Wilsons Prom - davon hatten wir vor der Planung unseres Australien-Roadtrips noch nicht gehört. Ja, ich gestehe, ich musste sogar nachschauen, wie Promontory zu übersetzen ist (promontory heißt Landspitze, Landzunge, Vorgebirge oder Kap, im Binnenland kann es auch Felsvorsprung bedeuten).
Zur kurz und knackig auch Prom Coast genannten Halbinsel kamen wir auf dem Weg von Melbourne und dem Yarra Valley nach Ulladulla, Wollongong und zurück nach Sydney. Es war schon März 2020 und das Thema Covid-19 wurde immer präsenter auch in Australien. Zudem war die Ferienzeit der Australier vorbei, der Sommer ging zu Ende und weiter Richtung Norden an der Küste lag ein von den Buschfeuern in der Saison 2019/2020 besonders betroffenes Gebiet auf unserer geplanten Route.
Dennoch, die Ecke bedeutete für uns zwar einen Umweg auf der Weiterreise, gelohnt hat es sich dennoch. Das hatte verschiedene Gründe: die traumhafte Natur und Landschaft, die Abgelegenheit auf der einen Seite und eine wirklich tolle Unterkunft auf dem Lande zum anderen. Aber lest doch einfach mal selbst!
Wilsons Promontory
Die Wilsons Promontory ist also eine Halbinsel in South Gippsland, dem südlichsten Teil des australischen Kontinents. Am South Point befindet sich bei 39° 08' S der Wilsons-Promontory-Leuchtturm. Die Küstenlandschaft der Landzunge ist von Wattlandschaften, sandigen Stränden und geschützten Buchten geprägt, die von graniten Landzungen und Klippen im Süden und dahinter liegenden Küstendünen und Sümpfen unterbrochen werden. Besiedelt ist diese Landschaft von verschiedenen Aborigines nachweislich seit 6500 Jahren.
Ihren Namen bekam die Halbinsel nach Thomas Wilson. Über Wilson weiß man kaum etwas, er war wohl ein Händler aus London, der mit Australien Geschäfte betrieb. Die ersten Aufzeichnungen über die Region Wilsons Promontory stammen von George Bass, der 1798 die Küste des Vorgebirges erkundete. Aufgrund der massiven Granitvorkommen war eine Besiedlung zunächst nicht interessant. Erst 1872 wurde in Refuge Cove eine Walfangstation eingerichtet. 1854 wurde in der Sealers Cove ein Sägewerk errichtet.
Warum sind wir dort überhaupt hingefahren? Nun, der eigentliche Plan bei unserem Roadtrip war es, entlang der Küste Richtung Norden nach Sydney zurückzufahren. Da haben uns dann allerdings die australischen Buschfeuer einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn Teilbereich waren so schwer betroffen, dass wir umplanen mussten. Ein wenig "ans Meer" sollte es aber dennoch gehen und so führte uns ein Umweg für wenige Tage auf die Halbinsel. Ruhig und dünn besiedelt ist es hier, die Fahrstrecke führte uns durch leeres Farmland, immer wieder entdeckten wir Schafe oder Rinder, vereinzelt einsame Gehöfte an der Straße oder auch in der Ferne. Anderen Autos begegneten wir nur wenig, eher schon einmal einem Trecker.
Fish Creek war der letzte Ort auf unserem Weg zu unserer Unterkunft. Winzig, leider zwar ein geöffnetes Postamt für ein paar gute alte Postkarten, alle Geschäfte jedoch geschlossen, keine Möglichkeiten zum Einkauf oder gar zum Essen und eine eindrucksvolle Einwohnerzahl von 827. Unsere Unterkunft lag in-the-middle-of-nowhere - und war einfach zauberhaft. Ein kleiner Bungalow in absoluter Ruhe, mit Küche und Schlafzimmer, einem barrierefreien Bad und von der Terrasse ein Blick in die Natur.
Zum Glück hatten wir noch Reste in unserem Reiseproviant, eine Flasche Wein war auch noch vorhanden - so konnten wir abends gemütlich in unserer Unterkunft etwas essen und trinken. Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück, geliefert in einem netten Korb direkt vor die Tür, dann auf Tour. Auf der Halbinsel befindet sich nämlich der Wilsons Promontory National Park, der auch liebevoll als "the Prom" bezeichnet wird. Das Gebiet wurde während des Zweiten Weltkriegs als militärisches Übungsgelände genutzt und war daher lange Jahre nicht betretbar. Die einzige Siedlung auf Wilsons Promontory ist Tidal River, 30 km südlich der Parkgrenze. Hier findet man auch die einzige Einkaufsmöglichkeit für Getränke, Lebensmitte, Snacks: den Tidal River General Store & Take Away.
Neben einem Ausflug in den Nationalpark waren wir auch an der Küste, genauer gesagt in Sandy Point. Richtig leben hier nur 270 Menschen, während der Ferienzeit jedoch sind es mehrere Tausend. Die
Küste an der Waratah Bay hat einen überwachten Surfstrand von Sandy Point, gesamt ist der Strand nahezu unglaubliche 18 km lang. Drei Kilometer östlich von Sandy Point liegt Shallow Inlet, ein
beliebter Angelplatz. Dort wurden mehrfach Rekorde im Geschwindigkeitssegeln aufgestellt, 2009 durchbrach die Yacht "Macquarie Innovation" dort die Geschwindigkeitsgrenze von 93 km / h (50
Knoten). Im Sandy Point General Store haben wir am späteren Nachmittag, auf der Rückfahrt zu unserer Unterkunft noch die letzte Mahlzeit des Tages bekommen: Fish & Chips mit
kühlen Getränken - hinter uns wurde dann der Laden abgeschlossen, schon unsere Eiscreme zum Dessert mussten wir außerhalb verzehren. Die Saison war vorbei, der Feierabend wichtig! Uns hat es
geschmeckt. Ich schreibs dennoch auf, denn sollte jemand auf unseren Spuren wandeln wollen: bei einem Abstecher zur Prom Coast sollte man sich nach unseren Erfahrungen ausreichend auf
Selbstversorgung einstellen.
Touren rund um Wilsons Promontory und Umgebung*
Wilsons Promontory National Park
Der Wilsons Promontory National Park wurde 1898 begründet und bis heute auf 490 km² erweitert. Die vielfältige Landschaft bietet Lebensraum für etwa 700 Pflanzenarten und eine reichhaltige Tierwelt. Zu den beliebtesten Aktivitäten zählt neben Wassersport das Wandern durch den Park
Zur reichen Tierwelt gehören neben verschiedenen Känguruarten, Koalas, Emus und Wombats auch weniger bekannte australische Tiere wie Kaninchenkängurus oder Beutelmäuse. Ab und an werden verschiedene Walarten entlang der Küste gesichtet. Auch die Pflanzenwelt ist durch die diversen „Kleinklimazonen“ des Parks sehr artenreich. Es gibt Warm- und Kaltregenwald, Teatree-Wälder, Sumpf- und Küstenpflanzenpopulationen und Heideland.
Wir haben auf unserer Fahrt mit dem Auto durch den Park immer wieder einmal angehalten, Natur und Ausblicke genossen. Mir hat es an diesem Strand besonders gut gefallen: Squeaky Beach ist zwar nicht für Rollstuhlfahrer zu erreichen, aber einen kurzen Spaziergang für Fußgänger auf jeden Fall wert. Der Strand mit weißen Quarzsand quietscht beim drüber laufen, daher der Name. Es war wie ausgestorben, Strand und Meer hatte ich ganz für mich allein!
Eine atemberaubende Fahrt führte uns hinauf auf den Telegraph Saddle Car Park. Die Aussicht vom Parkplatz ist sehenswert, ansonsten ist der Parkplatz Ausgangspunkt für verschiedene Wanderungen (also eher interessant für Wanderer, weniger für Rollstuhlfahrer).
Ein wenig länger haben wir uns in Tidal River, aufgehalten. Hier fanden wir nämlich die einzige Einkaufsmöglichkeit im Park für Getränke, Lebensmitte, Snacks: den Tidal River General Store & Take Away. Und natürlich haben wir diese Chance für einen kleinen mittäglichen Lunch mit Pies, Sandwich, Kaffee und kalten Getränken genutzt. Es schmeckte, war aber nichts Außergewöhnliches. Der Tidal River gibt dem kleinen Ort seinen Namen. Es ist der Hauptfluss auf Wilsons Promontory, auffällig ist sein rot-gelbes Wasser. Die am Ufer wachsende Südseemyrte färbt das Wasser mit Tannin.
Der Eintritt in den Nationalpark ist kostenlos. Besucher haben die Möglichkeit, gegen Gebühren im Park zu campen und auch auf Wanderungen in Rastlagern zu übernachten.
Wilsons Promontory National Park
Information Centre
1 Ring Road
Tidal River VIC 3960
Barrierefreiheit des Wilsons Promontory National Park
Man kann den Nationalpark gut mit dem Auto durchfahren, allerdings ist er sehr bergig und eher für Outdoorbegeisterte, Wanderer und Wassersportler geeignet. Nur einen geringen Teil des Parks kann man im Auto oder mit dem Rollstuhl erkunden. Dennoch, einiges wird in Sachen Barrierefreiheit geboten.
- Der Loo-Ern Track folgt dem Südufer des Tidal River ab der Fußgängerbrücke des Tidal River. Eine Promenade mit Angelplattformen erlaubt Ausblicke auf die empfindlichen Mündungsfeuchtgebiete.
- Ein geländegängiger TrailRider-Rollstuhl und Rollstühle mit Strandzugang stehen Besuchern mit eingeschränkter Mobilität kostenlos zur Verfügung, um Zugang zu einigen Stränden und Wanderwegen des Prom zu erhalten. Weitere Informationen könnt Ihr im Tidal River Visitor Center erfragen.
- Der beste Zugang zum Tidal River und zum Norman Beach für alle Strandrollstühle und Kinderwagen ist bei Ebbe von der ersten Bootsrampe am Ufer des Flusses. Die Rampe findet Ihr in der Nähe des Campingplatzes, direkt neben dem Parkplatz des Tagesbesucherbereichs. Der Strand ist etwa 1/2 km von der Bootsrampe entfernt, um dorthin zu gelangen sollten Rollstuhlfahrer und Begleitung einigermaßen fit sein. Die Betonrampe ist mit einer Neigung von ungefähr 1:10 ziemlich steil. Das Flussbett ist bei Ebbe relativ eben und besteht aus einer feuchten, verdichteten Sandoberfläche bis zum Strand.
Prom Coast Holiday Lodge
Die Prom Coast Holiday Lodge liegt auf einem malerischen 10 Hektar großen Grundstück mit üppigem Grün und gepflegtem Garten in-the-middle-of-nowhere - und ist einfach zauberhaft. Es gibt Kühe, Schafe, Ziegen, Hühner und einen Pfau, die Tiere darf man sogar füttern oder die Eier sammeln. Mit 3 Hektar unberührtem Busch auf der Rückseite des Grundstücks sind auch Wombats, Wallabys, Koalas und zahlreiche Vögel regelmäßige Besucher.
Unsere Unterkunft war ein kleiner Bungalow in absoluter Ruhe, mit Küche und Schlafzimmer, einem barrierefreien Bad und von der Terrasse ein Blick in die Natur. Das Cottage mit der Nummer 5 bot nicht nur ausreichend Platz für 2 Erwachsene, die Küche war gut ausgestattete Küche und natürlich gab es auch Bettwäsche und Handtücher. Zudem gab es TV, DVD, freies, leider etwas schwächelndes WLAN, DVDs und Brettspiele sowie Deckenventilatoren, ein gemütliches Ledersofa, ein Weber BBQ auf der Terrasse und vieles mehr. Und allmorgendlich bekamen wir unseren Frühstückskorb mit Saft, Müsli, Obst, Eier, Toast und Tee / Kaffee an die Tür geliefert.
1075 Waratah Road
Waratah Bay, 3959
Telefon: +61356841110
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