Nach einem Begrüßungstee (bzw. Kaffee) im Franskraal Bed and Breakfast und dem Beziehen unserer Zimmer machen wir einen kleinen Rundgang durch den Ort. Besonders groß ist Franskraal nicht, besondere Sehenswürdigkeiten hat das Örtchen auch nicht zu bieten. Es ist halt eine von vielen Sommerfrischen der Kapstädter – wovon im frühen Süd-Frühjahr aber noch nichts zu merken ist. Wir snackten im kleinen Supermarkt des Ortes eine Pastete und ein Samosa, trinken dazu einen Softdrink… und beschließen dann, den Nachmittag auf der windgeschützten Terrasse unseres B&B zu verbringen.
Für den Abend haben uns Amanda und Helmie einen Tisch im von ihnen hoch gelobten Restaurant Benguela reserviert. Das Essen kann man wirklich nur als befriedigend bezeichnen, obwohl die Stimmung und das Ambiente – ganz in weiss und die einzelnen Tische im großen Gastraum mit leichten Vorhängen voneinander abgetrennt - sehr ansprechend sind. Wir fanden es für das, was wir auf dem Teller und im Glas geboten bekamen auch zu hochpreisig - vielleicht hätte uns schon warnen müssen, dass der Gastgeber Jonathan der erste auf dieser Reise war, der Düsseldorf kannte und die Stadt sofort mit Mode und Luxus in Verbindung brachte?
Am nächsten Tag hätten wir eigentlich eine Walbeobachtungsfahrt machen sollen – aber es war zu stürmisch und so fiel dieser Programmpunkt aus. Ersatzweise haben wir dann einen Ausflug mit dem Auto gemacht. Zuerst ging es zur Walbeobachtung nach De Kelders, nicht weit von Franskraal entfern kann man dort von der Uferstraße Cliff Str. Von dort und über die vorgelagerten Felsen hat man einen schönen Blick auf die im Meer spielenden Wale. Diese kleinen Stücke Steilküste gibt es nur im Bereich von De Kelders. Bei unserem Besuch sahen wir eine völlig entspannte Walkuh mit ihrem Kalb, die nur wenige Meter vom Ufer entfernt langsam vorbeischwammen und mit dem Kelp spielten. Ein wunderbares Erlebnis, bei dem wir die Zeit völlig vergessen haben und das wir mit nur wenigen anderen Zuschauern teilen mussten.
Von dort sind wir dann weiter gefahren nach Hermanus. Auf einem schmalen Streifen zwischen Bergen und Meer liegen hintereinander mehrere Gemeinden, die zusammen Greater Hermanus bilden. Hermanus ist benannt nach Hermanus Pieters, einem Lehrer aus Caledon, der zu Anfang des 19. Jahrhunderts sein Vieh in den Sommermonaten in kühlere Gebiete an der Küste trieb. Als er eine Quelle am Ort des heutigen Hermanus fand, schlug er dort für einige Monate ein Lager auf. Der Platz wurde bei den Farmern aus Caledon als Hermanuspietersfontein bekannt. Die ersten Siedler ließen sich hier im Jahr 1857 nieder. Gegründet wurde das Dorf offiziell im Jahre 1891, nachdem die Einwohner bereits 1879 eine Selbstverwaltung eingefordert hatten. Als der Ort im Jahre 1904 den Status einer Stadt erhielt, wurde der Name zu Hermanus verkürzt.
Haupteinnahmequelle für die Stadt war früher der Walfang. Denn vor Hermanus können in den Monaten Juli bis Dezember Südkaper beobachtet werden, die die Bucht Walker Bay in großer Zahl aufsuchen. Am Höhepunkt der Saison, im Oktober, werden regelmäßig etwa 150 Wale vor Hermanus gezählt. Alljährlich im September findet das Whale Festival statt. Alles in allem: in und um Hermanus dreht sich alles um die Wale, die auch die Haupttouristenattraktion der Kleinstadt sind.
Wir haben den sonnigen Tag zu einem Bummel über Markt und durch die Geschäfte genutzt, den Ausblick genossen (und leider dort keine Wale gesehen) und sind am Nachmittag über Gansbaai zurückgekehrt. Unterwegs haben wir einen kurzen Abstecher zum Danger Point Leuchtturm eingeschoben. Er wurde 1895 in Auftrag gegeben und ist auch noch heute in Betrieb und ein wichtiger Orientierungspunkt für die Seefahrt in Südafrika. Der Leuchtturm ist achteckig und 18,3 Meter hoch und man sieht sein Licht über 25 Meilen. Leider waren wir außerhalb der Besuchszeit dort und konnten ihn nur aus einiger Entfernung betrachten.
Am Abend konnten wir uns dann bei „Ciro´s“, einem guten traditionellen Fisch und Grill Restaurant, stärken. Dieses historische Kalkstein Fischerhaus in Gansbaai beherbergt seit über 14 Jahren das beliebte Restaurant. Wir waren an diesem Tag die einzigen Gäste und haben unser Dinner mit fangfrischem Fisch, einer grandiosen Lammhaxe in einer entspannten und liebevollen, Atmosphäre Sehr genossen. Dazu gehörte sicher auch die freundliche Aufnahme durch die Gastgeber, Piet & Bettie.
Am nächsten Tag ging es dann weiter – auf zur letzten Station unserer Rundreise. Aber halt… Ihr fragt Euch sicher, was denn mit unserem defekten Reifen weiter geworden ist. Ja, das ist noch einmal eine extra Episode.
In Franskraal angekommen habe ich nämlich mit unserem Autovermieter telefoniert. Ich wollte wissen, ob wir den Reifen flicken lassen sollen, ob die Niederlassung in Hermanus uns einen neuen Reifen besorgt oder wie es weitergeht. Es war nicht ganz einfach mit der dortigen Niederlassung zu telefonieren… es war viel zu tun, die Personaldecke zu dünn. Aber schließlich klappte es dann doch. Was erfuhr ich: nein, nicht den Reifen reparieren lassen und nein, auch tauschen können sie die Reifen leider nicht. Denn: „We don’t change tires, we only change cars.“ Ach so. Ob es denn dann vielleicht eine Möglichkeit zum Autotausch gibt, bevor wir uns auf den Weg nach Kapstadt machen? Aber selbstverständlich. Und sie habe auch bereits gesehen, dass wir ja ein „paraplegic adapted car“ benötigen. Das sei zwar in Hermanus nicht vorrätig, aber sie habe bereits mit Kapstadt telefoniert. Wir sollten auf dem Weg nach Kapstadt doch bitte vorbei kommen und die Autos tauschen. Leider werde es allerdings kein umgerüstetes Fahrzeug in der von uns gebuchten Kategorie sein. Man könne uns nur ein (selbstverständlich kostenfreies) upgrade, nämlich einen Mercedes C 280 Kompressor zur Verfügung stellen. Wie hätten wir denn da nein sagen sollen?
Und wie es weitergeht: HIER!