das Eigelb zu beschädigen. Erst dann kommt der Deckel auf die Pastete. Im Inneren werden beim Backen dann die Eier fest.
Wahres Soulfood beim Kochen und Backen in Corona-Zeiten ist für uns ein weiteres Gericht. Coq au Vin nach einem uralten Brigitte-Sammelrezept aus den 70er/80er Jahren des letzten Jahrhunderts – das ist meine erste bewusste Begegnung mit der französischen Küche. Und aus dieser Begegnung ist eine lange Freundschaft geworden: Man sieht es dem Rezept an, immer wieder wird es hervorgekramt, wird im großen Bräter* danach gekocht. Eselsohrig, fleckig und ein wenig vergilbt ist das Rezept geworden. Inzwischen habe ich das Rezept ein wenig verändert, bin selbst „kreativ am Herd“ geworden – aber in den Grundzügen ist es immer noch das bewährte, alte Brigitte Rezept.
Beef Stew frei nach Jamie Oliver gehört auch in diese Kategorie. Im Original stammt dieses Rezept von Jamie Oliver, es ist eines der Lieblingsgerichte seiner Frau. Zu Beginn habe ich es noch exakt nachgekocht, inzwischen bin ich freier geworden und wandle es locker ab – je nach Kühlschrank, Gemüsehändler usw.
Es ist ein wunderbares Schmorgericht und gut auch für viele Gäste, für die wir in Corona-Zeiten ja leider nicht Kochen oder Backen können, vorzubereiten. Die meiste Arbeit bei diesem Stew ist das Putzen des Gemüses. Danach steht der Schmortopf* im Ofen und kann gelegentlich umgerührt werden, macht aber keine Mühe mehr.
Es wird in indischen Restaurants in Europa und den USA oft angeboten: Chicken Tikka Masala. Dabei handelt es sich um ein Currygericht aus in einer mit dem Mixstab* pürierten und würzigen Marinade eingelegten Hähnchenfleischstücken in einer Joghurt-Tomatensoße. Wie viele andere habe ich es lange für ein indisches Gericht gehalten, habe inzwischen aber gelernt: Es gehört zur englischen Küche. Und immer, wenn wir es zubereiten, zieht der indische Gewürzduft appetitanregend durch unser ganzes Haus.
Pasta macht glücklich, das ist einfach so. Daher darf hier auch ein Nudelrezept beim Kochen und Backen in Corona-Zeiten auf keinen Fall fehlen. Giorgio Nava war der Sieger eines Wettbewerbs eines Pastaproduzenten. Er berichtet, er habe das Rezept für Pasta con i Broccoli oder Brokkolipasta gerade auch mit Blick auf die ökonomische Lage in Italien ausgesucht: einfach, schnell, preiswert – und dennoch super lecker. Ich habe sein Rezept etwas abgewandelt und dann nachgekocht – und muss sagen: Uns schmeckt die Pasta mit viel Gemüse und Pinienkernen* lecker, sie hat längst einen Platz auf der Liste der erprobten und öfter zu kochenden Gerichte. Versucht es doch auch einmal.
Süße Bäckereien verwöhnen uns zu Hause
Etwas ist auffällig in der Corona-Pandemie-Zeit: nicht nur gibt es den Trend zum Ausprobieren von neuen und alten Rezepten. Hoch im Kurs steht vor allem eins: das Bananenbrot in den verschiedensten Variationen. Haben wir alle zu viele braun und matschig gewordenen Bananen zu Haus?
Ganz egal, auch unseren Haushalt hat es getroffen und vor ein paar Tagen habe ich mein erstes Bananenbrot in einer Kastenform* gebacken. Besonders beliebt ist es in USA und Australien. Uns hat es gut geschmeckt, fast wie ein Kuchen – allerdings nicht nur lecker, sondern auch sehr sättigend.
In eine ähnliche Kategorie gehört übrigens das Apfelbrot. Bei uns schon seit langem eine wohlschmeckende Möglichkeit zu vielen Äpfeln Herr zu werden. Lecker ist es jedenfalls und lagerfähig auch für einige Tage, unser Apfelbrot.
Dieser Kuchen ist ein Familienrezept – aber nicht generationenüberliefert, nein, seine Geschichte ist anders. Nach der Geburt meines Neffen oder meiner Nichte war eine Familienhelferin im Haus und die hat diesen Kuchen in einer Gugelhupfform* zum ersten Mal gebacken. Und vor einiger Zeit, noch vor Corona-Zeiten, hatten wir Besuch von den inzwischen großen Kindern – und was haben die beiden in trauter Eintracht fürs Kaffeetrinken gebacken? Genau, den Schokoplätzchenkuchen.
In eine ähnliche Kategorie gehört Tante Herthas Lumumbatorte. Eine Tante dieses Namens gibt es in unserer Familie nicht. Das Rezept stammt aus der Familie einer Studienfreundin. Deren Tante Hertha buk immer in einer klassischen Springform* eine sehr leckere Schokoladentorte, mürbe und nussig, mit einem glänzenden Überzug. Ich liebe diese Torte.
Eine echte und wahre Familienangehörige ist die letzte in dieser Reihe, nämlich Wilmas Kirschtorte. Eigentlich mag er sie überhaupt nicht, der Gatte. Was? Kirschen, allenfalls frisch isst er sie, jede Art von gekochten Kirschen oder Kirschmarmelade – all das ist ihm zuwider. Ganz schlimm ist es mit den Pralinen, ihr wisst schon, die es nur in der kühlen Jahreszeit gibt: außen Schokolade, innen Kirschen und Alkohol … Die hasst er regelrecht. Obwohl, es gibt Ausnahmen. Und diese hier gehört dazu. Wilmas Kirschtorte, nussig, schokoladig und mit Kirschen belegt, die liebt er. Liegt wohl daran, dass dieses Rezept von seiner Mutter stammt!
Und wenn wir per Zungenspitze verreisen möchten, dann backe ich einen zitronigen Kuchen. Die Torta Margherita kommt aus Italien und verdankt ihren Namen vermutlich wieder einmal der offenbar sehr feinschmeckerisch begabten Königin Margherita di Savoia. Angesichts der Zahl der Eier und des verwendeten Limoncello* ist dies quasi eine Luxus-Variation des Zitronenkuchens.
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Die-mit-dem-Kochlöffel-tanzt (Saturday, 30 May 2020 08:13)
Auch ich habe gelesen, dass wir Deutschen das Kochen ziemlich verlernt haben. Das verwundert allerdings nicht in Zeiten von Kochboxen, von to go- und Lieferdiensten. Wir haben das einfach nicht mehr nötig. Wie ist das eigentlich in anderen (europäischen) Ländern?
Schöne, inspirierende "Liste", die Du hier zusammengestellt hast. Wenn auch vielleicht etwas zu aufwändig und exotisch für Kochnovizen ;-)
LG
https://reisehappen.de/