Besuch im Museum Kunst der Westküste auf Föhr

Museum Kunst der Westküste
Museum Kunst der Westküste

Bei unserem Aufenthalt auf Föhr im letzten Spätsommer stand auch ein Besuch im Museum Kunst der Westküste auf dem Programm. Ihr werdet sagen: Kunst auf einer Nordseeinsel, ist das nicht unüblich, ungewöhnlich?

 

Ja, in der Tat, das ist es wohl - aber ein Besuch lohnt sich wirklich! Das Museum, auch bekannt als MKdW, ist ein einzigartiges Museum mit einer großen Sammlung von Kunstwerken aus dem 19. bis 21. Jahrhundert. Die Sammlung umfasst Werke von bekannten Künstlern wie Emil Nolde, Max Liebermann und Edvard Munch, aus Skandinavien, den Niederlanden, Deutschland, die in dieser dichten Zusammenstellung selten zu sehen sind. Daneben zeigt das Museum auch wechselnde Ausstellungen mit Werken von zeitgenössischen Künstlern sowie Sonderausstellungen zu bestimmten Themen oder einzelnen Künstlern.

 

Die Insel Föhr ist selbst ein schönes Reiseziel, mit malerischen Dörfern und der Stadt Wyk. Es gibt nordfriesische Landschaft, viel Natur und herrliche Strände. Unser erholsamer Inselurlaub ließ sich so vortrefflich mit einem Besuch des MKdW verbinden. Dieser lohnt sich nicht nur bei Regenwetter, sondern wegen der spannenden und modern präsentierten Ausstellungen auf jeden Fall und sollte bei einem Urlaub auf Föhr immer zum Programm gehören.

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Unsere An- und Abreise, den Aufenthalt und Restaurantbesuche haben wir selbst organisiert und bezahlt. Ich wurde aber bei einigen Recherchen auf dieser Reise von der Föhr Tourismus GmbH unterstützt. Vielen Dank dafür und für die Möglichkeit, die Insel so intensiv erkunden zu können an Anna-Katharina Preißler.

 

Unser Besuch des Museums wurde durch freien Eintritt, Informationsmaterial und eine sehr sachkundige Begleitung unserer Besichtigung unterstützt. Vielen Dank dafür und für das gesellige Mittagessen an Marlene Röker und Dr. Pia Littmann.

 

Das hier ist meine persönliche Meinung, Fehler gehen ebenfalls zu meinen Lasten!

Das Museum Kunst der Westküste

Museum Kunst der Westküste
Museum Kunst der Westküste

Das Museum Kunst der Westküste ist ein gemeinnütziges Stiftermuseum, das im Sommer 2009 in Alkersum auf Föhr eröffnet wurde. Hier wird Kunst gesammelt, erforscht und vermittelt, die sich mit den Themen Meer und Küste auseinandersetzt. Der Schwerpunkt liegt dabei geografisch auf den Westküstenländern Niederlande, Deutschland, Dänemark und Norwegen: Künstlerisch konzentriert sich das MdKW auf die Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts. Das Museum wurde  von dem Unternehmer Frederik Paulsen gestiftet, dessen Familie aus Alkersum auf Föhr stammt.

 

Errichtet wurde das Museum in Alkersum in „Grethjens Gasthof“, der ehemaligen Gastwirtschaft im Dorf. Hier kehrten bereits im 19. Jahrhundert Künstler aus Deutschland und Dänemark sowie Insulaner ein. Die Lage des Museums als Anbau und mitten im Dorf war also nur folgerichtig. So wird ein sozialer und künstlerischer Treffpunkt wiederbelebt. Der Museumskomplex verbindet Geschichte und Gegenwart. Weiße und kubische Säle kontrastieren mit der großen reetgedeckten Ausstellungshalle, ein Glasgang schafft Verbindung.

 

Das Museum zeigt keine Dauerausstellung. Damit auch für regelmäßig wiederkehrende Feriengäste der Besuch spannend bleibt, wird die umfangreiche Sammlung unter wechselnden Aspekten jährlich neu präsentiert. Ergänzt wird dieses Angebot durch die Präsentation von Leihgaben aus dem In- und Ausland.

 

Und eines muss man anerkennen: durch das anspruchsvolle Programm hat sich das Museum rasch zu einem kulturellen „Leuchtturm“ auf Föhr entwickelt, der internationale Anerkennung genießt.

 

Aktuell (März 2023) zeigt das MKdWK 200 Seefahrersouvenirs aus aller Welt, die in der Wyker Hafenkneipe „Glaube – Liebe – Hoffnung“, von Gästen liebevoll „Bei Tante Herta“ genannt, zusammengekommen sind. Tatsächlich geht es bei dieser Ausstellung um die Erinnerung, um unseren persönlichen Umgang mit Vergangenem und dessen Auswirkung auf unsere Zukunft. Parallel dazu rückt mit "Dampfer, Deiche, Dramen" die grafische Sammlung in den Mittelpunkt einer Ausstellung.

"Provenienzgeschichten - Max Liebermann im Fokus"

Museum Kunst der Westküste
Museum Kunst der Westküste

Im Mittelpunkt unseres Besuches im letzten Jahr stand die Ausstellung "Provenienzgeschichten - Max Liebermann im Fokus". Ein recht ungewöhnliches Ausstellungsthema, wenngleich ein Thema, das in den letzten Jahren zahlreiche Museen und Eigentümer beschäftigt. Worum geht es?

 

Die Provenienz eines Kunstwerks umfasst Informationen über die Herkunftsgeschichte und die früheren Besitzer eines Kunstwerks. Es geht also um den Verbleib des Werks, um Verkaufs- und Tauschgeschäfte, Auktionen und Ausstellungen, die das Werk durchlaufen hat.

Die Provenienz ist von entscheidender Bedeutung, da sie die Authentizität, den Wert und die Bedeutung des Werks beeinflussen kann. Und schließlich kann sie wichtige Informationen liefern, um Fragen der Restitution oder Rückgabe von gestohlenem oder unrechtmäßig enteignetem Kulturgut zu klären.

 

In den letzten Jahren gab es mehrere bekannte Restitutionsfälle als Teil eines internationalen Bemühens, den Diebstahl von Kunstwerken in der Nazi-Ära anzuerkennen und aufzuarbeiten, bei denen Werke  ehemalige Besitzer oder deren Erben zurückgegeben wurden. Gehört habt Ihr vielleicht von der Rückgabe des Gemäldes "Porträt einer Frau" von Lovis Corinth an die Erben des jüdischen Kunsthändlers Max Silberberg aus der Sammlung des Museum Kunstpalast in Düsseldorf oder des Gemäldes "Sitzende Frau" von Henri Matisse an die Erben des ehemaligen jüdischen Kunstsammlers Paul Rosenberg im Jahr 2021 aus dem Städel Museum in Frankfurt.

Museum Kunst der Westküste
Museum Kunst der Westküste

Wir hatten das große Glück, auf unserem Rundgang durch die Ausstellung von Marlene Röker und Dr. Pia Littmann begleitet zu werden. Sie machten die Geschichte rund um das 1890 im niederländischen Zandvoort gemalte Bild "Wäschetrocknen - Die Bleiche" von Max Liebermann für uns zu einem echten und sehr spannenden Krimi.

 

Im Jahr 2017 geriet die Ölstudie, die sich als Dauerleihgabe im MKdW befindet, in den Verdacht, während der NS-Zeit ihrem jüdischen Vorbesitzer unrechtmäßig entzogen worden zu sein. Das Bild gehörte ehemals dem Leipziger Unternehmer Moritz Ury und seiner Frau. Erworben hatten sie es wohl für 3000 Reichsmark bei Cassirer in Berlin. Einige Jahre später gab er das Max Liebermann Bild in eine Leipziger Ausstellung. Mit seiner Frau Selma emigrierte Moritz Ury in die Schweiz, wo er 1938 starb, drei Jahre später starb dort auch seine Frau. 

 

Vierzig Kisten gingen danach als Erbe aus der Schweiz in die USA, wohin sich andere Teile der Familie vor den Nationalsozialisten retten konnten. Aber war auch der Liebermann "Wäschetrocknen - Die Bleiche" darunter? Beschlagnahmten NS-Behörden das Gemälde? Oder musste es als Reichsfluchtsteuer herhalten, wie Urenkel Mitchell Ostwald vermutete? Jahrelang ließ Ostwald das Bild suchen, ins Lost Art Register eintragen. Die Veröffentlichung des Falls in der „Frankfurter Rundschau“ und eine Föhr-Urlauberin, die daraufhin das Bild im Museum wiedererkannte und der FR eine Postkarte mit dem Bild von MaxLiebermann schickte, brachte die Geschichte 2017 ins Rollen.

Die verschlungenen Wege des Bildes "Wäschetrocknen - Die Bleiche" wurden das Thema der Ausstellung im Museum Kunst der Westküste. 1981 wurde "Die Bleiche" an eine Hannoveraner Galerie verkauft.  Aber wo kam das Bild damals her? Die jahrelange und komplexe Provenienzrecherche zeichnet akribisch und lückenlos die Herkunftsgeschichte der Bleiche nach. So wurde etwa die Bildrückseite untersucht. Überall sind Nummern und Namen aufgeklebt und handschriftlich notiert. Dort klebt ein Etikett mit der roten Nummer „133“ neben einem Stempel des Berliner Zollamtes am Anhalter Bahnhof.

 

Das konnte man auf der Bildrückseite verfolgen: Mit Bleistift stand ein Name hinten auf dem Bild "Wäschetrocknen - Die Bleiche". Es war die Unterschrift der Schwiegertochter Genia Ury, die sich 1972 vom ältesten Ury-Sohn in San Francisco hatte scheiden lassen. Ihre Handschrift ließ sich durch ihre Unterschrift auf der US-Einbürgerungsurkunde von 1943 wiedererkennen. Damit war klar: der Liebermann war auch viele Jahre nach NS-Verfolgung noch in Besitz eines Familienzweigs, nur wusste der andere Teil der Familie nichts davon. Danach erst ist es in den deutschen Kunsthandel gelangt. Die Ury-Nachfahren haben sich aus persönlichen Gründen vom geerbten Bild getrennt. Einen Verkauf, der in Zusammenhang mit der Emigration stand, hat es nicht gegeben.

 

Und so gab es ein Happy End: Das Ergebnis der Nachforschungen, die der Eigentümer zahlte, spricht Max Liebermanns "Wäschetrocknen - Die Bleiche" vom Verdacht der NS-Raubkunst frei. Die Erben haben den Liebermann aus der Lost Art-Datenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste und dem Art Lost Register in London streichen lassen. "Wäschetrocknen - Die Bleiche" von Liebermann bleibt auf Föhr.

Günter Zachariasen Unendlich Jetzt

Günter Zachariasen Unendlich Jetzt
Günter Zachariasen Unendlich Jetzt

Die zweite Ausstellung, die wir im Museum MdKW betrachten konnten, war "Günter Zachariasen: Unendlich Jetzt".

 

Der Maler wurde 1937 auf Sylt geboren und lebt in Nordfriesland auf dem Land. Seine Bilder haben keine gegenständlichen Motive. Vielmehr abstrahiert er in meditativer Malerei bis zu mehr als 25 Farben in feinster Verdünnung lasierend übereinander auf die Leinwand. Damit erreicht er eine erstaunliche Komplexität farbiger Tiefe, eine Fülle im Nichts. Zu betrachten gab es Bilder, die erstaunliche Ruhe ausstrahlen. Uns luden sie ein, versonnen und gelassen in unsere Gedankenwelt abzutauchen.

Informationen und Barrierefreiheit

Museum Kunst der Westküste
Museum Kunst der Westküste

Das Museum ist grundsätzlich barrierefrei, mit einem Behinderten-WC, Fahrstuhl und Rampen im Hauptausstellungsbereich. An wenigen Stellen benötigt man Unterstützung aufgrund nicht selbständig öffnender Türen.

Der Ausstellungsbereich auf der Galerie ist nicht mit dem Fahrstuhl erreichbar.

 

Das Museumsrestaurant und Café" Grethjens Gasthof" bietet Kuchen und Torten sowie eine wechselnde Tageskarte. Wir haben hier einen mittäglichen Imbiss genossen - frische Muscheln und einen sehr leckeren Flammkuchen.

 

Eintrittspreise

  • Erwachsene 10 €
  • Ermäßigt (Schüler*innen, Studierende, Auszubildende und FSJler*innen bis 29 Jahre, Menschen mit Behinderung (ab GdB 50), ausgewiesene Begleitpersonen erhalten freien Eintritt) 5 €
  • Kinder bis 18 Jahre frei 

Öffnungszeiten 2023

19. Feb. bis 31. Okt. 2023

  • Di bis So 10 bis 17 Uhr

1. Nov. bis 23. Dez. 2023

  • Di bis So 11 bis 16 Uhr

27. Dez. 2023 bis 7. Jan. 2024

  • Mo bis So 10 bis 17 Uhr

9. bis 14. Jan. 2024

  • Di bis So 11 bis 16 Uhr

Sonderöffnungstage

  • 10. April (Ostermontag)
  • 18. Mai (Christi Himmelfahrt)
  • 29. Mai (Pfingstmontag)
  • 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit)
  • 31. Oktober (Reformationstag)
  • 31. Dezember (Silvester)
  • 1. Januar 2024 (Neujahr)

Geschlossen montags sowie vom 24. bis 26. Dezember 2023

 

MUSEUM KUNST DER WESTKÜSTE

Hauptstraße 1

25938 Alkersum/Föhr

Tel.: +49 4681 747400

info@mkdw.de

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