Sprachkurs in den Marken


auf dem Marktplatz
Piazza del Mercato in Spoleto - mit Lomo-Effekt bearbeitet -

Schon seit einigen Jahren lerne ich Italienisch, ganz langsam, mit Semesterkursen unserer VHS. Aber irgendwie muss es doch auch mal schneller gehen, muss ich lernen, den Mund aufzumachen und das Gelernte zu sprechen? Was liegt also näher als vor Ort, in einer schönen Umgebung, bei netten Menschen, mitten in Italien, stressfrei zu lernen? Also verbringe ich meinen Sprachurlaub in der Locanda dell'Istrice in den Marken.

 

In der Ankündigung heißt es:

 

"die in den täglichen 4 Unterrichtsstunden erworbenen Sprachkenntnisse werden im Laufe der Woche direkt „ausprobiert”: vorgesehen sind gemeinsame Ausflüge, beispielsweise Marktbummel oder Städtebesichtigungen, die Sie sich selbst auf italienisch erarbeiten. Das bedeutet, Sie setzen sich mit den anderen KursteilnehmerInnen, der Lehrerin und vor allem mit dem italienischen Alltag auseinander."

 

Ich bin schon sehr gespannt, freue mich auf Kurs, Locanda und Italien ... und werde nachher berichten. Versprochen!

 

Neben meinen Italienisch Büchern werde ich auch noch etwas Anderes zum lesen mitnehmen. Eingekauft habe ich - nachdem mich der Palazzo Ducale in Urbino im vergangenen Jahr so beeindruckt hatte - zwei Bücher über Federico da Montefeltro, den Herzog von Urbino, nämlich

... und was liest man sonst noch, wenn man nicht grad Italienisch lernt, sondern sich nur gut unterhalten will? Krimis natürlich, am besten welche, die zur Locanda passen, nämlich z. B.

Übrigens: wenn Ihr auf einen der oben erscheinenden Produktlinks klickt werdet Ihr zu Amazon weitergeleitet. Wenn Ihr dann noch kauft erhalte ich von Amazon dafür eine kleine Provision.

Reisebericht

Rocca d'Ajello im August 2011
Rocca d'Ajello im August 2011

Nach einem rundum angenehmen Flug bin ich Freitags pünktlich um 14:00 Uhr in Rom Fiumicino angekommen. Bis ich den Flughafen allerdings mit meinem Mietwagen (Fiat Panda mit rund 23.000 km..) verlassen konnte vergingen fast zwei Stunden.

 

Die Fahrt über Autostrade und später Landstrasse in Richtung Marken war angenehm, zügig, unspektakulär - und gegen 18:40 Uhr bin ich gut hier angekommen. Ein Kaffe und ein wenig Wasser zur Begrüßung, dann Zimmer beziehen (mit einem spektakulären Blick, Notiz an mich: morgen ein Foto machen...), Koffer auspacken und ein wenig ruhen.

 

Gegen 20:30 Uhr dann Abendessen. Lecker, wie nicht anders zu erwarten. Vorspeisen, gemischt und hausgemacht, danach Chitarine mit Sugo und Flußkrebsen und als Dessert eine leckere Zimt-Pflaumentorte... dazu Wein, Wasser, Espresso und Grappa. Kein Wunder, dass ich danach seelig schlummere!

San Severino

das Thermometer zeigt 29 °C
in San Severino

Samstag früh, gegen 08:30 Uhr werde ich wach. Mein erster Blick geht aus dem Fenster: blauer Himmel, sonniges Sommerwetter - all das, was wir im deutschen Sommer 2011 vermissen müssen.

 

Nach dem Frühstück beschliesse ich, nach San Severino zu fahren, dort ist samstags Markt. Auf dem Weg dorthin stelle ich fest, dass die einzige, die sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen hält diese blöde deutsche Touristin im Mietwagen ist... egal ob innerorts mit 30 oder 50 km/h, ausserorts mit 70 km/h: ich werde überholt, was das Zeug hält.

 

In San Severino zeigt das Thermometer morgens gegen 10:00 Uhr schon 29 °C - wie schön. Mit einem leichten Wind ist diese Temperatur sehr gut auszuhalten.

 

Ich schlendere geruhsam über den Markt, bestaune die italienische Schuhmode (von der ich, dank meiner "Quadratlatschen" nicht infiziert werden kann - die haben einfach nie Schuhe in meiner Größe...), die neuesten Lingerie-Trends und nützliche Küchenartikel. Es ist Ferragosto, viele Italiener sind ans Meer gefahren, es ist recht leer für einen Samstags-Markt und auch zahlreiche Geschäfte im Städtchen sind "Chiuso per Ferie". Dennoch, eine Bar hat geöffnet, ich ordere einen Caffe und ein Glas Wasser auf der Terrasse und schaue mir das Treiben um mich herum an.

 

Der Mittag naht, inzwischen hat auch der Pizzabäcker seinen Ofen angeheizt und nach einer zwiten Runde über den Markt kaufe ich mir ein Stück Pizza (das italienische Frühstück mit süßem Kleingebäck hält halt doch nicht wirklich lange vor) und beschliesse dann, vor der Siesta noch ein paar Einkäufe im Supermercato zu erledigen.

Markt in San Severino Marche
Markt in San Severino Marche

Mit all meinen Tüten kehre ich für eine Siesta in die Locanda zurück und geniesse den Luxus eines Schläfchens in der Mittagshitze.

 

Den Nachmittag verbringe ich auf der Terrasse mit Blick ins Tal und einem dicken Buch, unterbrochen nur durch ein paar kleine Gespräche mit anderen Gästen - alles Italiener bis jetzt, zum Glück einige dabei, die auch Deutsch sprechen - sonst würde ich wohl ziemlich schlechte Karten haben, so wie ich radebreche. Aber die Chefin hat allen erzählt, dass ich Italienisch lernen will - und alle geben sich Mühe, mich zum Sprechen zu bringen und verbessern geduldig und freundlich alle Fehler -  mein Konzept könnte also aufgehen... so viel gesprochen habe ich im Unterricht zu Hause selten (ja, es kommt tatsächlich auch vor, dass ich nicht soviel rede ;-) )

 

Was mir heute aufgefallen ist: die Italiener und ihr Umgang mit KIndern. Ja, das man bambini hier liebt, das weiß ich. Dennoch: heute in der Bar saß am Nebentisch ein junges Paar mit zwei Kindern, ein Säugling, noch im Kinderwagen, friedlich schlafend und seine große Schwester. Etwa 4 Jahre alt, ein süßes Kind mit braunen Locken und großen, dunklen Kulleraufgen. Lucrezia hiess sie, soviel habe ich gehört. Gelato wollte sie essen, nach eindringlicher Befragung durch Mamma und Papa Joghurteis. Das Eis wurde serviert, nebst Caffe für die Mamma und Saft für den Papa. Aber das Eis fand nicht den Geschmack von Tochter - stattdessen entschied sie sich, alle Zuckertütchen (es waren etliche, mindestens 10 - 15) aufzureissen und über den Tisch zu verstreuen und dann den Zucker vom Tisch abzulecken... die Eltern fanden das offenbar recht normal?

 

Heute abend: Familie mit Sohn, so etwa 6 -7 Jahre alt - mochte offenbar sein Essen nicht essen. Der saß dann auf dem Schoß von Papa und wurde von Mammma wie ein Kleinkind gefüttert, ein Löffelchen für..., ein Löffelchen für...

 

Wundert es, wenn ich mir Sorgen um die Zukunft dieser Generation mache???

Tolentino

frühmorgens Blick von der Locanda
Blick aus dem Fenster

Wie versprochen: hier der frühmorgendliche Blick aus meinem Zimmerfenster. Da kann man doch fröhlich wach werden - oder?

 

Am Sonntag habe ich ausgeschlafen, in Ruhe gefrühstückt und mich dann auf den Weg gemacht. Vielleicht zum Schwimmen im See oder auch nur zur Besichtigung – egal, ich wollte mich einfach mal treiben lassen. Quer über die Berge bin ich via Camerino Richtung Lago di Polverino gefahren. Der See war gut bevölkert und so habe ich mich entschlossen, zunächst Calderola zu besuchen.

 

Der Ort war in der Mittagshitze wie ausgestorben, die beiden Kirchen am Hauptplatz allerdings noch geöffnet und ich konnte in beide einen Blick werfen. Vielleicht bin ich ein Kunstbanause – aber spektakulär fand ich weder San Martino noch Santa Maria del Monte. Auch die Bar und Gelateria war geöffnet und so habe ich mir zur Abkühlung im italienische Sommer ein Eis gegönnt. Lecker war es und auf einer italienischen Piazza schmeckt das Gelato gleich doppelt gut!

Wallfahrtskirche des hl.Nikolaus von Tolentino
Wallfahrtskirche des hl.Nikolaus von Tolentino

Von bin ich dann nach Tolentino gefahren, nicht weit, immer durchs Tal und dann hinauf ins Stadtzentrum. Im Reiseführer hatte ich über den heiligen Nikolaus von Tolentino gelesen. Nach ein wenig Suchen fand ich auch die ihm gewidmete Basilika. Dieser Nikolaus ist nicht derjenige vom 6. Dezember sondern ein Namensvetter, ein Augustinermönch, der 1305 in Tolentino starb – nicht ohne zuvor zahlreiche (wohl 301?) Wunder zu bewirken. Die Basilika hat eine sehr schöne, reich verzierte Holzdecke, sehenswert darüber hinaus die Kapelle der heiligen Arme (wo früher die Arme des Nikolaus aufbewahrt wurden) und die Krypta (wo der „wiedervereinigte“ Nikolaus nun seine letzte Ruhe gefunden hat) sowie die Capellone, das alte Oratorium mit sehr schönen Wandfresken.

Statue von Giorgio Orsini
hl. Nikolaus von Tolentino

Ferragosto

Ölkaraffen
Mercantino in Castelraimondo

Am heutigen Montag war Ferragosto (von lat. Feriae Augusti = Festtag des Augustus). Das ist in Italien der Feiertag am 15. August, in der katholischen Welt auch als Mariä Himmelfahrt gefeiert. Er gilt als einer der wichtigsten kirchlichen und familiären Feiertage Italiens.

Seine Geschichte reicht jedoch weiter zurück: der 15. August gilt in Italien als der heißeste Tag des Sommers und kennzeichnet somit den „Wendepunkt des Sommers“. Daher bestimmte Kaiser Augustus, dass dieser Tag nicht nur für die freien Römer, sondern auch die Sklaven ein arbeitsfreier Tag sei. Er dürfte damit der älteste heute noch begangene Feiertag sein.

 

Um diesen Tag herum planen die Italiener auch heute noch ihren Urlaub, zumeist im eigenen Land, und zwar dort, wo es kühl ist: am Meer oder in den Bergen. Deshalb verstehen viele Italiener unter Ferragosto auch den gesamten Urlaub, den sie um den 15. August nehmen. Dieser Zeitraum ist fast wie staatlich angeordnete Ferienzeit zu betrachten. Fast das gesamte bürokratische und wirtschaftliche Leben kommt zum Erliegen. Überall wird gefeiert, die meisten Läden, Restaurants, Theater, Kinos aber auch Behörden sind geschlossen.

 

In Castelraimondo fand ein Flohmarkt statt – er war wenig spektakulär, von Antiquitäten keine Spur, eher die Reste der letzten Keller-Entrümpelung… aber immerhin ein wenig Abwechslung am ansonsten ruhigen und stillen Tag.

Camerino

Blick vom Balkon des Palazzo Ducale in Camerino
Blick von Camerino auf die Monti Sibillini

Der Dienstag stand zunächst im Zeichen des Sprachkurses: zunächst Unterricht in der Locanda, dann ein gemeinsamer Ausflug ins nahegelegene Camerino. Natürlich mit vorheriger Vorbereitung (alles auf Italienisch, versteht sich). Dort angekommen haben wir den Ort entdeckt, geleitet von einer durch unsere Sprachlehrerin vorbereitete italienische „Schnitzeljagd“: so zogen wir, wie eine Schulklasse, von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit und mussten zahlreiche Fragen zu Geschichte, Architektur, zu Universität oder Geschäften beantworten. Erstaunlich, wie viel man selbst von recht speziellen Texten versteht, selbst wenn zahlreiche Vokabeln noch fehlen…

Madonna im Dom von Camerino
Madonna della Misericordia

Das Zentrum von Camerino wird vom Palazzo Ducale geprägt, er besteht aus drei Gebäudeteilen: dem Palazzo Gentile aus dem 13. Jahrhundert, dem Palazzo Venanzio aus dem 14. Jahrhundert sowie dem Palazzo Nuovo aus dem 15. Jahrhundert. Mit dem Ende der Herrschaft der Familie da Varano im Jahr 1571 gingen die Gebäude an die Universität der Stadt über, heute befindet sich die juristische Fakultät in dem Palast. Gegenüber dem Palast befindet sich der schmucklose Dom, der 1997 bei einem Erdbeben schwer beschädigt wurde, mit der Madonna della Misericordia.

Landschaft bei Camerino
Landschaft bei Camerino

Umgeben wird Camerino von einem Ring von Burgen, darunter auch die die Rocca d'Ajello, zu der die Locanda gehört. Unter der Herrschaft der da Varano waren die Burgen Teil eines militärischen Verteidigungs-Systems, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1382 zurückreichen.Nach einem Kaffee auf der Piazza und später einem abschließenden Eis sind wir erst am Nachmittag in die Locanda zurückgekehrt.

 

Am Mittwoch widmete sich der Unterricht in erster Linie unseren Grammatik-Kenntnissen (porca miseria…!), so dass nach gut vier Stunden intensivem Unterricht nur noch Erholung angesagt war. Schönes Wetter, Temperaturen über 30 °C, das rief nach einem Nachmittag am See!

Matelica

Produttori Vitivinicoli Matelica Soc Coop.
Pro.Vi.Ma

Und am Donnerstag? Da werden wir uns zunächst vorbereiten, auf das Thema Weinherstellung, Kellerei, Geschmack und Qualität – und dann die Cantina in Matelica besuchen. Der Verdicchio di Matelica ist ein Weißwein aus der Gegend, seine Zone umfasst u. a. auch das Gebiet um Camerino. Die Rebflächen befinden sich dabei mehrheitlich auf Süd-West-Hängen. Der Wein wird zu mindestens 85 % aus der Rebsorte Verdicchio gekeltert. Hinzugefügt werden dürfen die Rebsorten Trebbiano toscano und Malvasia. Die Erträge sind niedrig; der Wein sollte jung getrunken werden.

 

Die Cantina Produttori Vitivinicoli Matelica ist eine Kooperative verschiedener kleiner Weinbaubetriebe und konzentriert sich auf den Verdicchio, wenngleich es auch Rot- oder Rosewein zu kaufen gibt. Wir bekamen eine kurze Führung, auf Italienisch versteht sich – und, oh Wunder, ich denke, dass Wesentliche habe ich sogar verstanden. Sogar nachfragen konnte ich. Der Unterricht – 5 Lernende und eine Lehrerin – ist intensiv und zeigt Erfolge!

 

Angesichts des sommerlichen Wetters und der Temperaturen von über 30 °C fand der Nachmittag unter Bäumen im Liegestuhl bei der Locanda statt, ein Buch vor der Nase oder im Gespräch mit Mitschülerinnen.

San Severino

vom Duomo Vecchio aus gesehen
Blick auf San Severino Marche

Am Freitag, dem letzten Unterrichtstag hat uns Elisa, die Lehrerin, nochmals das volle Unterrichtsprogramm verordnet. Vier Stunden unregelmäßige oder reflexive Verben, das Passato oder das Imperfetto – diese Sprache klingt zwar herrlich, hat aber ohne Zweifel auch Tücken. Dennoch, der Unterricht auf der schattigen Terrasse ist spannend, unterhaltsam, immer wieder durch kleine Spiele (z. B. „Tabu“ auf Italienisch…) aufgelockert.

 

Am Nachmittag mache ich mich dann mit einer Mit-Lernenden gemeinsam auf den Weg nach San Severino. Heute wollen wir den Duomo Vecchio besichtigen. Oben angekommen genießen wir zunächst die wunderbare Aussicht auf die kleine Stadt (den spindelförmigen Hauptplatz kann man aus der Vogelperspektive wunderbar erkennen) und stellen dann fest, dass man sich den Dom von der Museumskustodin aufschließen lassen muss. Sie begleitet uns in den Dom und wir kommen ins Gespräch – etwas holprig zwar, aber wir verstehen ihre Erklärungen zum Dom und dem dort begrabenen Stadtheiligen San Severino (sowie dessen Bruder, der ebenfalls heiliggesprochen wurde). Sogar für anderes bleibt noch Raum: ihr Vater hat in Gelsenkirchen gelebt und sie ihn dort schon einmal besucht. Hinterher sind wir uns beide einig: zu Beginn der Woche hätten wir das nicht alles verstanden und fragen können – und wir hätten beide nicht gewagt, uns in ein Gespräch verwickeln zu lassen. Der Sprachkurs in den Marken: eine Erfolgsgeschichte. Wir sind stolz auf unseren Lernerfolg.

Fonte delle Sette Canelle
Fonte delle Sette Canelle

Mit einem Abstecher zur Fonte delle Sette Canelle, die grad von einer alten Frau in großen Gummistiefeln sorgfältig geschrubbt wird und mit der wir natürlich auch wieder ein wenig schwätzen (der süße Geschmack des Erfolges ;-) ) kehren wir dann in den Ort zurück und schlendern über die frühabendlich belebte Piazza del Popolo mit ihren Arkadengängen. Wir beschließen den Rundgang „al Bar“ und machen uns dann zurück auf den Weg zur Locanda dell’Istrice.

 

Für heute Abend hat uns Diego Vincisgrassi versprochen. Dabei handelt es sich um einen Lasagne-ähnlichen Nudelauflauf mit würziger Fleischfüllung. Die genaue Herkunft dieses typischen Gerichtes der traditionellen Küche der Region Marche ist nicht bekannt. Die Italiener bringen den Namen gerne in Zusammenhang mit dem österreichischen General Alfred I. zu Windisch-Graetz, der bei der Belagerung von Ancona 1799 gegen Napoleon gekämpft hatte: Die Bezeichnung Vincisgrassi soll danach eine volkstümliche Verballhornung des Namens des Generals sein. Andere Quellen sagen, das ein vergleichbares Gericht “Princisgrass” bereits 1781 als typisches Gericht der Marken im Kochbuch eines zu seiner Zeit berühmten Koches, Antonio Nebia, aufgeschrieben wurde. Egal welche Geschichte nun stimmt: lecker sind diese Nudeln!

Piazza del Popolo in San Severino

Macerata

Piazza della Liberta in Macerata
Piazza della Liberta in Macerata

Im Gegensatz zu den anderen Kursteilnehmerinnen und der Lehrerin darf ich noch ein wenig verweilen und habe den heutigen Vormittag mit einem dicken Buch auf der Terrasse verbracht.

 

Nach der Mittagsruhe will ich mich später noch einmal auf den Weg machen. Macerata ist mein Ziel für heute. Die auf einem Höhenrücken gelegene Stadt mit Ausblicken auf die Umgebung bietet zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie Stadtpaläste, eine Universität und eine Opernfreilichtbühne, das Sferisterio aus dem 19. Jahrhundert, das bis zu 4500 Plätze bietet. Der Hauptplatz Piazza della Libertà wurde 1581 erbaut. Auf diesem Platz gibt es die Loge, den Uhrturm, das Rathaus, die Kirche San Paolo, das Theater, die Universität, die Prefettura. Auf der rechten Seite des Stadtturmes verläuft eine steile mittelalterliche Treppe, die Piaggia della Torre, auch Scalette genannt. Am deren Ende gelangt man auf die Piazza Mazzini, wo früher der Stadtmarkt abgehalten wurde.

 

Spoleto

Dom in Spoleto
Santa Maria Assunta

Nach einem letzten gemütlichen Abendessen in der Locanda musste ich dann am Sonntag früh leider abreisen. Ein Tipp von Beate, damit die Fahrt zum Flughafen Montagmorgens nicht zum Stress wird: „übernachte doch in Spoleto, das lohnt sich“. Wie Recht sie hatte.

 

Spoleto hat 39.574 Einwohner und liegt in Umbrien. Nach der Schlacht am Trasimenischen See im Jahr 217 v. Chr. wurde Spoletium durch Hannibal angegriffen, der durch die Einwohner zurückgeschlagen werden konnte. Während des zweiten Punischen Krieges war die Stadt eine Verbündete Roms. Unter den Langobarden wurde Spoleto um 570 die Hauptstadt des unabhängigen Herzogtums Spoleto. 1155 wurde die Stadt durch Friedrich Barbarossa zerstört. 1213 erfolgte die Besetzung durch Papst Gregor IX. Als der Papsthof nach Avignon zog, war die Stadt zwischen Ghibellinen und Guelfen umkämpft, bis schließlich Kardinal De Albornoz 1354 die Stadt wieder in den Kirchenstaat eingliederte.

 

Die Stadt hat mich sehr beeindruckt. Wegen ihrer Lage hoch auf einem Hügel, mit zahllosen schmalen Straßen, engen Treppengassen und ihrem zweifellos großen Charme. Etwas wesentliches habe ich in Spoleto allerdings versäumt: Die Basilica di San Salvatore, die mit einer Gruppe von Gebäudeensembles unter dem Titel „Die Langobarden in Italien, Orte der Macht (568 bis 774 n. Chr.)“ in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde.Ein Grund, noch einmal wieder zu kommen...  

 

Eine Gänsehaut bekam ich beim wirklich eindrucksvoll in Szene gesetzten Dom. Am Ende einer großen abschüssigen Treppenanlage liegt ein Platz mit dem Dom Santa Maria Assunta. Er wurde ab 1175 gebaut, nachdem die Truppen Barbarossas den Vorgängerbau zerstört hatten. Die ganze Anlage rund um den Dom herum wirkt zusammen mit den anderen Gebäuden wie ein Theater. Der Innenraum des Domes wurde 1638 barockisiert. Sehenswert sind die farbigen Fresken im Chorbereich von Filippo Lippi.

mittelalterliche Wasserleitung
Ponte delle torri

Mein Hotel lag ganz oben am Berg, zwischen der Rocca Albernoz und der Ponte. Die päpstliche Burganlage wurde ab 1359 von Gattapone, dem Baumeister aus Gubbio gebaut. Unterhalb dieser Burganlage liegt das wahrscheinlich berühmteste Bauwerk der Stadt, die Ponte delle torri, also die Brücke der Türme. In der „Italienischen Reise“ hat Goethe sie beschrieben:

 

„Spoleto hab' ich bestiegen und war auf der Wasserleitung, die zugleich Brücke von einem Berg zu einem andern ist. Die zeh(e)n Bogen, welche über das Tal reichen, stehen von Backsteinen ihre Jahrhunderte so ruhig da, und das Wasser quillt immer noch in Spoleto an allen Orten und Enden. Das ist nun das dritte Werk der Alten, das ich sehe, und immer derselbe große Sinn.“

 

Er irrte allerdings, denn es ist keine römische Wasserleitung, sondern eine mittelalterliche aus dem 13. und 14. Jahrhundert, eine seltene Wiederaufnahme der antiken Aquäduktform. Ihre gewaltigen Ausmaße von 230 Meter Länge bei 76 Meter Höhe haben sie - neben ihrer Seltenheit - so berühmt gemacht.

Spoleto
in Spoleto

Am Abend schlenderte ich noch ein letztes Mal durch die Stadt, aß Stringozzi, die übersetzt „Schnürsenkel“ genannten, umbrischen Nudeln auf der Piazza del Mercato und nahm Abschied von Bella Italia. Am Montag hieß es dann auf nach Rom, das Flugzeug in Fiumicino besteigen und heim reisen.

 

 

Es waren wunderbare zehn Tage, ich habe gelernt,

ich habe genossen – und ich komme sicher bald wieder!